Das Flammende Kreuz
und versprühte Tropfen auf Mrs. Sherstons Hortensien.
»Konnte sich der Gouverneur noch daran erinnern, wie die Männer ausgesehen haben, die Roger in ihrer Gewalt hatten?«, fragte ich und reichte ihm ein zerknittertes Leinenhandtuch, das auf dem Brunnenrand lag. Er wischte sich das Gesicht damit trocken und schüttelte den Kopf.
»Nur der eine. Der die Marke hatte und der Wortführer war. Er hat gesagt, es war ein blonder Mann, sehr groß und gut gebaut. Grüne Augen, meinte er. Tryon hat sich seine Erscheinung natürlich nicht genau gemerkt,
da er zu dem Zeitpunkt so furchtbar viel im Kopf hatte. Aber daran konnte er sich noch erinnern.«
»Ach du liebe Güte«, sagte ich, denn jetzt kam mir ein Gedanke. »Groß, blond und grünäugig. Meinst du, es könnte Stephen Bonnet gewesen sein?«
Seine Augen öffneten sich weit, und er starrte mich über das Handtuch hinweg an, das Gesicht ausdruckslos vor Erstaunen.
»Himmel«, sagte er und legte das Handtuch geistesabwesend beiseite. »Darauf wäre ich nie gekommen.«
Ich auch nicht. Nichts von dem, was ich über Bonnet wusste, schien mit dem Bild eines Regulators übereinzustimmen; die meisten von ihnen waren arme Verzweifelte wie Joe Hobson, Hugh Fowles und Abel MacLennan. Einige waren entrüstete Idealisten wie Husband und Hamilton. Stephen Bonnet mochte ja bisweilen arm und verzweifelt gewesen sein - doch ich war mir so gut wie sicher, dass er nie auf die Idee gekommen wäre, mit Hilfe von Protesten auf Wiedergutmachung durch die Regierung zu drängen. Sie mit Gewalt zu erzwingen, sicherlich. Einen Richter oder Sheriff aus Rache für etwas zu töten, was ihm nicht passte, keine Frage. Aber - nein, es war lächerlich. Wenn ich mir einer Sache sicher war, dann war es, dass Stephen Bonnet keine Steuern bezahlte.
»Nein.« Jamie schüttelte den Kopf, denn er war offensichtlich zu demselben Schluss gekommen. Er wischte sich einen letzten Tropfen von der Nasenspitze. »Bei dieser Sache ist kein Geld zu holen. Sogar Tryon musste den Grafen von Hillsborough um Mittel zur Finanzierung seiner Miliz bitten. Und die Regulatoren -« Er tat den Gedanken, dass die Regulatoren irgendjemanden für irgendetwas bezahlen könnten, mit einer Handbewegung ab. »Ich weiß ja nicht alles über Stephen Bonnet, aber nach dem, was ich von ihm gehört und gesehen habe, könnten ihn nur Gold oder das Versprechen einer Belohnung dazu bringen, seinen Fuß auf ein Schlachtfeld zu setzen.«
»Das stimmt.« Aus dem offenen Fenster drang das leise Klirren von Porzellan und das Klingeln von Silber, Begleitmusik zu den leisen Stimmen der Sklaven; der Tisch wurde zum Abendessen gedeckt. »Es ist wohl nicht möglich, dass Bonnet MacQuiston sein könnte, oder?«
Da lachte er, und zum ersten Mal entspannte sich sein Gesicht.
»Nein, Sassenach. Das weiß ich ganz genau. Das Einzige, was Stephen Bonnet lesen oder schreiben kann, ist sein eigener Name.«
Ich starrte ihn an.
»Woher weißt du das?«
»Samuel Cornell hat es mir gesagt. Er ist Bonnet zwar nicht selbst begegnet, aber er sagt, dass Walter Priestley ihn einmal aufgesucht hat, um sich dringend Geld von ihm zu leihen. Er war überrascht, denn Priestley ist ein reicher Mann - aber Priestley hat ihm gesagt, er erwarte eine Lieferung, die er mit Gold bezahlen müsse, denn der Überbringer sei nicht bereit, Lieferscheine, Proklamationsgeld oder Bankanweisungen anzunehmen. Er habe
kein Vertrauen in geschriebene Worte, die er nicht selbst lesen könne, und er traue auch niemandem genug, um sie sich vorlesen zu lassen. Für ihn gebe es nur Gold.«
»Ja, das hört sich nach Bonnet an.« Ich hatte seinen Rock zusammengefaltet über dem Arm liegen gehabt. Jetzt schüttelte ich ihn aus und begann, den roten Staub von den Schößen zu klopfen, wobei ich das Gesicht von den resultierenden Wolken abwendete. »Was du über das Gold gesagt hast... meinst du, Bonnet könnte zufällig am Alamance gewesen sein? Vielleicht auf dem Weg nach River Run?«
Er dachte ein paar Sekunden darüber nach, doch dann schüttelte er den Kopf und rollte seine Hemdsärmel herunter.
»Es war doch kein großer Krieg, Sassenach - nichts, was einen Mann überraschend mitreißen könnte. Die Armeen haben sich zwei Tage lang gegenüber gelegen, und die Linien der Wachtposten waren durchlöchert wie ein Fischnetz; jeder, der es wollte, hätte Alamance verlassen oder im Bogen umreiten können. Und Alamance liegt nicht in der Nähe von River Run. Nein, wer auch immer versucht
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