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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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hat, unseren Roger umzubringen, es war jemand, der aus eigenem Antrieb dort war.«
    »Also sind wir wieder bei dem mysteriösen Mr. MacQuiston - wer auch immer er sein mag.««
    »Vielleicht«, sagte er skeptisch.
    »Aber wer sollte es denn sonst sein?«, protestierte ich. »Es kann doch wohl keiner der Regulatoren etwas Persönliches gegen Roger haben!«
    »Man sollte es zumindest nicht meinen«, gab Jamie zu. »Aber wir werden es erst erfahren, wenn der Junge es uns selbst sagen kann, aye?«
     
    Nach dem Abendessen - in dessen Verlauf natürlich weder MacQuiston, noch Stephen Bonnet oder irgendwelche anderen Dinge von verstörender Natur erwähnt wurden - ging ich die Treppe hinauf, um nach Roger zu sehen. Jamie begleitete mich und entließ leise die Sklavin, die mit einer Flickarbeit am Fenster saß. Es musste ständig jemand in Rogers Nähe sein, um sicher zu gehen, dass das Röhrchen in seiner Kehle nicht verstopfte oder verrutschte, da es nach wie vor seine einzige Möglichkeit darstellte zu atmen. Es würde noch einige Tage dauern, bis die Quetschungen in seinem Hals so weit abschwollen, dass ich es riskieren konnte, das Röhrchen zu entfernen.
    Jamie wartete, bis ich Rogers Puls und Atmung kontrolliert hatte, dann setzte er sich auf mein Nicken hin an sein Bett.
    »Kennst du die Namen der Männer, die dich denunziert haben?«, fragte er ohne Umschweife. Roger sah stirnrunzelnd zu ihm auf, die dunklen Brauen fest zusammengezogen. Dann nickte er langsam und hielt einen Finger hoch.
    »Einen Namen. Wie viele waren es?«

    Drei Finger. Das stimmte also mit Tryons Erinnerung überein.
    »Waren es Regulatoren?«
    Ein Nicken.
    Jamie sah mich an, dann wieder Roger.
    »Es war nicht Stephen Bonnet?«
    Roger setzte sich mit offenem Mund kerzengerade auf. Er klammerte sich an das Röhrchen in seiner Kehle, bemühte sich vergeblich zu sprechen und schüttelte heftig den Kopf.
    Ich griff nach seiner Schulter und streckte eine Hand nach dem Röhrchen aus; die Heftigkeit seiner Bewegungen hätte es beinahe aus dem Einschnitt gedrückt, und ein Blutrinnsal lief ihm über den Hals, denn die Wunde hatte sich wieder geöffnet. Roger selbst schien dies nicht zu bemerken; sein Blick hing an Jamies Augen, und sein Mund bewegte sich drängend und stellte stumme Fragen.
    »Nein, nein. Wenn du ihn nicht gesehen hast, war er auch nicht dort.« Jamie ergriff ihn fest an der anderen Schulter und half mir, ihn wieder auf das Kissen zurückzulegen. »Es war nur so, dass Tryon mir den Mann, der dich ans Messer geliefert hat, als hochgewachsen und blond beschrieben hat. Möglicherweise grünäugig. Wir dachten, vielleicht...«
    Bei diesen Worten entspannte sich Rogers Gesicht. Er schüttelte erneut den Kopf und sank zurück. Sein Mund war ein wenig verzerrt. Jamie ließ nicht locker.
    »Aber du kanntest den Mann; warst ihm schon einmal begegnet?« Roger wandte den Blick ab und nickte, dann zuckte er mit den Achseln. Er sah aufgebracht und hilflos aus; ich konnte hören, wie sein Atem schneller durch das Bernsteinröhrchen pfiff. Ich räusperte mich viel sagend und warf Jamie einen stirnrunzelnden Blick zu. Roger war nicht mehr unmittelbar gefährdet; das bedeutete aber nicht, dass er auch nur annähernd gesund war.
    Jamie ignorierte mich. Er hatte auf dem Weg nach oben Briannas Zeichenkiste mitgenommen; jetzt legte er ein Blatt Papier darauf und stellte sie Roger auf den Schoß, dann reichte er ihm einen der gehärteten Holzkohlestifte.
    »Versuchst du es noch einmal?« Seit Roger wieder voll bei Bewusstsein war, versuchte Jamie immer wieder, ihn dazu zu bewegen, mit Hilfe von Papier zu kommunizieren, doch Rogers Hände waren zu sehr geschwollen gewesen, um sich auch nur um einen Stift zu schließen. Sie waren immer noch dick und voller blauer Flecken, doch der wiederholte Einsatz von Blutegeln und sanfte Massagen hatten sie so weit wiederhergestellt, dass sie zumindest wieder vage wie Hände aussahen .
    Roger presste kurz die Lippen zusammen, doch er schloss umständlich seine Hand um die Holzkohle. Die ersten beiden Finger dieser Hand waren gebrochen; die Schienen bildeten ein simples »V«-Zeichen - was ich unter den gegebenen Umständen ausgesprochen angemessen fand.
    Roger konzentrierte sich stirnrunzelnd und begann, langsam etwas auf
das Blatt zu kritzeln. Jamie beobachtete ihn gebannt, während er mit beiden Händen das Papier flach drückte, damit es nicht wegrutschte.
    Der Holzkohlestift brach entzwei, und die Bruchstücke segelten

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