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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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der König wird bereits in aller Herrgottsfrühe nach Orleans aufbrechen. Das Heer folgt, so rasch es eben geht.«
    Odemar hoffte natürlich, gleich etwas über Gerlins und Dietmars Verbleiben bei Vendôme in Erfahrung bringen zu können, aber im Heer herrschte das reine Chaos. Dazu nutzte die Besatzung von Vendôme die Chance, den Franzosen noch einmal etwas einzuheizen, indem sie Pfeile auf die Männer abschossen, die Belagerungsmaschinen abbauten und Maultiere vor die zugehörigen Wagen spannten. Ein paar todesmutige Ritter wagten sogar einen Ausfall und verwickelten ein paar Truppenteile in Scharmützel, wobei sie rasch zuschlugen und sich ebenso schnell wieder entfernten. Odemar geriet in einen dieser kleinen Kämpfe hinein und konnte sich gleich auszeichnen, woraufhin er ans Feuer des Ritters geladen wurde, dessen Männer der Angriff getroffen hatte. Louis de Chartres, ein leibhaftiger Graf, teilte Wein und Essen mit dem Bayern, konnte seine Fragen aber nicht zu seiner Befriedigung beantworten.
    Nein, Hinrichtungen seien nicht geplant, und Judenverbrennungen erst recht nicht. Das mache König Philipp selten, damit habe sich eher sein Vorgänger Ludwig ausgezeichnet. Philipp II. plane, die Hebräer zurückzuholen, er brauche Finanziers für seine Feldzüge. Allerdings habe der König Gefangene im Kloster La Trinité untergebracht.
    »Geiseln«, meinte der Graf schulterzuckend. »Weiß der Himmel, was ihm da ins Netz gegangen ist, aber er kann's jedenfalls brauchen. Richard Plantagenet zieht durchs Land wie ein Sommergewitter. Was wir hier gerade veranstalten, ist kein Abzug, es ist eine Flucht!«
    Dementsprechend schlecht waren Odemars Chancen, sich gleich wieder auf Gerlins Spuren abzusetzen. Louis de Chartres hatte Gefallen an ihm gefunden und bat ihn, den Befehl über einen Teil seiner Männer zu übernehmen. Neinsagen war unmöglich, der Graf konnte sich als wichtig erweisen. Womöglich vergab er selbst Lehen oder konnte sich beim König für den bayerischen Ritter einsetzen. Odemar ließ die Männer also antreten, ein wenig exerzieren und geordnet abmarschieren. Darüber besserte sich schließlich sogar seine Laune - es würde Spaß machen, irgendwann eine eigene Streitmacht von Bauern und anderen Leibeigenen aufzustellen. Sein Vater und sein Bruder waren da viel zu lasch.
    Odemar erging sich in einem kurzen Traum von einem großen Lehen, dessen Herr dem König schlagkräftige Truppen stellte und entsprechend angesehen war. Und in Sachen Gerlin tröstete er sich mit der Überlegung, dass Philipp II. die Geiseln sicher mit nach Orleans nehmen würde. Höchstwahrscheinlich reisten sie längst im gleichen Heer wie ihr Häscher, und wenn Odemar es richtig geschickt anstellte, konnte er sogar den Eindruck erwecken, die entlaufene Gräfin und ihren Sohn nicht entführen, sondern befreien zu wollen!
    Ein schwarzer Ritter im Dienst der Gerechtigkeit - Odemar grinste vor sich hin. Auf ein am Minnehof erzogenes Mädchen musste eine solche Scharade unwiderstehlich wirken.

Kapitel 8
    R ichard Löwenherz ließ sein Heer in geordneterer Formation abziehen als Philipp II. Auch er verließ blutenden Herzens eine belagerte Burg - zumal die seine kurz vor der Übergabe stand, er hatte in einem oder zwei Tagen mit der Aufgabe der französischen Burgbesatzung gerechnet. Loches war allerdings wichtiger, die Gesamtstrategie durfte nicht völlig aufgegeben werden, und es bestand ja doch zumindest ein klein wenig Hoffnung, dass Sancho die Stellung noch hielt, bis Richard vorrückte. So brach der König zwar rasch auf, aber nicht hastig. Sein Heerzug hatte sich gerade in Gang gesetzt, als Rüdiger von Falkenberg und Justin de Frênes der Vorhut entgegengaloppierten. Die beiden ließen die vorausreitenden und sichernden Ritter mit kurzem Gruß hinter sich und begaben sich auf direktem Weg zur Heeresleitung. Richard Plantagenet ritt seiner Hauptstreitmacht selbst voran. Und natürlich holte er keinen Vorsprung heraus, wie sein französischer Widersacher, sondern ließ die Königsstandarte stolz im Wind flattern. Möglichst jeder Kämpfer sollte sehen, für wen er da in die Schlacht zog. Rüdiger und Justin brauchten nur die Fahne mit den drei goldenen Löwen anzureiten, um den König zu finden.
    Richard lauschte ihrem knappen Bericht und wandte sich dann an die Ritter in seiner Begleitung. »Ihr habt es gehört! Wir haben die Möglichkeit eines Überraschungsangriffs, und wir sollten sie nutzen! Bei Gott, dieser Florís de Trillon

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