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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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wieder.
     
    Die Enthüllung der Identität William Buccleigh MacKenzies änderte nichts an Jamies dringendem Wunsch, den Mann zu finden, doch sie beeinflusste seine Absicht, ihn umgehend zu ermorden, sobald er gefunden war. Eine Kleinigkeit, für die ich ausgesprochen dankbar war.
    Brianna wurde von ihrem Bild fortgerufen, um mit uns zu beraten, und als sie jetzt in ihrem Kittel in meinem Zimmer erschien, roch sie stark nach Terpentin und Leinöl und hatte einen kobaltblauen Farbspritzer am Ohrläppchen.
    »Ja«, sagte sie, verwirrt über Jamies abrupte Fragen. »Ich habe von ihm gehört. William Buccleigh MacKenzie. Der Wechselbalg.«
    »Der was?« Jamies Augenbrauen fuhren bis zu seinem Haaransatz hoch.
    »Die Bezeichnung stammt von mir«, sagte ich. »Als ich Rogers Stammbaum gesehen habe und mir klar wurde, wer William Buccleigh MacKenzie sein musste. Dougal hat das Kind William und Sarah MacKenzie anvertraut, weißt du noch? Und sie haben ihm den Namen des Kindes gegeben, das sie zwei Monate zuvor verloren hatten.«
    »Roger hat davon gesprochen, dass er William MacKenzie und seine Frau auf der Überfahrt von Schottland nach North Carolina an Bord der Gloriana gesehen hat«, meldete sich Brianna zu Wort. »Aber er hat gesagt, ihm sei erst später klar geworden, wer der Mann ist, und er hatte keine Gelegenheit, mit ihm zu sprechen. Also ist er hier - William, meine ich -, aber warum in aller Welt sollte er versuchen, Roger umzubringen - und warum auf diese Weise?« Sie erschauerte, obwohl es ziemlich warm im Zimmer war. Es war Frühsommer, und selbst bei geöffneten Fenstern war die Luft heiß und so feucht, dass sie beinahe flüssig war.
    »Er ist die Brut der Hexe«, sagte Jamie knapp, als sei das eine hinreichende Antwort - und vielleicht war es das ja auch.
    »Mich haben sie auch für eine Hexe gehalten«, rief ich ihm leicht gereizt ins Gedächtnis. Das brachte mir einen blauen Seitenblick und ein Zucken seines Mundes ein.
    »Das ist wahr«, sagte er. Er räusperte sich und wischte sich mit dem Ärmel über die schweißbedeckte Stirn. »Aye, nun gut. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig als abzuwarten und es herauszufinden. Es ist allerdings sehr hilfreich, dass wir einen Namen haben. Ich werde durch Duncan und Farquard Erkundigungen einziehen lassen.« Er holte tief und ungeduldig Luft und atmete wieder aus.
    »Aber was soll ich tun, wenn ich ihn finde? Hexenbrut oder nicht, er ist mein Blutsverwandter; ich kann ihn nicht umbringen. Nicht nach Dougals -« Er bremste sich rechtzeitig und hustete. »Ich meine, er ist Dougals Sohn. Er ist mein eigener Vetter, zum Kuckuck.«
    Ich wusste, was er wirklich meinte. Vier Menschen wussten, was sich am Tag vor jener längst vergangenen Schlacht in dem Speicherzimmer in Culloden House zugetragen hatte. Einer von ihnen war tot, der andere verschwunden und mit ziemlicher Sicherheit im Tumult des Aufstandes ebenfalls umgekommen. Ich war die Einzige, die noch bezeugen konnte, wie Dougals Blut geflossen war und wer es vergossen hatte. Ganz gleich, was für ein Verbrechen William Buccleigh begangen hatte, um seines Vaters willen würde Jamie ihn nicht umbringen.
    »Du hättest ihn umgebracht? Bevor du herausgefunden hast, wer er ist?« Eigentlich sah Brianna bei diesem Gedanken nicht schockiert aus. Sie hatte einen fleckigen Farblappen in den Händen, den sie langsam verdrehte.
    Jamie drehte sich um und sah sie an.
    »Roger Mac ist dein Mann, der Sohn meines Hauses«, sagte er ernst. »Natürlich hätte ich ihn gerächt.«

    Brianna schoss ihm einen Blick zu, dann sah sie zur Seite. Ihre Miene war nachdenklich, und es lag eine gewisse, gebannte Ruhe darin, bei der mir ein wenig kalt wurde.
    »Gut«, sagte sie ganz leise. »Wenn du William Buccleigh MacKenzie findest, möchte ich es gern erfahren.« Sie faltete den Lappen zusammen, schob ihn in ihre Kitteltasche und begab sich wieder an ihre Arbeit.
     
    Brianna schabte einen kleinen Tupfer Viridian auf die Kante ihrer Palette und arbeitete einen Hauch davon mit federartigem Pinselstrich in die große, hellgraue Fläche ein, die sie angelegt hatte. Sie zögerte einen Moment und kippte die Palette im Licht des Fensters hin und her, um die Farben zu beurteilen, dann fügte sie auf der anderen Seite der Graufläche eine winzige Spur Kobalt hinzu und erzeugte so einen subtilen Farbverlauf, der mit Blaugrau begann und mit Graugrün endete, jedoch so schwach war, dass das ungeübte Auge ihn kaum von Weiß unterscheiden

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