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Das Geheimnis der Haarnadel

Das Geheimnis der Haarnadel

Titel: Das Geheimnis der Haarnadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Fitzgerald Heard
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schicken sie in die Schule. Es heißt, die Weißen hätten etwas übrig für Erziehung, aber nur, wenn sie dafür sorgt, daß die Schwarzen ihnen Untertan sind. Nun, das ist eine Lektion, die wir beherzigt haben. Bedenken Sie, Afrika ist eine Einheit. Bei uns gibt es keine Rassenschranken. Arabien gab uns unsere Religion, und nun müssen wir zum Dank dafür Arabien etwas geben.<
    Einen Augenblick lang dachten wir, wir seien schon wieder in die Irre gegangen, doch er brachte uns mit einem Schubser auf den rechten Weg zurück, indem er sagte: >Mein kleines Unternehmen – das erste dieser Art, das ordentlich als Aktiengesellschaft aufgezogen ist, ausgerüstet mit allen modernen Errungenschaften der Bürotechnik – könnte man einen Lerne-deinen-Glaubensgenossen-kennen-Club nennen, oder auch eine Vermittlungsagentur für Hausdiener. Die Araber im Norden sind gute, gottesfürchtige Menschen, und wie ich schon sagte, ist die Zeit für mein eigenes Volk gekommen, aus seinem Glauben eine Kunst zu machen. Und so<, fuhr er fort, ohne daß sein Ton sich spürbar verändert hätte, organisiere ich für eine vergleichsweise bescheidene Gebühr den Transfer und liefere den arabischen Häusern des Nordens die Haushaltshilfen, die dort benötigt werden, während die Domestiken dabei den unschätzbaren Gewinn davontragen, daß sie in gottesfürchtigen Häusern aufwachsen. So mache ich denn<, und er sagte es mit einer Selbstgefälligkeit, die unsere schon nachlassende Begeisterung wieder anspornte, >aus beiden das Beste: ich verschaffe den Glaubensbrüdern im Norden die Dienerschaft, an der es ihnen mangelt, und eröffne meinen Landsleuten aus Zentralafrika den Zugang zu jenen Tröstungen der Religion, die sie bitter nötig haben werden, wenn die wenigen kurzen Jahre ihres irdischen Lebens verstrichen sind.
    Ich erzähle Ihnen das alles nicht nur, weil ich weiß, daß die anthropologische und missionarische Seite Sie interessieren wird, sondern auch aus durchaus praktischen Gründen. Der Enthusiasmus, mit dem ich mich für das spirituelle Wohl meines Volkes einsetze und darüberhinaus etwas Handfestes für diejenigen tue, denen ich meinen Glauben verdanke, hat himmlischen Segen erfahren, großen Segen. Doch wie Sie selbst wissen, wenn ein Geschäft mit bis dahin ungeahnten Standards an Effizienz eingerichtet wird, wenn man ein altes Gewerbe nach modernen Maßgaben vollkommen neu organisiert, dann besteht die Hauptschwierigkeit im Mangel an Kapital. Sie werden verstehen, daß der Eigennutz anderer, der sich heuchlerisch als Moral hinstellt, es mir unmöglich gemacht hat, das Kapital offen auf den großen Geldmärkten Europas und Amerikas zu beschaffen. Deshalb überlege ich, ob Sie<, und er machte eine Handbewegung in Richtung der Decke, >die Sie so entgegenkommend waren, dies bezaubernde Motto schon in pseudoarabischer Schrift anzubringen, nun, wo die Vorsehung Allahs Ihnen Sein Werk und einen stattlichen Profit nahegebracht hat, ob Sie, die Sie Geld haben, nicht geneigt wären, diese wohltätige Missionsarbeit zu unterstützen. Ich bin bereit, Ihnen Zahlen zu nennen. Doch um es Ihnen schmackhaft zu machen, lassen Sie mich aus dem Gedächtnis sagen, daß unsere Dividenden zwischen 120 und 150 Prozent liegen.<
    Auch wenn unsere Weltgewandtheit zum großen Teil nichts als eitler Schaum war, waren wir doch nicht so beschränkt, daß wir nicht begriffen hätten, was er uns da erzählt hatte. Mit der unübertrefflichen Dreistigkeit einer Verbindung aus religiösem Fanatismus und afrikanischem Nationalismus schlug er vor, uns zu Geschäftspartnern im Sklavenhandel zu machen. Da man uns oft fälschlicherweise für Linke hielt, weil wir uns immer über die Rechten lustig machten, schickte man uns häufig Schriften der Linken, in denen die Bigotterie der Rechten entlarvt wurde. Ich erinnere mich, daß ich einmal, als ich nichts anderes zu lesen hatte – und da ich geradezu süchtig nach Lektüre bin, muß ich immer etwas lesen – « (Mr. Mycroft lächelte) »einem dieser Pamphlete Zerstreuung abgewann, das eine Attacke gegen den britischen Kakaohandel führte, wobei die Vehemenz der Empörung den Mangel an Beweisen wettmachte – und darin hieß es, daß dieser Handel in irgend eine Art von Sklavenhandel verstrickt sei, der sich in den verborgenen Winkeln seiner Plantagen abspiele, oder daß er zumindest zulasse, daß jemand ihn als Fassade benutze. Und wieder wagte keiner von uns, sich anmerken zu lassen, wie schockiert wir waren, ja

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