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Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman

Titel: Das Geheimnis Der Pilgerin: Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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könnte - und nicht sein darf. Wenn Dietrich den morgigen Tag überlebt, so werde ich ihm Eide schwören. Und ich werde es gern tun, denn wie ich schon sagte ... er ist ein guter Junge. Wir beide lieben ihn. Ob ich ihn so liebe, wie Guinevere Lancelot liebte und Isolde Tristan - danach werde ich nicht gefragt. Und darüber sollten wir auch nicht nachdenken. Aber Ihr ... Ihr werdet mir doch ein Freund sein?«
    Florís griff verstohlen nach ihrer Hand. »Ich bin Euer verschworener Ritter, Herrin, das wisst Ihr.«
    Gerlin nickte. Und dann meinte sie, es nicht länger auszuhalten. Ihr Herz raste, sie bebte vor innerer Unrast, vor Angst, Sorge ... und auch vor etwas Unnennbarem und Undenkbarem.
    »So küsst mich, mein verschworener Ritter!«, sagte sie ruhig, und jetzt klang ihre Stimme so fest, wie sie es sich eben noch gewünscht hatte. »Küsst mich ein einziges Mal, bevor ...«
    Sie wusste nicht, wie sie den Satz vollenden sollte. Aber sie wusste, dass am nächsten Tag etwas endete und etwas Neues begann.
    Florís fragte nicht. Er zog sie an sich, und seine Lippen verschmolzen mit den ihren. Vielleicht schickte er sie mit diesem Kuss in die Ehe mit Dietrich, vielleicht schickte sie ihn in den Tod - denn Florís de Trillon würde nicht tatenlos zusehen, wie Roland Dietrich tötete und das Lehen okkupierte. Bevor das geschah, würde er den Ritter fordern. Und niemand wusste, was dann geschah.
    Florís und Gerlin wechselten kein Wort mehr, nachdem sie sich trennten. Es war dunkel geworden, der Zauber dieser Stunde auf dem Söller war vorbei. Das Lager der Ritter wurde von Feuern erhellt, ebenso das Dorf, aus der Kirche leuchtete das sanfte Licht der Kerzen, die den Knappen ihre Wache erleichterten. Aus dem Festsaal der Burg drangen Stimmen und Gesang.
    Gerlin wollte sich zwingen, in den Saal zu gehen und dem Bankett beizuwohnen, aber sie war nicht hungrig, und sie wollte an diesem Abend keine fragenden Blicke mehr auf sich spüren. Die Eltern und Verwandten der anderen Knappen, die Gäste und Ritter hatten schon gemunkelt, als sie Gerlin in der Kirche sahen, und Luitgart hatte ihre Verwunderung geschürt. Eine versprochene Gattin, die auf die Schwertleite ihres noch kindlichen Verlobten wartete ... die Frauen im Saal würden über sie herziehen. Gerlin zwang sich, nicht darüber nachzudenken, was Luitgart den Müttern und Schwestern der Knappen erzählte, die mit den Rittern tafelten. Sollte die alte Herrin der Burg ihren letzten Triumph genießen. Wenn alles gut ging, war der kommende Tag ihr Tag.
    Dietrich sprach seit Wochen davon, wie er mit ihr in den Kreis der Ritter treten und dann gemeinsam mit seiner jungen Gattin dem Bankett zu Ehren seiner Schwertleite und seiner Hochzeit vorstehen würde. Gerlin wandte sich schließlich kurz vor Betreten des Festsaals entschlossen ab und begab sich in ihre Räume. Sie konnte nicht in die Kirche gehen, aber an ihrem Pult in ihrer Kemenate betete sie inbrünstig in dieser Nacht.

Kapitel 9
    D u hast was?«
    Gerlins Angst und Unruhe wich wilder Wut, als sie ihren Bruder Rüdiger am nächsten Morgen vor der Kirche traf. Eigentlich hätte er darin sein sollen, übermüdet von der Nachtwache und aufgeregt vor dem Ritterschlag. Aber stattdessen folgte er Roland von Ornemünde, ausgeschlafen und bunt in die Festkleidung der Knappen gehüllt. Der Ritter lächelte nur leicht, als sie den Jungen energisch von ihm wegzog und in einer Nische vor dem Gotteshaus zur Rede stellte.
    Rüdiger sah ihr nicht in die Augen, während er die gleiche Geschichte erzählte, die er auch seinem neuen Herrn vorgetragen hatte. Allerdings glaubte ihm Gerlin kein Wort.
    »Du fühlst dich noch nicht bereit für den Ritterschlag? Also, vor ein paar Wochen klang das aber noch ganz anders - wolltest du nicht schon vor einem Jahr zum Ritter geschlagen werden und gleich noch die halbe Artus-Runde fordern?«
    Rüdigers Stiefel scharrte auf dem Boden. »Damals war ich ein Kind ...«, murmelte er.
    »Und was bist du jetzt?«, fuhr Gerlin ihn an. »Ein Verräter? Was hat dir Dietrich getan, dass du seine Feinde unterstützt?«
    »Herr Dietrich hat keine Feinde«, behauptete Rüdiger. »Ich diene seinem Verwandten - was soll daran schlecht sein? Und im nächsten Jahr ...«
    »Im nächsten Jahr bist du dann vielleicht genauso ein Banause und Gauner wie die Herren Roland von Ornemünde und Leon von Gingst!« Gerlin spuckte das Wort »Herren« förmlich aus.
    Rüdiger warf ihr einen gequälten Blick zu. »Gerlin ... ich

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