Das Flammende Kreuz
zurückgekommen - alle außer den Browns, und die werden es kaum gewesen sein.« Die beiden Browns hatten sich davongemacht, nachdem sie in der Konfusion der Schlacht die Gelegenheit genutzt hatten, sich an Isaiah Morton zu rächen und dann zu fliehen, bevor jemand das Verbrechen entdeckte. Sie würden kaum in der Nähe geblieben sein, um Roger ans Messer zu liefern, selbst wenn sie ein Motiv dafür gehabt hätten.
Er nickte und tat diesen Schluss mit einer knappen Geste ab.
»Aye. Aber warum? Er sagt, Roger war gefesselt und geknebelt - eine schändliche Art des Umgangs mit einem Kriegsgefangenen, was ich ihm auch gesagt habe.«
»Und was hat er dazu gesagt?« Tryon mochte ja weniger stur sein als Jamie; beleidigen ließ er sich jedoch genauso wenig.
»Er hat gesagt, es sei kein Krieg gewesen, sondern ein verräterischer Aufstand, und es sei sein Recht gewesen, im Schnellverfahren vorzugehen. Aber einen Mann zu packen und zu hängen, ohne ihm zu gestatten, dass er sich auch nur mit einem Wort verteidigt -« Die Farbe stieg ihm gefährlich ins Gesicht. »Ich schwöre dir, Claire, wenn Roger Mac an diesem Seil gestorben wäre, hätte ich Tryon das Genick gebrochen und ihn den Krähen liegen gelassen!«
Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass er das ernst meinte; ich konnte noch vor mir sehen, wie sich seine Hand so langsam und sacht oberhalb der Halsberge um die Kehle des Gouverneurs schmiegte. Ich fragte mich, ob William Tryon die geringste Ahnung hatte, in welcher Gefahr er sich am Abend nach der Schlacht befunden hatte.
»Er ist aber nicht gestorben, und er wird auch nicht sterben.« Ich hoffte, dass ich damit Recht hatte, doch ich sagte es mit aller Überzeugung, die ich aufbringen konnte, und legte ihm eine Hand auf den Arm. Seine Unterarmmuskeln bebten, so sehr verlangte ihn danach, auf jemanden einzuschlagen, doch unter meiner Berührung kamen sie zur Ruhe, und er sah mich an. Er holte tief Luft, dann noch einmal, trommelte zweimal mit seinen steifen Fingern gegen seinen Oberschenkel, dann hatte er seine Wut wieder im Zaum.
»Nun denn. Er hat gesagt, der Mann habe Roger als James MacQuiston identifiziert, einen der Rädelsführer der Regulatoren. Ich habe mich nach MacQuiston erkundigt«, fügte er hinzu. Er wurde jetzt allmählich ruhiger,
während er weiterredete. »Würde es dich überraschen, Sassenach, dass niemand weiß, wie MacQuiston aussieht?«
Das überraschte mich allerdings, und ich sprach es auch aus. Er nickte, und allmählich wich ihm die Farbe wieder aus den Wangen.
»Mich auch. Aber es ist tatsächlich so; die Worte des Mannes stehen in der Zeitung, wo alle Welt sie lesen kann - aber den Mann selbst hat niemand je gesehen. Der alte Ninian nicht, Hermon Husband nicht - und auch keiner von den anderen Regulatoren, die ich ausfindig machen konnte, um mich mit ihnen zu unterhalten -, obwohl sich die meisten von ihnen natürlich jetzt versteckt halten«, fügte er hinzu.
»Ich habe sogar den Drucker aufgespürt, der eine von MacQuistons Reden gesetzt hat; er hat gesagt, das Manuskript hätte eines Morgens auf seiner Türschwelle gelegen, dazu ein Stück Käse und zwei Zertifikate über Proklamationsgeld als Bezahlung für den Druck.«
»Nun, das ist in der Tat interessant«, sagte ich. Ich entfernte behutsam meine Hand von seinem Arm, doch er schien sich jetzt unter Kontrolle zu haben. »Also hältst du es für wahrscheinlich, dass ›James MacQuiston‹ ein Pseudonym ist.«
»Ausgesprochen wahrscheinlich sogar.«
Als ich diesen Gedanken weiterspann, kam mir plötzlich eine Idee.
»Meinst du, der Mann, der Roger vor dem Gouverneur als MacQuiston ausgegeben hat, könnte MacQuiston selbst gewesen sein?«
Jamies Augenbrauen hoben sich, und er nickte langsam.
»Und er wollte sich tarnen, indem er Roger an seiner Stelle hängen ließ? Als Toter ist man natürlich hervorragend vor einer Festnahme geschützt. Aye, das ist eine gute Idee - wenn auch etwas brutal«, fügte er berechtigterweise hinzu.
»Oh, aber nur etwas.«
Er schien weniger wütend auf den brutalen, fiktionalen MacQuiston zu sein als auf den Gouverneur - doch was der Gouverneur getan hatte, stand ja auch außer Zweifel.
Wir waren über den Hof zum Brunnen geschritten. Auf dem Brunnenrand stand ein halber Eimer mit Wasser, das von der Tageshitze warm und schal geworden war. Er rollte seine Ärmel auf, legte die Hände aneinander und spritzte sich Wasser aus dem Eimer ins Gesicht. Dann schüttelte er heftig den Kopf
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