Das Flammende Kreuz
freisprechen, von der ich wusste, dass er sie empfand, doch ich konnte wenigstens seine Beichte hören, zwischen ihm und Brianna vermitteln. Meine eigene Trauer konnte warten - lange warten, so hoffte ich.
Das Terrain öffnete sich und ging in den flachen Rand einer großen Wiese über. Jamie trieb Gideon zum Galopp an, und die anderen Pferde folgten ihm zügig. Unsere Schatten flogen wie Fledermäuse über das Gras, und das Geräusch unseres Hufgetrappels verlor sich in den Geräuschen der Menschenmenge, die das Feld füllte.
Auf einer Erhebung am anderen Ende der Wiese stand eine riesige Silbereiche, deren Frühlingslaub in der tief stehenden Sonne leuchtete. Mein Pferd machte eine plötzliche Bewegung, um an einer Gruppe von Männern vorbeizuschießen, und dann sah ich sie, drei Strichmännchen, die zerknickt im tiefen Schatten der Eiche baumelten. Der Hammer schlug ein letztes Mal zu, und mein Herz zersplitterte wie Eis.
Zu spät.
Es war eine lausige Hinrichtung. Da er nicht auf offizielle Truppen zurückgreifen konnte, hatte Tryon auch niemanden zur Hand gehabt, der die nötigen, wenn auch schaurigen Handgriffe der Henkerskunst beherrschte. Man hatte die drei Verurteilten auf Pferde gesetzt, die Seile, die man ihnen um die Hälse gelegt hatte, über die Äste geworfen, und auf das Signal hin hatte man die Pferde unter ihnen weggeführt, so dass sie in der Luft baumelten.
Nur einer von ihnen hatte das Glück gehabt, an Genickbruch zu sterben. Ich konnte seinen stark abgewinkelten Kopf sehen, und seine Gliedmaßen hingen schlaff in ihren Fesseln. Es war nicht Roger.
Die anderen waren langsam erstickt. Ein Mann - eine Leiche - wurde gerade abgeschnitten, als ich näher ritt, und in den Armen seines Bruders an mir vorbeigetragen. Ihre Gesichter unterschieden sich nicht sehr; ein jedes war in seiner einsamen Agonie verzerrt und verdunkelt. Sie hatten das erstbeste Seil benutzt, das zur Hand war; es war neu und noch nicht gedehnt. Rogers Zehen schleiften durch den Staub; er war größer gewesen als die anderen. Seine Hände hatten sich befreit; er hatte es geschafft, sich mit den Fingern einer Hand unter dem Seil einzuhaken. Die Finger waren fast schwarz, von jeder Blutzufuhr abgeschnitten. Ich konnte ihm nicht sofort ins Gesicht sehen. Stattdessen sah ich Brianna an; ihre Miene war weiß und vollkommen reglos, jeder Knochen und jede Sehne wie im Tod erstarrt.
Jamies Gesicht sah nicht anders aus, doch während Briannas Augen vor Entsetzen ausdruckslos waren, brannten die seinen wie schwarze, verkohlte Löcher in seinem Schädelknochen. Er blieb einen Moment vor Roger stehen, dann bekreuzigte er sich und sagte ganz leise etwas auf Gälisch. Er zog den Dolch an seiner Seite.
»Ich halte ihn fest. Schneide du ihn ab.« Jamie reichte Brianna das Messer, ohne sie anzusehen. Dann trat er vor, fasste den Körper um die Hüfte und hob ihn ein wenig an, um den Zug von dem Seil zu nehmen.
Roger stöhnte. Jamie erstarrte, die Arme eng um ihn geschlungen, und seine vor Schreck geweiteten Augen huschten zu mir herüber. Das Geräusch war fast unhörbar gewesen, und nur Jamies Reaktion überzeugte mich davon, dass ich es tatsächlich gehört hatte - doch ich hatte es gehört, und Brianna ebenfalls. Sie stürzte sich auf das Seil und sägte es hektisch und schweigend durch, und ich begann - im ersten Augenblick reglos vor Verblüffung - so schnell wie möglich zu überlegen.
Vielleicht nicht; vielleicht war es ja nur das Geräusch der Restluft gewesen, die bei der Bewegung aus dem Körper entwich - doch das war es nicht; ich konnte Jamies Gesicht sehen, als er ihn festhielt, und ich wusste, dass es nicht so war.
Ich schoss nach vorn und streckte die Hände aus, als Roger herabsank, um seinen Kopf aufzufangen und ihn gerade zu halten, während Jamie ihn zu Boden gleiten ließ. Er war kalt, aber fest. Natürlich, wenn er lebte, war das ganz normal, aber ich war auf das schlaffe Gefühl toten Fleisches gefasst gewesen und erschrak enorm, als ich Leben unter meinen Händen spürte.
»Ein Brett«, sagte ich atemlos, als hätte mir jemand in den Bauch geboxt. »Eine Planke, eine Tür, etwas, worauf wir ihn legen können. Wir dürfen seinen Kopf nicht bewegen; es kann sein, dass sein Genick gebrochen ist.«
Jamie schluckte krampfhaft, dann ruckte er befangen mit dem Kopf und setzte sich in Bewegung. Er ging zunächst steif, dann schneller und schneller
an den Trauben trauernder Verwandter und neugieriger Gaffer vorbei,
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