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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erschüttern, doch er hob das Kinn, fest entschlossen zu sagen, was er sagen wollte.
    »Ich bin gekommen, um mich für den Schaden zu entschuldigen, der Eurem Schwiegersohn zugefügt wurde«, sagte er. »Es war ein höchst bedauerlicher Irrtum.«
    »Höchst bedauerlich«, wiederholte Jamie in ironischem Tonfall. »Und würdet Ihr mir wohl sagen, Sir, wie es zu diesem... Irrtum... gekommen ist?« Er trat einen Schritt vor, und Tryon trat automatisch einen Schritt zurück. Ich konnte sehen, wie dem Gouverneur die Hitze ins Gesicht stieg und sich sein Mund verzerrte.
    »Es war ein Fehler«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Er wurde fälschlicherweise als einer der gesetzlosen Rädelsführer der Regulatoren ausgewiesen.«
    »Durch wen?« Jamies Stimme war höflich.
    Auf den Wangen des Gouverneurs brannten kleine Flecken der Erregung.
    »Ich weiß es nicht. Durch mehrere Männer. Ich hatte keinen Grund, ihre Aussage anzuzweifeln.«
    »Ist das so. Und hat Roger MacKenzie nichts zu seiner Verteidigung gesagt? Hat er nicht gesagt, wer er war?«
    Tryons untere Schneidezähne bohrten sich kurz in seine Oberlippe, dann ließen sie los.
    »Das... hat er nicht.«
    »Weil er gefesselt und geknebelt war, verdammt!«, sagte ich. Ich hatte ihm selbst den Knebel aus dem Mund gezogen, als Jamie ihn von dem Galgenbaum abschnitt. »Ihr habt ihn gar nicht zu Wort kommen lassen, Ihr - Ihr -«
    Der Lampenschein aus dem Zelt spiegelte sich in Tryons Halsberge, einem silbernen Halbmond, den er über dem Kragen trug. Jamies Hand hob sich langsam - so langsam, dass Tryon sich eindeutig nicht bedroht fühlte - und legte sich knapp über der Halsberge ganz sanft um die Kehle des Gouverneurs.
    »Lass uns allein, Claire«, sagte er. Seine Stimme klang nicht sonderlich bedrohlich; er hörte sich ganz nüchtern an. In Tryons Augen blitzte Panik auf, und er fuhr zuckend zurück. Das Licht blitzte auf seiner Halsberge.
    »Ihr wagt es, Hand an mich zu legen, Sir!« Die Panik verebbte, und an ihre Stelle trat Wut.
    »Oh, das tue ich, aye. So wie Ihr Hand an meinen Sohn gelegt habt.«
    Ich glaubte nicht, dass Jamie tatsächlich vorhatte, dem Gouverneur etwas anzutun. Andererseits war dies alles andere als bloße Einschüchterung; ich
konnte die kalte Rage in ihm spüren, konnte sie wie Eis in seinen Augen funkeln sehen. Tryon sah es auch.
    »Es war ein Fehler. Und ich bin gekommen, ihn wieder gut zu machen, soweit es mir möglich ist!« Tryon ließ sich nicht bange machen und funkelte mit zusammengekniffenem Mund in Jamies Richtung.
    »Ein Fehler. Und mehr bedeutet Euch der Verlust des Lebens eines Unschuldigen nicht? Ihr mordet und verstümmelt um Eures Ruhmes willen, ohne die Zerstörung zu beachten, die Ihr hinterlasst - Hauptsache, die Liste Eurer Eroberungen verlängert sich. Wie wird es in den Depeschen aussehen, die Ihr nach England schicken werdet - Sir? Dass Ihr Kanonen auf Eure eigenen Bürger gerichtet habt, die nur mit Messern und Knüppeln bewaffnet waren? Oder wird dort stehen, dass Ihr eine Rebellion zerschlagen und die Ordnung bewahrt habt? Wird dort stehen, dass Ihr in Eurer Hast, Rache zu üben, einen Unschuldigen gehängt habt? Wird dort stehen, dass Ihr ›einen Fehler‹ gemacht habt? Oder wird dort stehen, dass Ihr Arglist bestraft und im Namen des Königs Gerechtigkeit geübt habt?«
    Tryons Kinnmuskeln spannten sich an, und seine Arme und Beine zitterten, doch er behielt sich unter Kontrolle. Er atmete tief durch die Nase ein und aus, bevor er etwas sagte.
    »Mr. Fraser. Ich werde Euch jetzt etwas sagen, was schon einige, wenige Leute wissen, was aber noch nicht öffentlich bekannt ist.«
    Jamie antwortete nicht, sondern zog eine Augenbraue hoch, die im Licht rot aufglänzte. Seine Augen waren kalt, dunkel und reglos.
    »Man hat mich zum Gouverneur der Kolonie New York gemacht«, sagte Tryon. »Mein Ernennungsbrief ist bereits vor über einem Monat eingetroffen. Ich werde North Carolina im Juli verlassen, um die neue Stellung anzutreten; Josiah Martin wird hier an meiner Stelle Gouverneur. Er blickte von Jamie zu mir und zurück. »Ihr seht also, dass ich hier keinerlei persönliches Interesse hatte; dass ich es nicht nötig hatte, meine Eroberungen, wie Ihr das nennt, zu glorifizieren.« Seine Kehle bewegte sich, als er schluckte, doch an Stelle seiner Furcht war jetzt dieselbe Kälte getreten, die auch Jamie ausstrahlte.
    »Was ich getan habe, habe ich aus Pflichtgefühl getan. Ich wollte meinem Nachfolger diese Kolonie

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