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Das Geheimnis des Nostradamus

Das Geheimnis des Nostradamus

Titel: Das Geheimnis des Nostradamus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Flacke
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bereitet hatte, um Einblick hinter die Welten zu bekommen?
    In diesem Moment fing Nostradamus an zu würgen und zu husten. Er stemmte sich hoch, die Rückenmuskulatur zuckte, als er zu seinem Holztisch taumelte. Die flackernde Kerzenflamme warf aufgescheuchtes Licht auf die frisch geschöpften Papierbögen, die dort gestapelt waren. Er griff nach dem Federkiel, der jetzt besessen wie von selbst über das Papier kratzte. Nach einigen Minuten stockte Nostradamus, schien seine Erinnerung nach letzten Bildern abzutasten und betrachtete mit wirrem Blick das Geschriebene. Dann fuhr ein erlösender Seufzer aus seiner Kehle. Er griff nach der Karaffe mit frischem Wasser und goss mit zitternder Hand einen Becher voll, den er wie ein Verdurstender in sich hineinschüttete.
    »Es wirkt«, keuchte er. »Was für Zeiten! Was für Welten!«
    »Kann ich Euch behilflich sein?«, fragte Marie mit leiser Stimme.
    Er schüttelte den Kopf. Seine Haare standen zerzaust von seinem Kopf. »Ich muss sie entschwefeln…«
    »Entschwefeln?«
    »Ja«, stöhnte er und rieb sich die verkrampften Arme. Sein Blick wanderte immer wieder über die hingeworfenen Zeilen. »Ich muss sie überprüfen…«
    »Ihr hattet neue Visionen?« Marie hatte sich wieder an den Türpfosten zurückgezogen. Die Riemen ihrer neuen Lederschuhe brannten auf der Haut.
    Er nickte erschöpft mit dem Kopf. »Ja, sie nehmen immer mehr Gestalt an. Aber sie müssen mit astrologischen Berechnungen überprüft werden!« Mit einer fahrigen Bewegung wischte er sich schweißverklebte Haarsträhnen aus der Stirn.
    »Überprüft?«, fragte sie zögernd und lockerte mit dem Zeigefinger die Schuhriemen.
    »Ja, um die echten Weissagungen von Fantastereien zu trennen. Es könnten sich ja welche eingeschlichen haben…« Sein Atem ging noch immer stoßend, als müsste er seine Brust von giftigen Dämpfen befreien. Wie betäubt ließ er sich auf seinen Schemel fallen, der vor seinem Arbeitstisch stand, und wischte leere Papiere zur Seite. Hastig griff er nach den Ephemeriden, zog das Astrolabium unter einem Stapel von Schriften hervor und versank wieder so tief in Grübeleien, als hätten Zeit und Raum keine Bedeutung mehr.
    Marie stand wie verloren an der Tür. Langsam tauchte verschwommen das Bild dieses Wanderpredigers vor ihren Augen auf, seine bleichen Lippen, die tief gezogene Kapuze. Ob sich wirklich Manuel darunter verbarg? Ob sie Nostradamus von ihm erzählen sollte? Durfte sie ihn jetzt in seiner Arbeit stören? Nachdenklich fuhr sie sich mit dem Zeigefinger über die Sommersprossennase. Ihre Nasenflügel zitterten, eine plötzliche Kühle fuhr ihr über die Haut. Dann zog sie ganz leise die Holztür hinter sich zu und stahl sich auf Zehenspitzen davon.
     
     
    Am nächsten Morgen war Nostradamus schon früh auf den Beinen. Das dumpfe Stampfen seiner Schritte hatte Marie aus dem Schlaf geschreckt. Sie blinzelte in zaghaftes Sonnenlicht, das durch schmale Ritzen verstohlen in ihre Kammer fiel. Verschlafen zog sie sich die raue Leinendecke über den Kopf. Das Stroh der Matratze piekte in ihre nackten Beine, aber sie empfand das Nachtlager als Geschenk des Himmels. Wie oft hatte sie zwischen stinkenden Söldnern, verlausten Wegelagerern und herumziehenden Vagantenweibern hinter einem Bretterverschlag auf blanker Erde übernachten müssen! Jedes Mal war sie noch vor Sonnenaufgang aufgewacht, von Wanzen und Flöhen zerbissen. Dennoch hatten sie eng zusammengelegen, froh über die wohltuende Wärme, die andere Körper ausstrahlten.
    »Marie?«, hörte sie die ungeduldige Stimme des Arztes. »Zieh das neue Kleid an, das aus dem edlen Stoff aus Lyon. Wir haben eine wichtige Verabredung!«
    Als sie in die stickige Küche kam, schöpfte Nostradamus gerade aufgekochtes Wasser aus einem Eisenkessel und goss frischen Tee auf. Trübes Licht fiel grau und behäbig durch ein schmales Fenster und verfing sich in dem aufsteigenden Dampf aus der Teekanne. Nostradamus wirkte ausgeschlafen. Sein dichtes Kopfhaar war ordentlich gekämmt. Erste graue Haare durchzogen wie winzige Verästelungen den Vollbart, der den Gelehrten zu Eigen war. Er hatte einen eleganten Umhang um die Schultern geworfen, der aus einem Stoff der besten Webereien von Florenz gefertigt war. Das Kragenbündchen seines weißen Hemdes war bestickt. Vorsichtig reichte er ihr eine Tasse von dem köstlich duftenden Tee. »Hier«, sagte er. »Und genieße den Duft, lass das Aroma genüsslich auf der Zunge zergehen. Du weißt um die

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