Das Filmbett
was er auf dem Kasten oder besser
in der Hose habe... Und dann nehme ich ihn mir so vor, daß er alle Lust an mir
verliert und reuig zwischen deine Schenkel zurückkehrt. Für dies einemal mußt
du ihn mir schon lassen — leider — , aber wenn du so blöd bist, nicht mit dem
Hirn sondern nur mit dem verdammten Ding da unten zu vögeln, kann ich dir nicht
helfen.« Dann fügte sie beschwichtigend hinzu: »Du kannst dich inzwischen von
deinem Redford aufgeilen lassen und meinetwegen später zu uns stoßen und mir
den Kerl wieder abnehmen... Lange werde ich mit ihm ja nicht brauchen, und der
Schock wird sehr heilsam für ihn sein.« Sie lachte. Ann schmiß indigniert die
Spielkarten gegen die Wand.
Abermals geschah es nach listigem
Plan.
»Er« kam und staunte nicht
schlecht, als er hörte, daß er es zuletzt mit Ann und nicht mit ihr, Margret,
getrieben hatte. Er fühlte sich etwas verlegen, aber Margret nahm ihm mit der
Güte eines routinierten Kassenarztes die Hemmungen. Er machte sich an die
Arbeit und zog die Hosen aus. Aber dann passierte wieder etwas
Unprogrammäßiges. Da er gut in Form war, fiel es plötzlich auch der
kaltblütigeren Margret schwer, eine problematische Geliebte zu sein. Ihre
leisesten Wünsche wurden glatt erfüllt, er ging auf alles ein, er gab kontra
und beide gingen in die Vollen. Sie schenkte ihm und sich nichts. Und es wäre
zweifellos zu einer neuen Verwicklung gekommen, als es ihr und ihm kam, wäre
nicht auch Ann gekommen, just in diesem Augenblick und zwar durch die Tür. Sie
platzte — wie verabredet — in die Séance, nur eine Viertelstunde zu früh. Mit
innerem Bedauern gab Margret ihr Portefeuille an ihre Schwester ab und wollte
sich zurückziehen. Ann aber ließ ihr Kleid fallen und meinte, den Blick fest
auf den völlig konsternierten Freund gerichtet, großmütig: »Wenn du schon da
bist, kannst du auch da bleiben«, stieg zu dem Treulosen ins Bett und nahm ihn
ihrerseits in die Mangel. Er hatte nichts zu lachen und wenig zu sagen. Beide
Schwestern koordinierten ihre Interessen und ließen ihn erst aus der Pflicht,
als er längst innerlich bereut hatte, mit einer von beiden angefangen zu haben.
In der nächsten Zukunft
arrangierte man sich gütlich und teilte ihn schwesterlich Halbe/Halbe.
Der Firmenchef ihres Freundes war
jedoch erstaunt, als dieser um eine Versetzung aus Paris in die Leitung einer
Filiale in Marseille ersuchte.
Dem Beleuchtungsingenieur Margrets
blieb die Erhellung der etwas komplizierten Umstände bis zuletzt versagt.
Die wilden Mädchen
von Ascona
Eine Romanze aus den zwanziger Jahren
Dem Andenken an die Tänzerin Niddy Impekofen
1
Ihr schmales Handgepäck stand noch
da, wo es der italienische Hausdiener nachlässig und schläfrig abgestellt
hatte: schräg zwischen dem Tisch in der Mitte des Raumes und der Waschkommode,
in deren buntgeblümte Waschschüssel sie aus der Steingutkanne Wasser goß. Die
breiten Lederriemen des abgewetzten Koffers schnürten nicht nur ihre ganze
Mädchenhabe ein, sondern auch den altmodischen Regenschirm, den ihr die Tante
aufgedrängt hatte. »Im Südde rechnet es aach, moi Kinnd«, sagte sie in ihrem
Darmstädterischen Idiom, denn sie war eine echte Bürgerin des einstigen
Großherzogtumes Hessen — , und sie hatte recht gehabt. Über Ascona ging ein
Gewitterregen nieder. Das Mädchen tauchte sein Gesicht in das Waschbecken und
hob es triefend gegen den kleinen Spiegel. Im St.-Gotthard-Tunnel war trotz
hermetisch geschlossener Fenster von der Lokomotive Dampf und Ruß ins Abteil
gekommen, in Bellinzona, wo sie umsteigen mußte, war ausgerechnet ihr Waggon
außerhalb des schützenden Bahnhofsdaches geblieben und auf dem Wege zum
Anschlußzug nach Locarno hatte sie ein tüchtiger Guß erwischt. Aber auch die
ratternde Omnibusfahrt nach Ascona vermochte ihrem übernächtigen Gesicht, das
an der harten Holzwand des Coupes der Dritten Klasse keinen Schlaf gefunden
hatte, die Jugendfrische nicht zu nehmen. Nun verunzierte kein Rußfleckchen
mehr ihre schmalen Wangen, von der kecken Stupsnase mit den winzigen
Sommersprossen perlten die Wassertropfen, nur die Reste des schmerzenden
Seifenschaumes in ihren blauen Augen ließen ihr Gesicht zu einer lustigen
Clownsgrimasse werden. Aber schon mußte sie lachen, weil der vorsorglich
festgezurrte Regenschirm ihrer Tante mit seiner Zwinge so impertinent
nachdrücklich auf das einfache Hotelbett wies. Nein, sie war nicht prüde, sie
war ein modernes Mädchen der zwanziger Jahre
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