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Das fängt ja super an! Coming-out-Roman

Das fängt ja super an! Coming-out-Roman

Titel: Das fängt ja super an! Coming-out-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Kamrath
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klar, Eis ist eine gute Idee Tim.«
    Als wir auf dem Weg zum Eisstand waren, lief er gegen einen Laternenpfahl. Er war wohl mit seinen Gedanken so weit weg bei dem süßen Jungen, dass er nicht mal mehr mitbekam, was ihm im Weg stand. Er rieb sich kurz die Stirn, aber es hat mehr geknallt, als dass es wehgetan hatte.
    Als wir wieder bei Mike ankamen, entdeckte Tim seinen Schwarm! »Da ist er, ich gehe jetzt zu ihm hin, ich muss es ihm einfach sagen.«
    »Mach das und viel Glück!«, riefen wir ihm nach, aber das schien er nicht gehört zu haben.
    Mike und ich beobachteten Tim wie er mit dem Jungen redete. Dann hörte ich wie er anscheinend zu einem Kumpel rief: »Hey Chris, schau dir mal die Schwuchtel an, die will mich doch glatt anmachen.«
    Der andere Junge stand auf und ging zu ihnen, in seiner Hand hatte er eine Flasche. Tim hatte noch gar nicht richtig begriffen, was los war, als auch schon eine Faust in seinem Magen landete. Ich stand so schnell es ging auf um Tim zu helfen, aber Mike war schon fast bei ihnen. Inzwischen lag Tim zusammengekrümmt auf dem Boden und wurde mit Füßen getreten. Die anderen Menschen am Strand schienen sich nicht darum zu kümmern, was da gerade vor sich ging. Einige lasen Zeitung, andere beobachteten das Geschehen, aber keiner griff ein.
    »Du Schwuchtel, lass dir das eine Lehre sein. So etwas wie du gehört doch umgebracht.« Einer der beiden Schläger hob Tim wieder auf und spuckte ihm ins Gesicht, der andere schlug ihm die Flasche über den Kopf. Die Flasche zerbrach und Tim sank zu Boden.
    Die beiden Jungs traten wieder auf Tim ein. Der eine hatte sogar noch seine Turnschuhe an.
    Endlich war Mike bei Tim. Er schubste einen der beiden weg und verpasste dem anderen einen Kinnhaken, der ihn rückwärts in den Sand fallen ließ. Endlich kam ich auch dazu. Meine Faust landete im Magen des Jungen, der gerade wieder auf Tim losgehen wollte. Mike und ich haben den beiden noch ein paar Schläge verpasst, bis sie davonliefen. Einem blutete die Nase und der andere hatte eine aufgeplatzte Lippe.
    Als ich sicher war, dass die beiden außer Reichweite waren, sah ich Mike, der neben Tim kniete und weinte. Tim war bewusstlos und sein ganzer Kopf war blutverschmiert.
    »Nein, Tim, bitte verlass mich nicht. Du musst durchhalten. Komm du schaffst es!«
    Mittlerweile kam ein Rettungsteam. Sie untersuchten Tim und trugen ihn zum Rettungswagen. Wir stiegen ein und fuhren Richtung Krankenhaus.

    12. KAPITEL

    Während der Fahrt zum Krankenhaus hielt Mike die Hand von Tim und redete unter Schluchzen auf ihn ein. Als wir endlich ankamen, brachten die Notärzte Tim sofort in einen OP. Mike setzte sich auf einen Stuhl, der vor dem Raum stand. Er sagte nichts. Tränen liefen ihm die Wange hinunter. Er wischte sie nicht weg. Als ich mit ihm reden wollte, schien es, als würde er gar nicht anwesend sein. Als eine Schwester vorbei kam, sprach ich sie an.
    »Können sie mir sagen, wie es um den Jungen steht, der gerade operiert wird?«
    »Nein, aber ich bräuchte seine Personalien, damit wir die Eltern verständigen können.«
    »Ja, warten sie, ich gebe sie ihnen. Aber ich würde gern die Eltern anrufen, wenn das geht.«
    »Ja, sicher, also wie heißt der Junge?«
    Ich konnte deutlich sehen, dass sie erleichtert war, nicht mit den Eltern sprechen zu müssen. Als ich ihr die Personalien gegeben hatte, rief ich Karl an. Ich erklärte ihm kurz die ganze Sache und er sagte, dass er gleich den anderen Bescheid sagen werde und dann kommen würde. Als ich das Gespräch beendet hatte, merkte ich, dass auch ich heulte.
    »Wie ist das eigentlich passiert?«
    Ich erzählte der Krankenschwester was geschehen war. Dabei ließ ich natürlich eine kleine Sache weg, die, dass Tim schwul war.
    »Das war aber sehr mutig von Ihnen und Ihrem Freund ihm zu Hilfe zu kommen.«
    Mir war das ganze sehr unangenehm, denn ich fühlte mich nicht mutig und schon gar nicht als Held. Ich habe einfach nur das getan, was eigentlich jeder in so einer Situation machen sollte.
    »Oh, ich muss wieder los. Die Arbeit ruft.«
    »Schon gut, ich werde mal nach Mike sehen.«
    »Ja, machen sie das, er braucht jetzt einen Freund an seiner Seite.«
    Ich ging wieder zu Mike, der noch immer in sich gekehrt dasaß. Er hatte die Hände vor dem Gesicht und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Oberschenkeln auf. Er hatte zwar aufgehört zu weinen, aber er wirkte ganz abwesend. Ich setzte mich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er lehnte

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