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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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Aristokratie die Macht zurückbekommen müsse, die sie vor der Französischen Revolution in Europa gehabt habe. Er erntete tosenden Beifall. Er dankte Charles-Joseph Lamoral, dem siebten Prinzen de Ligne, der im Saal saß, für seine inspirierenden Gedanken über Europa. Dann feuerte er eine Breitseite gegen die Ideale der Aufklärung ab, die seiner Ansicht nach das Fundament für die Machtausübung des Adels schwächten. Besonders harsche Worte richtete er gegen Nicolas Spinoza, den Ideologen der Französischen Revolution, und gegen den Führer der Jakobiner Maximilien Robespierre, der die Maxime »Mitleid ist Verrat« verkündet hatte, bevor sie ihren König zur Guillotine beförderten.
EIN GEEIGNETER EHEMANN
    Heindrich galt als Mann mit den denkbar besten Ansichten. Er hatte eine weiche Stimme und gab nie der Versuchung nach, überlegen zu wirken. Er war auf liebenswerte Weise zuvorkommend und stellte zuweilen entwaffnende Ehrlichkeit unter Beweis. Dadurch nahm er jedermann für sich ein. Man raunte sich zu, er stehe beim Kaiser in einer speziellen Gunst.
    Er taucht auch hier und da in den Tagebüchern der Erzherzogin Henriette auf. Sie saß in zentraler Position in Schönbrunn und ließ sich nichts Wichtiges entgehen. Nicht viele fanden Gnade vor ihren Augen. Aber Heindrich hatte ihrem Mann im Krieg das Leben gerettet, und ihr gefiel seine Beredsamkeit. Vor allem seine Art, sich in den Salons zu bewegen, machte einen angenehmen Eindruck auf sie. Er trat stets mit Würde auf und konnte sich mit jedermann messen. Die Erzherzogin beschloss, dass er der richtige Mann war, alle Erwartungen, die ihre Nichte Clementina an das Leben haben konnte, zufriedenzustellen.
    Das Mädchen war einundzwanzig Jahre alt und erstrahlte in jugendlicher Schönheit, lebte aber von der Welt abgeschirmt unter den Blicken des Herrn und erfüllte zu jeder Zeit seinen Willen.
    Die Erzherzogin teilte nicht die Glaubensglut ihrer Nichte und machte sich keine Illusionen über sie. Sie wandte sich mit folgenden Worten an Heindrich: »Clementina ist sehr fromm, doch hat sie keine hervorstechenden geistigen Eigenschaften. Ihr Dasein besteht aus Gebeten und Danksagungen. Die Verantwortung für ihre Erziehung ruht auf den Schultern von Karmeliterinnen in einem Kloster nicht weit von Wien. Somit weiß sie alles über Respekt, Achtung und Verehrung. Dafür fehlt es ihr an Glut und Leidenschaft. Sie verstehen, was ich meine, mein Prinz. Gleichwohl bin ich davon überzeugt, dass sie Ihnen im täglichen Leben genügen und Ihnen einen Sohn schenken wird, der den Namen weiterführen kann. Durch die Heirat mit ihr gehen Sie einer großartigen Zukunft entgegen. Die Augen des Kaisers ruhen auf Ihnen.«
    Obwohl Heindrich aus einer adligen Familie stammte, die zu den ältesten Stützpfeilern der Kirche zählte und seit Jahrhunderten mit Kardinälen und Erzbischöfen auf Augenhöhe verkehrt hatte, war er, was Gott anbelangte, relativ freidenkerisch. Er las Voltaire, teilte jedoch dessen antiklerikale Haltung nicht. Allerdings war er der Meinung, natürlich ohne die Schuldigkeiten der Kirche gegenüber zu vernachlässigen, die seine Stellung von ihm forderte, der katholische Glaube baue auf kindlichen Vorstellungen auf, wie der unbefleckten Empfängnis und der Geburt von Gottes Sohn in Menschengestalt. Dennoch akzeptierte er Clementinas Frömmigkeit. Sie stellte in seinen Augen einen besonderen Vorzug dar, verstärkte sie doch die Eigenart dieser ansonsten ziemlich nichtssagenden jungen Frau.
    Niemand in der Aristokratie, wo nur wenige an den Mythos von der Liebe glaubten, wunderte sich darüber, dass Heindrich Clementina heiratete. Arrangierte Ehen hatten in der Geschichte Österreichs zu allen Zeiten eine wichtige Rolle gespielt. Auf diese Weise waren der Staat und die großen Vermögen begründet worden. Eine Prinzessin mit einem Prinzen von Blute zu paaren, aus zwei der ältesten Familien des Landes, die dem Thron in unverbrüchlicher Loyalität verbunden waren und auf allen Schlachtfeldern ihren Mut unter Beweis gestellt hatten, dies betrachtete man als Stärkung des Reiches und der Stellung des Kaisers.
    Niemand sagte es laut, doch es herrschte kein Zweifel daran, dass Clementinas enges Verwandtschaftsverhältnis zur Erzherzogin der ausschlaggebende Grund war, dass Heindrich um ihre Hand anhielt.
POLITISCHE ERFOLGE
    Auch in politischen Fragen war Heindrich eine Autorität. Wo andere Aristokraten Komplikationen sahen, die sie in der Regel verabscheuten und

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