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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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hatte. Mit der Spitze des Schraubenziehers im Kreis herumzufahren, hatte ihm die letzten Kräfte geraubt. Er wollte schlafen, aber er konnte es nicht. Wenn er die Augen schloss, sah er furchtbare Dinge: Carl, wie er Harriet gegen den Kamin schleuderte, und die Kojoten. Dann riss er die Augen auf, und die Erschöpfung kam zurück. Er konnte nur die Finger in Ajax’ dichtes Fell schieben und zur Faust ballen, und dann fing alles wieder von vorn an.
    Baldo hatte Mitleid mit seinen Freunden und versuchte ihren Schmerz zu teilen. Sein eigener Schmerz war eher persönlicher Art. Heute war Halloween. Für einen Trickster wie ihn hatte Halloween einen Wert, der den Wert, den Samhain für Vultura hatte, weit überstieg. Trotzdem hatte seine Mutter ihm verboten hinauszugehen. Es sei zu gefährlich. Wenn er brav wäre, würde sie ihn vielleicht zu der Halloween-Party mitnehmen, die Father Pete in St. John’s veranstaltete. Baldo war entsetzt. Halloween war das Gegenteil von Kirche. Und hatte Father Pete nicht gesagt, wenn Baldo seine Furzmaschine noch einmal mit in die Kirche bringe, werde er, Father Pete, ihn kreuzigen? Also trauerte Baldo und schmiedete Fluchtpläne.
    Ein paarmal kam Laura leise die Treppe herunter und sah nach den Kindern. Sie hatte ihnen etwas zu essen und Videos angeboten, hatte ihnen angeboten, sie absolut überallhin zu fahren. Von all dem hatten sie nichts gewollt. Sie zermarterte sich das Hirn und überlegte, was sie tun konnte. Vielleicht würde eine ordentliche Dosis Schlaftabletten helfen, die sie für eine Woche schlafen ließe. Aber so etwas würde sie nicht im Traum tun, und als sie sie jetzt mit dem Hund sah, bekam sie ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken daran, dass sie Ajax nicht ins Haus hatte lassen wollen.
    Auf der Rückfahrt von Brantleys Krematorium hatte Woody mit einem Trooper gesprochen, den er beim Glücksspieldezernat New Jersey kannte und dem er Cloustons Personenbeschreibung geschickt hatte. Bis jetzt war Clouston als Besucher der Pokertische im Borgata identifiziert worden. Der Trooper konnte noch nicht sagen, wie oft Clouston in dem Casino gespielt hatte, aber er war doch oft genug da gewesen, um in Erinnerung zu bleiben. Wie viel Clouston gewonnen oder verloren hatte, wusste der Trooper auch nicht. Indessen erinnere man sich, dass Clouston kürzlich bei einem $ 350 -plus-$ 50 -»No Limit Hold ’Em« dabei gewesen sei, und sein Name stehe nicht auf der Liste der Gewinner. Aus den Casinos in Las Vegas und Connecticut hatte Woody noch nichts gehört, doch er hatte genug erfahren, um zu vermuten, dass Clouston ein »Geldthema« hatte, wie Woody es nannte.
    Anschließend fuhr er zu Cloustons Haus in der Ballou Street, wo Detective Gazzola schon eine halbe Stunde früher eingetroffen war. Inzwischen waren Polizisten damit beschäftigt, Cloustons Nachbarn Fotos zu zeigen. Gazzola stand kettenrauchend auf Cloustons Veranda und erzählte Woody von dem Gespräch mit Vultura. »Ein furchterregendes Weib«, sagte er. »Schieben Sie den Schwanz in diese schlimme Schlampe, und er ist weg.«
    Sie standen unter dem Verandadach, weil es regnete, aber der Wind wehte ihnen die Tropfen ins Gesicht. Die Polizisten, die in ihren langen, wasserabweisenden Wendemänteln von Tür zu Tür gingen, erinnerten Woody an Mönche. Harry Morelli kam langsam den Weg zum Haus herauf. Er beeilte sich nie – nicht, weil er faul war, sondern weil er fand, es wäre unter seiner Würde. Wassertropfen hingen an den Spitzen seines Seehundschnauzbarts.
    »Bis jetzt hat niemand Brantley erkannt«, sagte er, »obwohl sie natürlich wissen, wer er ist. Doch zwei haben diesen anderen Kerl identifiziert.«
    Er blieb auf der Veranda stehen und blätterte langsam in einem kleinen Stapel Fotos, während er gleichzeitig versuchte, sie vor dem Regen zu schützen. Woody bemühte sich, ihn nicht anzuschreien, weil es so lange dauerte. Endlich hatte Morelli das richtige Bild gefunden und hielt es hoch. »Hier ist es.«
    Es war Dr. Jonathan Balfour.
    »Zwei Personen haben ihn erkannt?«
    »Ja, und mehr als einmal. Ist anscheinend mehr als einmal hier gewesen.«
    Woody wandte sich an Gazzola. »Fahren Sie zum Krankenhaus und holen Sie ihn. Nehmen Sie sich ein paar Leute mit und bringen Sie ihn aufs Revier. Rufen Sie mich an, wenn Sie ihn haben.«
    Woody ging zu den Streifenpolizisten, die bei den Nachbarn anklopften, und wies sie an, sich auf Balfour zu konzentrieren. Dann rief er Bingo und Bobby Anderson an und berichtete

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