Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
kümmern - genau genommen erst mal um uns selbst, dann um Dietmar und Miriam ...«
    »Aber was können wir tun?«, fragte Gerlin verzweifelt. »Von hier aus ...«
    »Hier werden wir kaum lange bleiben. Ihr zumindest nicht, dieses Medaillon, das Ihr da getragen habt ... das hat sie aufgerüttelt und Euch interessant gemacht. Was war es, Gerlin? Oder was können wir daraus machen?«
    Gerlin klärte Abram in knappen Worten über das Geschenk der Herrin Aliénor auf. Der junge Jude pfiff durch die Zähne.
    »Ein weiterer Grund, uns zu vierteilen«, bemerkte er dann. »Als Juden getarnte Spione für Richard Plantagenet!«
    Gerlin schüttelte heftig den Kopf, obwohl Abram das natürlich nicht sehen konnte. »Warum sollte sich denn ein Spion als Jude tarnen, ich meine ...«
    Noch bevor sie den Gedanken ausführen konnte, fiel das Licht einer Fackel in ihr Verlies. Einer der Stadtbüttel erschien auf der Treppe und schloss Gerlins Zelle auf. »Mitkommen, Verhör«, sagte er knapp und zerrte die junge Frau auf die Beine.
    Gerlin hatte sich ins Stroh fallen lassen, jetzt raffte sie sich mühsam auf, folgte dem Mann widerstrebend nach oben und zwinkerte ins Dämmerlicht der Amtsstube. Dort wurde heftig diskutiert. Charles de Sainte-Menehould war nach wie vor anwesend und stritt mit einem großen, schlanken Mann in sauberer Uniform, wohl dem Hauptmann der Stadtwache. Die Büttel mussten ihren Vorgesetzten zugezogen haben. Der Mann betrachtete eben stirnrunzelnd das Medaillon.
    »Was soll daran seltsam sein?«, fragte er unwillig. »Das Mädchen ist Jüdin, habt Ihr vorhin gesagt. Wahrscheinlich hat ihr Vater eine Pfandleihe, und da hat sie das Schmuckstück her.«
    »Verzeiht, Monsieur, aber der König hat die Juden vor Jahren ausgewiesen«, gab der Schreiber zu bedenken. »Seitdem gibt es nur noch zwei Pfandleihen in Paris, beide von Gaunern geführt, aber seit Generationen christlich. Und die Kerle und ihre Weiber sind bekannt. Zu deren Familien gehört sie nicht.«
    »Natürlich nicht!«, warf Charles de Sainte-Menehould ein. »Sie ist überhaupt nicht von hier, sie kommt aus Bayern.«
    »Spricht aber französisch wie eine Einheimische!«, lachte der Büttel, der Gerlin gefangen genommen und hergeschleift hatte. »Wenn auch nicht wie eine Pariserin.«
    »Sie muss es bei Hofe gelernt haben, sie ist von Adel!«, erklärte Herr Charles. »Glaubt mir doch, Monsieur, für einen Ritter ist es unübersehbar.«
    »Sagtet Ihr nicht vorhin noch, sie sei eine Pilgerin?«, fragte der Stadtbüttel höhnisch.
    Der Hauptmann blitzte den Ritter an. »Was ist sie denn nun, Monseigneur? Und ich warne Euch, sagt die Wahrheit! Wenn sich das alles wirklich als Verrat oder Spionage oder sonst was entpuppt, so können auch Ritter gehenkt werden!«
    Charles de Sainte-Menehould straffte sich. »Ritter«, bemerkte er, »können höchstens mit dem Schwert gerichtet werden. Es sei denn, man spricht ihnen vorher ihre Ritterwürde ab, was nur möglich ist, wenn sie ...«
    »Herrgott, Mann, so sagt endlich, was Ihr zu sagen habt!« Der Hauptmann hatte offensichtlich noch anderes zu tun und fühlte sich mit Gerlins Angelegenheit belästigt - oder überfordert?
    Charles warf Gerlin einen bedauernden Blick zu. Er wünschte sich sichtlich, sie schützen zu können, aber sein Stand verpflichtete ihn zur Wahrhaftigkeit. »Ich lernte Frau Lindis als Gattin eines christlichen Baders kennen«, begann er seine Geschichte.
    Gerlin lauschte ihm mit zunehmendem Entsetzen. Charles berichtete nur die Wahrheit. Er schilderte die seltsame Reisegesellschaft des Herrn Martinus, sowie seine Verwunderung über Gerlins höfisches Verhalten. In den Ohren eines Höflings klang das alles wie die aufregende Geschichte eines Geheimnisses, das mit großer Politik, aber sehr viel wahrscheinlicher mit Liebe oder einer Privatfehde zwischen adligen Familien zu tun haben konnte. Für die Stadtbüttel musste es sich allerdings so anhören, als habe man da tatsächlich Spione gefasst.
    »Verräter im Sold des Richard Plantagenet!«, schloss der Hauptmann denn auch sofort und sah Gerlin streng an. »Was sagt Ihr dazu, Frau ... Lindis? Oder wie ist Euer richtiger Name?«
    Gerlin seufzte. »Gerlindis von Ornemünde zu Lauenstein«, gab sie zu. »Aber ich bin keine Spionin! Wie sollte das denn gehen, wir kamen doch aus Bayern? Wo sollte der englische König uns rekrutiert haben? Ich bin nur ...« Gerlin suchte nach Worten, aber ihr wollte immer noch keine Geschichte einfallen. Oder ob sie

Weitere Kostenlose Bücher