Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
antworten sollte, ohne sie zu beleidigen.
„Es ist nicht meine Art, mit fremden Frauen irgendwohin zu gehen“, sagte er schlicht.
Warda schien amüsiert. „Und warum bist du dann hier? Willst du denn keinen Spaß haben?
„Ich bin nicht hergekommen, um ein zweifelhaftes Vergnügen zu suchen“, erwiderte Gero gereizt und erinnerte sich plötzlich daran, warum er überhaupt auf dieser vermaledeiten Insel saß.
„Warum bist dann hier?“, fragte sie verblüfft.
„Weil meine Freunde mich mit hierhergebracht haben, um etwas zu trinken … dachte ich. Von Frauen war jedenfalls nicht die Rede“, erklärte er diplomatisch. Er wollte Hugo und Robert nicht als Templer bezeichnen. Jedenfalls so lange nicht, bis er wusste, inwieweit die Frauen in deren Herkunft eingeweiht waren.
„Das heißt, du bist auch ein Templer?“, fragte Warda und sah ihn herausfordernd an.
Im ersten Moment war Gero verblüfft, weil der Umstand, dass hier Ordensritter ein und aus gingen, ihr so selbstverständlich über die Lippen kam. Damit hatte sich das Problem der Diskretion wohl mit einem Schlag erledigt.
„Nein, ich bin noch Novize“, erklärte er leicht ungehalten. „Mein junger Kamerad und ich befinden uns in der Ausbildung, während die beiden anderen bereits fest zur Miliz Christi gehören.“
„Du meinst Hugo und Robert?“ Sie lächelte, als Gero nicht sofort reagierte. „Keine Sorge, ich kenne sie alle. Auch die beiden Ritter vom Hospital, die mit euch gekommen sind. Aber sämtliche Mädchen hier sind mindestens so verschwiegen wie die Templer selbst.“
Gero fühlte sich zunehmend irritiert. Wie konnte es sein, dass eine offensichtliche Hure alle jene Männer kannte, die für die Novizen im Alltag des Ordens als nachahmenswerte Vorbilder fungierten? Dabei waren die Templerregeln so streng, dass man den Kontakt zu einer Frau nicht von selbst suchen durfte. Geschweige denn auf die Idee kam, sie zu küssen. Schon gar nicht war daran zu denken, dass man mit einer Frau das Lager teilte. Hugo und Robert gingen damit das Risiko ein, ihren Mantel zu verlieren, was eine ziemliche Schmach bedeutet hätte und sogar den endgültigen Rauswurf und eine Strafversetzung in einen jener Orden zur Folge haben konnte, die sich hauptsächlich mit der Pflege von Kranken oder dem Anbau von Gemüse in Klostergärten beschäftigten.
Aber so, wie es aussah, schienen sie sich ihrer Sache ziemlich sicher zu sein.
„Das heißt, du wusstest gar nicht, wo die beiden mit euch hingehen?“
„Nein“, gestand er leise und schenkte sich von dem Wein nach, um die unangenehme Situation zu überspielen. Während er trank, bedachte ihn Warda mit einem betörenden Lächeln.
„Ich frage mich immer, warum so hübsche Kerle wie du zu den Templern gehen. Oder überhaupt in einen Orden. Und warum die Männer dort ein so dummes Keuschheitsgelübde ablegen müssen, an das sie sich hinterher sowieso nicht halten. Oder denkst du ernsthaft, Hugo und Robert sind die einzigen Ordensritter, die es trotz des Verbotes ab und zu nach einer Frau verlangt?“ Warda trank einen Schluck und schüttelte dann ihre dunkle Mähne, als ob sie das Verhalten ihrer Kundschaft im Grunde missbilligte. „Am schlimmsten ist es, wenn sie aus einem Krieg zurückkehren und plötzlich bemerken, dass niemand um sie trauert, falls sie irgendwo einen Kopf kürzer gemacht werden.“
„Siehst du“, bekannte Gero nüchtern. „Das ist genau der Grund, warum ich beabsichtige, ein Templer zu werden. Ich will niemanden hinterlassen, der trauert. Ich will sterben, und das war’s. Keine Frauen, keine Kinder, keine Verpflichtungen. Das ist es doch, was den eigentlichen Sinn des Gelübdes ausmacht.“ Gero trank inzwischen sein viertes Glas Wein in einem Zug leer, als ob er seine Aussage damit besiegeln wollte.
Warda empfand Bestürzung bei dem, was er sagte. Es erschütterte sie, wenn junge Ordensritter den Tod regelrecht suchten, wo es doch so viel Schönes auf dieser Welt zu entdecken gab. „Wie, um Himmels willen, gelangt man zu solch einer Einstellung?“, fragte sie aufgebracht. „Ein Mann von deinem Format sollte eine hübsche Frau und Kinder haben. Er sollte sie beschützen und dafür sorgen, dass die Christen sich mehren. Das wäre die beste Waffe gegen die Heiden.“
Sie schaute ihn durchdringend an, doch Gero senkte den Blick, was ihr merkwürdig erschien. Offenbar gab er ihr recht oder war von seiner Auffassung vom Heldentod doch nicht so überzeugt, wie er
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