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Das Erbe des Vaters

Das Erbe des Vaters

Titel: Das Erbe des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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ausgesprochen hatte.
    Celia stellte ihr ein Weinglas hin. »Das solltest du dir wirklich genau überlegen, Darling. Es ist nicht so einfach, seinen Mann zu verlassen.«
    »Du hast es doch auch getan.«
    »Ja –«
    »Und du bist glücklich, oder nicht?«
    »Sehr.«
    »Und du bereust es nicht?«
    »O doch«, sagte Celia. Sie setzte sich zu Evelyn. »Manchmal bereue ich es zutiefst. Evie, meine Mutter redet nicht mehr mit mir. Und viele von meinen Freunden auch nicht. Bisher hat mich nicht eine meiner Freundinnen hier besucht – du bist die erste. Und die Kinder … na, Kate schleppt einen fürchterlichen Freund nach dem anderen an, und Miles’ Tutor hat mich letztes Wochenende wegen seines Benehmens angesprochen. Anscheinend traktiert er seit neuestem neue Schüler. Du kannst dir nicht vorstellen, wie beschämend es ist, sich sagen zu lassen, daß der eigene Sohn sich zum Rüpel entwickelt hat. Und Sarahs Asthma ist wiederaufgeflammt, und Charlie, mein kleiner Charlie, der sieht mich nur mit seinen Spanielaugen an, und ich komme mir schrecklich gemein vor.« Sie schwieg einen Moment. »Osborne ist vielleicht nicht der aufregendste aller Männer, aber es gibt andere Qualitäten, die wichtiger sind.«
    Evelyn trank ihren Wein aus. »Er nimmt mich kaum noch wahr. Und er ist immer so verdammt überzeugt von sich und seiner Meinung. Und so hochmütig. Wenn er nur ein einziges Mal einen Irrtum zugeben könnte, Cee! Wenn er sich nur ein einziges Mal zu einer menschlichen Schwäche bekennen könnte.«
    »Aber so sind doch viele Männer.«
    »Du redest wie meine Mutter«, sagte Evelyn gereizt.
    Celia schenkte der Freundin Wein nach. »Osborne war dir immer treu«, sagte sie ruhig. »Ist das etwa nichts?«
    »Viele Männer sind treu –«
    »Ach ja? Das ist mir neu.«
    Evelyn starrte sie an. Sie brauchte eine Weile, ehe ihr aufging, was Celia da angedeutet hatte. Der Wein schien eine benebelnde Wirkung auf sie zu haben. »Celia«, sagte sie. »Du willst doch nicht sagen …? Ich hatte ja keine Ahnung …«
    »Na ja, mit solchen Sachen geht man nicht hausieren.«
    »Du hast nie einen Ton gesagt …« Sie schwieg.
    »Weil ich mich geschämt habe.« Celia drückte ihre Zigarette aus. »Als würde es etwas über mich aussagen. Als würde es bedeuten, daß ich nicht genüge.« Als sie Evelyns bekümmerten Blick sah, sagte sie sachlich: »Ich weiß von drei Geliebten, die Henry gehabt hat. Ich vermute, daß es mehr waren. Mit der Zeit hab ich gelernt, die Anzeichen zu erkennen. Er kam plötzlich später nach Hause, oder er telefonierte und legte sofort auf, wenn ich ins Zimmer kam. Einmal fand ich einen Brief in seiner Tasche. So banal …« Sie hielt inne, ihr Blick spiegelte die Kränkung. Dann sagte sie: »Das Schlimmste war, daß er dann jedesmal so glücklich und vergnügt war. Er war immer viel angenehmer, wenn er eine Freundin hatte. Unbeschwert … lustig … Wenn er nur mich hatte, konnte er entsetzlich mürrisch und langweilig sein.«
    Evelyn war tief beschämt. »Ich hätte es merken müssen. Ich mache mir solche Vorwürfe. Du Arme – ich war nicht gerade eine tolle Freundin.«
    »Ich wollte gar nicht, daß du es erfährst. Unsere Treffen waren immer so etwas wie eine Zuflucht für mich.« Celia ließ eine Fingerspitze auf dem Rand ihres Glases kreisen. »Von Henrys Freunden wußten einige Bescheid. Das war mit das Demütigendste. Sie fanden es wahrscheinlich amüsant. Hielten ihn für einen Schwerenöter. Natürlich –« Celia verzog das Gesicht – »haben diese Freunde kein Wort mehr mit mir gesprochen, nachdem Henry von meiner Beziehung zu Gerald erfahren hatte. Aber bei Frauen ist das ja auch was ganz anderes. Da gelten andere Regeln.« Sie tätschelte Evelyn die Hand. »Osborne ist ein treuer Ehemann und ein guter Versorger. Ich weiß nicht, ob man viel mehr erwarten kann. Es sei denn …« Sie sah Evelyn forschend an. »Hast du jemanden kennengelernt?«
    Evelyn schüttelte hastig den Kopf. Ihr Gesicht brannte. Sie hoffte, Celia würde es für die Wirkung des Weins halten. Sie durfte nicht an Hugo denken. Jetzt nicht. Aber sie dachte die ganze Zeit an ihn.
    Celia stand auf und ging zur Hintertür. »Henry hat schon wieder eine Frau. Eine der Sekretärinnen im Unterhaus. Sie ist halb so alt wie ich und zehnmal hübscher. Alle seine Freunde bemitleiden ihn. Der arme Henry, heißt es, er hat ein bißchen Glück verdient.«
    Sie öffnete die Tür. Licht flutete herein. »Ich habe dich oft beneidet, Evelyn«,

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