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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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ihr, als sie schüchtern an die Tür klopfte. Die Albigenserin wirkte fast etwas erleichtert, die Freundin zu sehen, auch sie musste sich in dieser Familie einsam fühlen. Und Sophia fühlte sich gleich besser, als Dietmar ihr einladend zulächelte.
    »Komm herein, Liebste! Wir erzählen meiner Mutter gerade von Toulouse. Und von Herrn Salomon …«
    Sophia nickte unsicher. »Wo … wo ist denn Herr Gérôme?«
    Gleich darauf kam sie sich dumm vor. Sie wusste doch, dass der Medikus eigentlich Salomon war und Jude, und …
    Dietmar legte den Arm um sie. »Der hat sich entschuldigt. Er wollte die Familienzusammenführung nicht stören.« Dietmar schaute in Sophias verstörtes Gesicht. »Die deine ist … nicht harmonisch verlaufen?«, fragte er sanft.
    Sophia schüttelte den Kopf. Aber sie konnte jetzt nicht reden.
    Gerlin warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. »Ist schon gut, Kind«, sagte sie sanft. »Versuch es morgen noch einmal. Frau Luitgart … manchmal ist es nur der Wein, der aus ihr spricht.«
    Sophia rieb sich über die Augen. Gerlin lächelte ermutigend. »Du siehst entzückend aus, Sophia!«, wechselte sie dann das Thema. »Ein sehr schönes Kleid. Aber morgen werden wir uns etwas zu deiner Kleidung einfallen lassen müssen, nicht wahr? Du willst doch mit Dietmar in den Kreis der Ritter treten.«
    Sophia errötete. »Morgen schon?«, fragte sie ängstlich – noch ein paar Stunden zuvor hatte sie die Hochzeit kaum erwarten können.
    »Na, wir warten doch wohl lange genug!«, lachte Dietmar. »Und morgen kommt der Bischof, der kann die Ehe gleich segnen, das wird ihm gefallen. Für das Bankett ist also sowieso alles vorbereitet, da können wir gleich auch unsere Eide schwören. Oder willst du mich nicht mehr heiraten?«
    Sophia biss sich auf die Lippen – und vergaß Luitgart, als sie Dietmar in die Augen sah. »Doch!«, sagte sie fest. »Doch, ich will!«
    Ein Kleid für Sophia, weinrot und mit Juwelen besetzt, fand sich in den Truhen der jungen Frau von Neuenwalde. Es war Frau Claras eigenes Hochzeitskleid, und sie lieh es Sophia gern.
    »Möge es Euch genauso glücklich machen wie mich!«, erklärte sie, als sie am frühen Nachmittag eintraf, um bei der Vorbereitung der Braut für die Feier zu helfen.
    Geneviève fand daraufhin, dass sie nicht mehr benötigt wurde. Sie konnte einfach keine Freude an Schönheitspflege, Schmuck und feinen Kleidern finden. So entfloh sie mit Rüdiger dem Trubel auf der Burg, in der Dietmar schon am Morgen die ersten Besucher in Empfang nahm. Die beiden erkundeten die alte Trutzburg, die immer noch auf der Spitze des Berges über Lauenstein thronte.
    »Ein schönes großes Katapult«, grinste Rüdiger, als er seine Frau über den Burghof führte. »Und wir haben es nur einmal abgefeuert. Schade drum!«
    Geneviève interessierte sich allerdings nicht sehr für die Kriegsmaschine. Nach wie vor dachte sie mit Schuldgefühlen an Simon de Montfort – und auch der angekündigte Besuch des Bischofs an diesem Abend bereitete ihr Kopfzerbrechen.
    »Sicher wird er Fragen stellen«, klagte sie, »wenn er hört, dass ich aus Montalban komme. Und wenn ich ihm dann sage, dass ich Bonnefemme bin …«
    Rüdiger verkniff sich den Rat, es ihm einfach nicht zu sagen. »Wahrscheinlich spricht er die Sache gar nicht an«, beruhigte er sie stattdessen. »Ich an seiner Stelle wollte jedenfalls nicht so genau wissen, was mein Lehnsmann da im Land der Ketzer getrieben hat. Allenfalls wird er Sophia hochnotpeinlich befragen. Du interessierst ihn gar nicht. Falkenberg gehört nicht zu seinem Bistum.«
    Geneviève wollte das gern glauben und bemühte sich, nicht mehr darüber nachzudenken, bevor sie mit dem Bischof konfrontiert wurde. Sie folgte Rüdiger auch ohne weitere Fragen in die spartanischen Wohnräume der Burg.
    »Schau, von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick!«, erklärte er ihr. »Man kann über das ganze Tal hinwegsehen. Die Räume hat Gerlin am letzten Tag wohnlich gemacht, als ihr Gatte noch gelebt hat …«
    Davon zeugte das recht bequeme Lager, mit dem die behelfsmäßige Kemenate ausgestattet war. Eine Feuerstelle gab es nicht, das wäre in dem Holzbau zu gefährlich gewesen. Aber im Sommer, stellte Geneviève sich vor, musste es schön sein, in der Trutzburg zu nächtigen und auf die Landschaft im Mondschein herabzublicken.
    Rüdiger schien ähnliche Gedanken zu hegen. Er zog Geneviève zu sich auf die Bettstatt und küsste sie im Angesicht des weiten Himmels.

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