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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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versuchsweise, roch aber nur den muffigen Geruch verrottenden Laubes und einen kräftigen Hauch wohl gereifter Transpiration, der von Kenny Lindsay ausging.
    Fraser schüttelte den Kopf, dann wandte er sich an Fergus, wechselte leise ein paar Worte mit ihm, kletterte über die Kante des Vorsprungs und verschwand.
    »Wir warten«, sagte Fergus lakonisch zu den anderen und setzte sich. Er holte ein Paar Steinkugeln aus seiner Tasche hervor und rollte sie im Sitzen auf seiner Handfläche hin und her. Mit äußerster Konzentration rollte er die Kugeln der Länge nach über seine geschickten Finger und zurück.
    Die leuchtende Herbstsonne stach in langen Schäften durch das blattlose Geäst und spendete der sterbenden Erde die letzte Ölung herbstlichen Trostes, indem sie sie noch einmal mit einem Hauch von Wärme segnete. Die
Männer saßen in der Sonne, mieften vor sich hin und unterhielten sich leise dabei. Im kühleren Wald war ihm das nicht aufgefallen, doch hier in der Sonne war der Geruch frischen Schweißes deutlich wahrnehmbar und überlagerte die tieferen Schichten aus Schmutz und Körpergeruch.
    Roger sinnierte, dass es womöglich gar nicht so sehr der außergewöhnliche Geruchssinn der Tiere war, sondern schlicht der extreme Geruch der Menschen, der es so schwierig machte, sich dem Wild zu Fuß anzunähern. Er hatte ein paar Mal gesehen, wie sich die Mohawk mit Kräutern einrieben, um auf der Jagd ihren natürlichen Geruch zu tarnen, doch selbst Pfefferminzöl hätte Kenny Lindsays Gestank nichts anhaben können.
    Er roch doch nicht etwa selbst so, oder? Neugierig steckte er den Kopf zum offenen Halsausschnitt seines Hemdes und holte Luft. Er spürte, wie ihm unter dem Haar ein Schweißtropfen über den Nacken lief. Er betupfte ihn mit seinem Kragen und beschloss, vor seiner Rückkehr in die Blockhütte zu baden, und wenn der Bach mit Eis verkrustet war.
    Duschen und Deos hatten mehr als nur ästhetische Bedeutung, dachte er. Schließlich gewöhnte man sich in kürzester Zeit an jeden Dauergestank. Was ihm in der Geborgenheit seiner relativ geruchslosen, modernen Umgebung nicht bewusst gewesen war, waren die intimeren Bedeutungen des Geruchs. Manchmal kam er sich wie ein verflixter Pavian vor, und eine zufällige Geruchsattacke konnte seine primitivsten Instinkte entfesseln.
    Ihm fiel etwas ein, was sich nur eine Woche zuvor zugetragen hatte, und er spürte, wie er bei der Erinnerung rot wurde.
    Er war auf der Suche nach Claire in den Milchschuppen getreten. Er hatte sie gefunden - gemeinsam mit Jamie. Sie waren beide vollständig bekleidet und standen in einiger Entfernung voneinander - und doch war die Luft so vom Moschusduft des Verlangens und dem scharfen Geruch männlicher Befriedigung erfüllt gewesen, dass Roger spürte, wie ihm das Blut im Gesicht brannte und ihm am ganzen Körper die Haare zu Berge standen.
    Sein erster Instinkt war gewesen, kehrt zu machen und zu gehen, doch dafür gab es keine Entschuldigung. Also hatte er Claire sein Anliegen vorgetragen und war sich dabei die ganze Zeit bewusst gewesen, dass Frasers Blick auf ihm ruhte, neutral und fragend. Und er war sich der wortlosen Kommunikation zwischen den beiden bewusst gewesen, einem unsichtbaren Summen in der Luft, als seien sie zwei Perlen auf einem fest gespannten Draht.
    Jamie hatte gewartet, bis Roger verschwand, und war dann auch gegangen. Roger hatte aus dem Augenwinkel eine schwache Bewegung aufgefangen, hatte die sachte Berührung seiner Hand zum Abschied gesehen, und bei dem Gedanken daran spürte er jetzt noch ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch.
    Er atmete heftig aus, um das Gefühl der Enge in seiner Brust zu lindern, dann streckte er sich ins Laub und ließ sich die Sonne auf die geschlossenen Augenlider brennen. Er hörte, wie Fergus unterdrückt aufstöhnte, dann folgten
raschelnde Schritte, und der Franzose zog sich erneut hastig zurück. Fergus hatte am Abend zuvor halb vergorenes Sauerkraut gegessen - eine Tatsache, die jeder, der länger in seiner Nähe saß, deutlich zu spüren bekam.
    Seine Gedanken schweiften zu jener Situation im Schuppen zurück, die ihn so verlegen gemacht hatte.
    Er war gewiss nicht auf Nervenkitzel aus, ja, es war noch nicht einmal Neugier, und doch ertappte er sich oft dabei, dass er sie beobachtete. Er sah sie vom Fenster der Hütte aus, wenn sie abends gemeinsam spazieren gingen. Jamie hatte den Kopf zu ihr hinübergebeugt und die Hände hinter seinem Rücken verschränkt. Claires

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