Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Hugo und seine drei Kameraden wurden von den Frauen mit einem erfreuten Lächeln und unmissverständlichen Umarmungen begrüßt. Gero fühlte sich plötzlich unbehaglich, als Hugo zu ihm kam und meinte, er und Fabius sollten sich getrost eins von den Mädchen aussuchen und sich mit ihm amüsieren. Auch hier würde alles auf Kosten des Hauses gehen.
Die vier Ritter hielten sich nicht lange im Schankraum auf, sondern gingen mit ein paar jungen Frauen die Treppen hinauf ins nächste Stockwerk, wo sie fürs Erste verschwunden blieben.
Fabius bedachte Gero mit einem fragenden Blick. „Denkst du, was ich denke?“, fragte er unsicher.
„Ja“, murmelte Gero gereizt. „Anscheinend hatte Kommandant Le Puy recht, als er sagte, die Huren machen es den Ordensrittern auf der Insel umsonst. Mit dem Unterschied, dass das hier keine Hafenspelunke ist, sondern ein Freudenhaus, in dem nur Leute verkehren, die es sich leisten können. Ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache. Wenn du mich fragst, sollten wir gehen, bevor uns jemand sieht und wir Ärger bekommen.“
Im nächsten Moment tauchte hinter Fabius eine rothaarige Schönheit auf und umgarnte ihn mit Komplimenten, die alles andere als der Wahrheit entsprachen. Doch Fabius schienen die haltlosen Schmeicheleien der Dirne zu gefallen. Gero war seine abweisende Haltung wahrscheinlich anzusehen. Und dies war sicher einer der Gründe, warum es keine der übrig gebliebenen Frauen bei ihm versuchte.
Fabius hingegen war sofort Feuer und Flamme und bereit, die junge Frau zu ihrer Kammer zu begleiten. „Soll ich?“, fragte er Gero mit einem Blick, als hätte ihn jemand verhext.
„Du musst selbst wissen, was du tust“, brummte Gero und ließ ihn ziehen.
Als er sich umschaute, stand er beinahe ganz allein da, nur die schon ältere Wirtin und eine jüngere Frau, die von ihm abgewandt am Ausschank stand, waren zurückgeblieben. Die beiden unterhielten sich leise. Gero fiel das unglaublich lange, schwarz glänzende Haar der jüngeren Frau auf, das ihr bis in die Kniekehlen reichte. Auch sie trug ein dünnes Seidengewand, das aus einem durchscheinenden Überwurf und einer weiten Hose bestand. Darunter war sie nackt, was er aufgrund des durchscheinenden Stoffes leicht erahnen konnte.
Was soll’s, dachte er resigniert und setzte sich an einen der Tische, wo eine volle Karaffe Wein und zwei kostbare Gläser auf ihn warteten. Sämtliche männlichen Gäste waren irgendwohin verschwunden. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte sein Unbehagen noch weiter zugenommen. Den beiden Frauen, die ihn nun zu beobachten schienen, kam er sich regelrecht ausgeliefert vor. Am liebsten wäre er einfach gegangen, aber er wollte Fabius nicht im Stich lassen und warten, bis der Luxemburger sein zweifelhaftes Liebesspiel beendet hatte, damit sie gemeinsam zum Hauptquartier zurückkehren konnten. Die beiden Huren würden ihm derweil schon nichts tun, und er wusste schließlich gut genug, was er nicht wollte.
Kapitel X
S iehst du den Kerl da am Tisch?“, fragte Mafalda und gab Warda einen Wink. Warda wandte sich um und betrachtete den blonden Hünen, der auf einer Bank unter dem Fenster saß, mit unverhohlener Neugier.
„Sieht er nicht umwerfend gut aus?“, fügte Mafalda zu allem Überfluss hinzu. Warda nickte versonnen, wobei ihr im Kerzenschein besonders die unglaublich blauen Augen auffielen. Sein sandfarbenes Haar war kurzgeschoren wie das eines Templers oder eines jungen Mannes, der erst noch ein Templer werden wollte. Es stand in einem hübschen Kontrast zu seinem hellblonden, kürzeren Bart. Hugo hatte ihr im Vorbeigehen erzählt, dass der Kerl und sein Freund Novizen des Ordens seien, die nach einer anstrengenden Ausbildung sicher etwas Spaß vertragen konnten.
Interessiert musterte sie seine Kleidung. Er trug eine dunkle, weiche Hirschlederhose und kurze braune Stiefel, ebenfalls aus teurem Leder.
Ein Hinweis darauf, dass er ursprünglich aus einem wohlhabenden Hause stammte wie die meisten jungen Kerle, die bei den Templern Aufnahme als Ordensritter fanden. Sein breites Kreuz und die beeindruckenden Armmuskeln sprengten beinahe das schwarze Leinenhemd, dessen loser Saum ihm fast bis zu den Knien reichte. Am Hals war es mit Schnüren gebunden, die offen standen und einen Ausblick auf seine breite, leicht behaarte Brust erlaubten.
Er war um einiges jünger als sie, doch das hielt Warda nicht davon ab, beim Anblick dieses Mannes ein gewisses Interesse zu entwickeln – was in
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