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Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin

Titel: Das Erbe der Runen 01 - Die Nebelsängerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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bedrückenden Stille, die dem nahenden Grauen vorauseilte. Das Dröhnen der großen Kriegstrommel war verstummt, die begeisterten Rufe der Uzoma verklungen. Es schien, als hielten selbst die Götter den Atem an.
    »Das ist das Ende«, hörte Gathorion einen jungen Raiden hinter sich murmeln. Der Elbenprinz stand noch immer auf seinem Posten in der Mitte der Festungsmauer und blickte dem Feind mit unbewegter Miene entgegen. Die letzten Anweisungen waren gegeben, alle Krieger kampfbereit. Bald würde sich entscheiden, ob es die richtigen Befehle gewesen und die Positionen der Krieger gut gewählt waren. Und es würde sich zeigen, ob die wenigen Pfeilkatapulte, die sie in der kurzen Zeit hatten fertig stellen können und auf die er so große Hoffnungen setzte, tatsächlich eine wirksame Waffe im Kampf gegen die Lagaren waren.
    Die Menge der Krieger teilte sich, um einen Meldegänger durchzulassen. Der Junge war völlig außer Atem. »Die Katapulte zur Rechten sind bereit«, teilte er dem Elbenprinzen keuchend mit. Sein Gesicht war von dem Lauf gerötet, und obwohl er darum kämpfte, Haltung zu bewahren, huschte sein Blick angstvoll zu dem feindlichen Heer.
    »Gut gemacht.« Gathorion ließ die Angreifer keinen Herzschlag lang aus den Augen. Nicht die kleinste Regung verriet, was er fühlte oder dachte. Fast beiläufig nahm er zur Kenntnis, wie der zweite Meldegänger zurückkehrte und berichtete, dass die Katapulte zur Linken ebenfalls schussbereit seien.
    Dann waren die Lagaren heran.
    Etwas zischte dicht über Gathorions Kopf hinweg und bohrte sich mit einem dumpfen Schlag in die Brust des hinter ihm stehenden Kriegers. Der Raide riss keuchend die Augen auf, umklammerte mit beiden Händen den gefiederten Pfeil, der ihm aus der Brust ragte, und sank in die Knie.
    Auf der Brustwehr brach die Hölle los. Die Luft war erfüllt vom Rauschen mächtiger Schwingen, dem Sirren von Pfeilen und den gellenden Schreien der Verwundeten. Gleißende Lichtblitze zuckten über den Himmel und machten die Nacht zum Tag, als die Lagarenreiter ihre Tod bringende Fracht über der Festung entluden. Gewaltige Feuersäulen flammten auf, in denen zahllose tapfere Krieger einen grauenvollen Tod fanden. Der giftige Atem der Lagaren riss klaffende Lücken in die dicht gedrängten Reihen der Verteidiger.
    Doch auch die Katapulte blieben nicht ohne Wirkung.
    Gathorion sah, wie sich eine Hand voll der gewaltigen Pfeile tief in den ungeschützten Leib eines Lagaren bohrte. Ein lauter, Furcht erregender Schrei erklang, grünes Blut spritzte und ergoss sich wie stinkender Regen über die Verteidiger. Der Lagar gewann noch einmal flügelschlagend an Höhe, als versuchte er den Geschossen auszuweichen. Doch dann verließen ihn die Kräfte, und er stürzte mit der Wucht eines Felsens auf den freien Platz vor der Festungsmauer, wo der schuppige Körper mit einem schauerlichen Krachen zerschellte. Ein weiterer Lagar stürzte in den hinteren Teil der Festung, wo er unter den Äxten und Schwertern der herbeigeeilten Krieger ein grausames Ende fand. Ein dritter fiel mitten in das wartende Heer der Uzoma.
    Verhaltener Jubel brandete auf, als das riesige Tier Dutzende Uzomakrieger unter sich zermalmte. Doch Gathorion war schmerzlich bewusst, dass die wenigen errungenen Erfolge nicht ausreichten, um den Verlauf der Schlacht zu ihren Gunsten zu beeinflussen.
    Schon jetzt brannten überall Feuer – rauchlose Feuer, die quälende Hitze und ätzenden Schwefelgestank verbreiteten. Allerorten versuchten die Krieger und Bewohner der Festung die Brände mit den bereitgestellten Wasservorräten zu löschen. Unermüdlich kämpften sie gegen die Flammen an, doch sie waren nicht schnell genug, und der Himmel über der Festung erglühte im Licht des gleißenden Infernos. Dort, wo die Feuer alles verschlangen, zerfiel die Ordnung im nackten Kampf ums Überleben. Doch an anderer Stelle schleppten die Menschen weiterhin unermüdlich Wasser herbei, um die Brände in der feuchten Flut zu ersticken.
    Dann war es vorbei.
    So plötzlich, wie die erste Angriffswelle gekommen war, so schnell verebbte sie auch wieder. Nachdem sich die Lagarenreiter der tödlichen Fracht entledigt hatten, stiegen sie hoch hinauf und flogen außerhalb der Reichweite der Pfeilkatapulte nach Norden davon. Niemand zweifelte daran, dass sie schon sehr bald zurückkommen würden, doch die kleine Atempause verschaffte den Kriegern kostbare Zeit, um sich einen Überblick über die Verluste und die entstandenen

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