Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
Franzisch hervor, was nichts anderes als „schachmatt“ bedeutete. Die Menge brach nur teilweise in Beifall aus. Was wahrscheinlich daran lag, dass d’Empures nicht so viele ehrfürchtige Bewunderer hatte wie Saint-Jacques, der die Templernovizen vielleicht nicht unbedingt mit seiner Menschlichkeit, wohl aber mit seiner Zähigkeit und seinem Wissen von sich überzeugen konnte.
„Bruder Hugo hätte ihn versehentlich töten können, wenn er gewollt hätte“, murmelte Arnaud mit einem leisen Hang zur Verschwörung in der Stimme.
„Warum hätte er das tun sollen?“, fragte Gero mit hochgezogenen Brauen.
„Weil jeder weiß, dass er es auf Saint-Jaques’ Kommandeursposten abgesehen hat. Er steht in der Rangfolge direkt hinter ihm, und nur sein Tod könnte etwas daran ändern.“
Von dieser Rivalität ließen sich die beiden Betroffenen zumindest äußerlich nichts anmerken, als Hugo zu Saint-Jacques ging und ihm brüderlich die Hand reichte, um ihm aufzuhelfen. Oder sie wollten ihre Feindschaft nicht zeigen, weil dies womöglich disziplinarische Konsequenzen nach sich gezogen hätte. Die beiden Ritterbrüder hatten inzwischen ihre Helme abgelegt, und als deren bärtige Köpfe zum Vorschein kamen, waren diese tatsächlich so rot wie Hahnenkämme. Trotzdem verbeugten sie sich artig vor ihrem Ordensmeister und salutierten schließlich mit einem „Gott sei mit Euch, Beau Seigneur!“.
Jacques de Molay nickte ihnen wohlwollend zu und sprach ein paar Worte mit ihnen, die jedoch zu leise waren, als dass Gero sie hätte verstehen können.
Als Odo de Saint-Jacques mit dem Helm unter dem Arm schließlich an seinen Novizen vorbeimarschierte, blieb er ausgerechnet vor Gero und Fabius stehen und sah sie aus schmalen Lidern an. „Ich erwarte euch nach der Non in meiner Kammer.“
Ohne weiteren Kommentar setzte er seinen Weg zum Refektorium fort, wo das Mittagsmahl für die Brüder bereitstand.
„Was hat er denn jetzt schon wieder?“, raunte Gero und starrte dem gereizt aussehenden Saint-Jacques hinterher.
„Hoffentlich lässt er seine Wut über den verpassten Sieg nicht an uns aus“, gab Fabius schulterzuckend zu bedenken.
Als die beiden nach dem Nachmittagsgottesdienst an der Kammertür ihres Lehrmeisters klopften, knurrte Saint-Jacques ebenso unfreundlich: „Herein!“
Gero straffte seine breiten Schultern und ordnete sein braunes Novizengewand, bevor er die Türklinke herabdrückte und, gefolgt von dem wesentlich schmächtigeren Fabius von Schorenfels, das Zimmer betrat. Der Kommandeur-Leutnant stand an seinem Stehpult und schaute ungehalten auf, als er seine Novizen erblickte.
Gero und sein Kamerad nahmen Haltung an und vermieden es, ihrem Vorgesetzten in die Augen zu schauen.
„Wisst ihr, warum ich euch hergerufen habe?“, fragte Saint-Jacques provokant.
Gero konnte es allenfalls ahnen, doch er wollte nichts Falsches sagen, weil er wusste, dass Saint-Jacques leicht zu verärgern war.
Auch Fabius wollte allem Anschein nach kein Risiko eingehen und schwieg.
„Na?“, versuchte der Kommandeur es noch einmal mit einer gehörigen Portion Ironie in der Stimme.
Niemand sagte etwas. Gero suchte einen Fluchtpunkt draußen vor dem Fenster, wo im Schatten eines Olivenbaumes eine Katze augenscheinlich einer Maus hinterherjagte, und fühlte sich plötzlich an seinen Vater erinnert.
„Ab sofort ist euer Hausarrest aufgehoben. Wenn ihr wollt, habt ihr heute Abend Ausgang bis zur Frühmesse. Allerdings will ich keinerlei Klagen hören. Wenn so etwas wie vor zwei Monaten noch einmal geschieht, könnt ihr eure Sachen packen und bei den Bettelmönchen um Aufnahme ersuchen, aber nicht bei den Templern. Verstanden?“
„Jawohl, Seigneur“, bestätigten Gero und Fabius wie aus einem Mund.
„Abtreten!“, befahl Saint-Jacques und wandte sich wieder seinen Plänen zu.
Kapitel II
H ast du gesehen, was er da auf dem Schreibpult liegen hatte?“, fragte Fabius, als sie die Tür wieder hinter sich geschlossen hatten. Was er dort gesehen hatte, schien ihn weit mehr zu begeistern als die Aussicht auf einen freien Abend. Gero achtete nicht weiter auf ihn, sondern nahm den direkten Weg zum Dormitorium, wo er nach dem Mittagsmahl und der darauffolgenden Andacht seine Ausrüstung auf Sauberkeit und Vollständigkeit überprüft hatte. Er hatte keine Lust, schon wieder mit Fabius über die vermeintlichen Geheimnisse des Ordens zu debattieren, die den Luxemburger mehr zu interessieren schienen als alles andere. Fabius
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