Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
meinen Mann, und als meine Mutter starb, sah ich keinen Grund, länger dort zu bleiben. Ich wollte weg, wollte vergessen. Dann traf ich Mafalda, und sie hat mir eine Stelle in ihrer Villa angeboten.“
Warda lächelte zurückhaltend. „Dass mir ausgerechnet hier so viele Ordensritter über den Weg laufen würden, hätte ich kaum vermutet. Inzwischen ist es beinahe wie in einer Familie.“
„Mit dem Unterschied, dass man mit seinen Brüdern nicht schläft“, antwortete Gero zweideutig.
Warda lachte erneut, glockenhell und sympathisch. „Nein, da hast du recht. Aber vielleicht bin ich ja ganz froh, dass Kerle von deinem Format keine leiblichen Brüder sind, sondern nur der Bezeichnung nach.“
„Warum müssen meine Kameraden hier nichts bezahlen?“, fragte er ziemlich direkt. „Ich meine, so naiv kann doch niemand sein, dass er glaubt, ein Mädchen gibt sich aus reiner Gefälligkeit hin.“
„Erwischt“, sagte Warda und lächelte verschwörerisch. „Die Villa steht auf Land, das dem Templerorden gehört, und der hat dem Gasthaus, warum auch immer, die Steuern erlassen. Da der Orden durch den Papst beim König steuerbefreit ist, entfällt zudem jegliche Steuer ans Königshaus. Mafalda ist der Meinung, dass wir eine solche Großzügigkeit mit gleicher Münze belohnen sollten. Deshalb müssen die Männer des Tempels nichts zahlen. Weder für den Wein noch für sonstige Gefälligkeiten, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Heißt das, es gibt noch weit mehr Ordensritter, die regelmäßig hierherkommen?“, fragte Gero verblüfft.
„Wir bedienen eine Menge Männer, von denen du es nicht denken würdest. Aber darüber muss ich Stillschweigen bewahren“, erklärte sie und wurde plötzlich ernst. „Es ist ein ehernes Gesetz unseres Standes, keine Namen und Details auszuplaudern. Nur so viel: Ich erfahre genug, um zu wissen, dass die beiden wichtigsten Orden auf dieser Insel beileibe keine Orte der Glückseligkeit sind. Im Gegenteil, ich muss dich warnen. Wenn du unbedingt sterben willst, bleib. Wenn du leben willst, nimm deine Beine in die Hand und renn davon, so schnell du kannst.“
„Wie meinst du das?“, fragte er und sah sie aus schmalen Lidern an.
„Ich habe schon mehr gesagt, als ich sollte“, erwiderte sie hastig und senkte den Blick. „Vergiss es.“
Warda biss sich auf die Zunge, bevor sie Einzelheiten verriet, die nicht gut für sie waren. Mafalda warnte sie stets davor, etwas von dem auszuplaudern, was sie von ihren liebestrunkenen Freiern erfahren hatte. Obwohl sie selbst darauf bestand, dass die Mädchen ihr regelmäßig Bericht erstatteten.
Wahrscheinlich wusste sie mehr über die Absichten des Ordens und die seiner Feinde als die Templer selbst. In diesem Haus gingen eine Menge bedeutender Männer ein und aus, deren Zungen sich lockerten, sobald sie im Mund einer Hure gesteckt hatten. Wein und Räucherwerk taten ein Übriges.
Warda wusste schon lange, dass weder bei den Templern noch bei den Hospitalitern Entscheidungen getroffen wurden, die im Sinne junger Ritter sein konnten, wie Gero einer war. In Wahrheit spielten die Führer beider Orden mit deren Leben und schickten sie aus reinem Prestige in Kämpfe, die sie niemals gewinnen konnten. Warda hatte in der Zeit, die sie mit ihrer Mutter im Orden verbracht hatte, genug Erfahrung sammeln können, um zu wissen, dass dort nicht immer alles mit rechten Dingen zuging und manchmal Entscheidungen getroffen wurden, deren Hintergründe nicht einzusehen waren. Hinzu kam die Feindschaft zwischen dem König von Zypern und seinem Bruder, der sich als Heerführer den Templern angeblich verbunden fühlte. Von Söldnern des Königs wusste sie, dass er in Wahrheit nur hinter der Macht des Ordens her war und einem angeblichen Geheimnis, das ihren Reichtum ausmachte und ihnen einen unerklärlichen Wissensvorsprung bescherte, von dem wohl so mancher gerne gewusst hätte, wie er zustande kam.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Aimery dies alles nutzen wollte, um seinen Bruder zu stürzen, erschien ihr ziemlich groß. Doch das alles konnte sie Gero, falls überhaupt, erst sagen, wenn sie ihn näher kannte. Noch nicht einmal mit Hugo d’Empures hatte sie bisher über solche Dinge geredet.
Im Augenblick war ihrem attraktiven Gast anzusehen, dass er überlegte, was sie mit ihren Aussagen gemeint haben könnte.
„Willst du nicht doch etwas trinken?“, fragte sie ausweichend.
„Warum nicht?“, sagte er schließlich und ließ zu, dass sie ihm eines
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