Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
wiederum das gleiche. Die Perspektive ist wahrhaftig nicht eben abwechslungsreich! Immerhin bemerke ich über der dritten Mauer, die sich zu meiner Linken erhebt, einen hohen Schornstein. Sollte dies eine Fabrik sein? Möglich! – Alles scheint mir möglich, nur kann ich mir nicht denken, wozu der unendlich lange Mast dienen kann, der noch hundert Meter über dem Turm in den Äther ragt.
    Zu meiner Rechten zeigt sich ein anderes Bild, ohne indessen größeren Zauber aufzuweisen. Ich überblicke zwei große Gebäude und, etwas vorgeschoben, einen riesigen Komplex, eine Art von Festung mit Pfeilschanzen und pechnasenähnlichen Vorsprüngen.
    Meine Mitgefangenen sind bis auf Tongané – leider – und auch Malik, die indessen am Morgen vor dem Aufbruch noch anwesend war, vollzählig vertreten. Was hat man mit ihnen gemacht?
    Da meine Freunde nicht wie ich den Vorzug genossen haben, sich eines Fensters mit Ausblick ins freie Land zu erfreuen, scheint sie das Tageslicht noch zu quälen. Sie sehen sicherlich nicht viel, denn sie zwinkern und reiben sich die Augen.
    Sie reiben sie noch immer, als sich jedem von uns schwer eine Hand auf die Schulter legt. Man schleppt uns fort, man stößt uns, die wir völlig kopf-und hilflos sind, vor sich her …
    Was wollen sie von uns, und wo zum Teufel mögen wir sein? …
    Ach! Eine Minute darauf waren wir im Gefängnis.
III.
Ein Despot
    26. März. – Da bin ich nun also im Gefängnis. Nachdem ich Mazeppa gespielt habe, spiele ich jetzt Silvio Pellico.
    Wie ich es auf diesen Blättern bereits niedergelegt habe, sind wir vorgestern, kurz vor zwölf Uhr mittags, eingekerkert worden. – Ich für meine Person wurde von drei schwarzen Halunken gepackt und nicht ohne Brutalität eine Treppe hinaufgeschleppt und dann durch einen düsteren Korridor getrieben; dieser mündete auf eine lange Galerie, an der die Zellen liegen. An den beiden Enden dieses leicht überschaubaren Korridors sind Wachtposten aufgestellt. Es scheint mir zweifelhaft, daß wir auf diesem Wege jemals werden entweichen können.
    Man führt mich in einen Raum, der durch ein vergittertes und vier Meter über meinem Kopf befindliches Fenster erhellt wird, und verriegelt hinter mir dreifach die Tür. Ich bleibe allein mit meinen Gedanken, die nicht gerade rosig sind.
    Die Zelle ist geräumig und gut gelüftet. Sie enthält einen Tisch mit den nötigen Schreibutensilien, einen Stuhl, ein Bett, das sauber aussieht, und was man für die Toilette braucht. Von der Decke hängt eine elektrische Birne. Alles in allem ist hier das feuchte Stroh der Verliese verhältnismäßig komfortabel. Ich würde dies Gemach, wenn ich frei wäre, als Studentenbude mehr als ausreichend finden.
    Ich setze mich hin, zünde mir eine Zigarette an und warte ab – was eigentlich? Die kommenden Ereignisse, während ich mir Gedanken über die Reize des Reisens mache.
    Zwei Stunden darauf werde ich durch das Geräusch der sich öffnenden Tür in meinen Betrachtungen gestört. Die Riegel scharren, das Schloß quietscht, ein Türspalt öffnet sich, und ich sehe … Ich wette, Sie werden es nicht erraten! Ich sehe vor mir Tchoumouki, der seit dem Tage verschwunden war, an dem ich zum dritten Mal das geheimnisvolle Brummen gehört hatte, dessen Ursache ich jetzt kenne. Er besitzt ja wirklich eine gute Portion Frechheit, daß er nach der Art, wie er meine Artikel behandelt hat, mir noch wieder unter die Augen zu treten wagt!
    Tchoumouki ist übrigens offenbar auf einen kühlen Empfang gefaßt. Bevor er meine Zelle betritt, wirft er einen Blick hinein und sondiert vorsichtig das Terrain. Er tut sehr wohl daran.
    »Ah! Da bist du ja, du dreifach verdammter Schurke!« sage ich zu ihm, während ich mich in der Absicht, ihm die verdiente Züchtigung angedeihen zu lassen, auf ihn stürze.
    Ich pralle jedoch auf die Tür, die dieser Schelm schnell wieder geschlossen hat. Schließlich ist es sogar besser so. Wenn ich mir das Vergnügen gönnte, ihm die Ohren lang zu ziehen – was hätte ich schon davon, außer daß ich meine Lage verschlechterte, die ohnehin nicht gerade heiter ist?
    Hat Tchoumouki wohl diese friedliche Überlegung durchschaut? Man muß es annehmen, denn die Tür geht noch einmal einen Spaltbreit auf, so daß wiederum der Krauskopf dieses Halunken sichtbar wird. Oh, er kann jetzt ruhig eintreten. Ich habe wieder meinen Platz eingenommen … und auch meine Aufregung hat sich gelegt.
    »Da bist du ja, du verdammter Schurke«, wiederhole ich, jedoch

Weitere Kostenlose Bücher