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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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jetzt seinen Rücken, doch er störte sich nicht daran.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. Seine Hand lag über der ihren auf ihrem Oberschenkel.
    »Ich liebe dich auch«, sagte sie.
    Sie hatte sich den Mund mit Wasser und Wein ausgespült und schmeckte nach Herbsttrauben und kalten Bächen. Er war gerade im Begriff, ernsthaft zur Sache zu kommen, als ein lautes Hämmern die Balken der Tür erschütterte und dazu die Stimme seines Schwiegervaters erklang.
    »Roger! Bist du da drin, Mann? Auf mit dir, sofort!«
    »Was meint er damit, bin ich hier drin?«, zischte Roger Brianna zu. »Wo zum Teufel soll ich denn sonst sein?«
    »Schh.« Sie biss ihm sacht in den Hals, ließ dann zögernd von ihm ab und ließ erneut den Blick anerkennend über ihn schweifen.
    »Er ist schon auf, Pa!«, rief sie.
    »Aye, und es sieht ganz so aus, als sollte das ein Dauerzustand werden«, knurrte Roger. »Komme!«, bellte er. »Wo zum Teufel sind meine Kleider?«
    »Unter dem Bett, wo du sie gestern Abend liegen gelassen hast.« Brianna stellte Jemmy auf den Boden - beim Klang der Stimme seines Großvaters kreischte er ekstatisch auf und rannte los, um an die verriegelte Tür zu hämmern. Nachdem er sich endlich dazu aufgerafft hatte, Laufen zu lernen, hatte er es mit dem nächsten Schritt eilig gehabt und war innerhalb weniger Tage in hektische - und ständige - Bewegung übergegangen.
    »Beeil dich!« Sonnenschein flutete in die Hütte, als die Ölhaut vor dem Fenster beiseite geschoben wurde und Jamie Frasers breitknochiges, vor Aufregung und von der Morgensonne gerötetes Gesicht auftauchte. Er zog eine Augenbraue hoch, als er Roger erblickte, der auf dem Boden hockte und sich schützend ein Hemd vor die Körpermitte hielt.
    »Beweg dich, Mann«, sagte er nachsichtig. »Du hat jetzt keine Zeit, hier mit blankem Arsch herumzuhängen; MacLeod sagt, auf der anderen Seite des Bergkamms sind Tiere.« Er warf Jemmy einen Pustekuss zu. »A gille ruaidh, a charaid! Ciamar a tha thu?«
    Roger vergaß jeden Gedanken an Sex und Schamgefühl. Er zerrte sich das Hemd über den Kopf und stand auf.
    »Was denn für Tiere? Rotwild? Elche?«
    »Ich weiß es nicht, aber es ist Fleisch!« Die Ölhaut fiel abrupt wieder an ihren Platz und tauchte das Zimmer in Halbschatten.
    Die Störung hatte kalte Luft hereingelassen, die warme, verräucherte Atmosphäre verändert und einen Hauch von Jagdwetter und frischem Wind mitgebracht, von scharlachrotem Laub, Erde und frischem Tierkot, von nasser Wolle und glattem Leder, gewürzt mit imaginärem Schießpulvergeruch.
    Mit einem letzten, sehnsuchtsvollen Blick auf seine Frau langte Roger nach seinen Strümpfen.

90
    Gefahr im Gras
    Ächzend und prustend erreichten die Männer um die Mittagszeit die dunkelgrüne Zone der Nadelhölzer. Hoch oben auf den Berghängen klammerten sich Gruppen von Balsamfichten, Hemlocktannen und Kiefern an das Geröll. Hier überstanden sie die Jahreszeiten in immergrüner Unsterblichkeit, während ihre Nadeln murmelnd um die leuchtende Vergänglichkeit des herabgefallenen Laubes weiter in der Tiefe trauerten.
    Roger erschauerte im kalten Schatten der Koniferen und war froh, dass er über seinem Leinenhemd noch ein dickes, wollenes Jagdhemd trug. Niemand unterhielt sich; selbst wenn sie eine kurze Atempause einlegten, untersagte ihnen die Stille des Waldes jedes unnötige Wort.
    Die Wildnis ringsum fühlte sich ruhig an - und leer. Vielleicht waren sie zu spät, und das Wild war weitergezogen; vielleicht hatte sich MacLeod auch geirrt. Roger hatte zwar immer noch keine Erfahrung mit dem Erlegen von Tieren, doch er hatte viel Zeit allein mit Sonne, Wind und Stille verbracht; er hatte sich einige der Instinkte des Jägers angeeignet.
    Als sie auf der anderen Seite des Berges ins Freie gelangten, traten die Männer ins pralle Sonnenlicht. Die Luft war dünn und kalt, doch Roger spürte Hitze durch seinen fröstelnden Körper strömen und schloss für einen genießerischen Moment die Augen. Ohne sich abzusprechen, blieben die Männer gemeinsam stehen, um an einer windgeschützten Stelle dankbar ein kurzes Sonnenbad zu nehmen.
    Jamie trat an den Rand eines Felsvorsprungs, und die Sonne glänzte auf seinem geflochtenen Kupferhaar. Er wandte sich hin und her und blinzelte hinunter in den Wald. Roger sah, wie sich seine Nasenlöcher weiteten, und er lächelte vor sich hin. Nun, vielleicht konnte er das Wild ja riechen. Es hätte ihn nicht überrascht. Roger schnüffelte

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