Das Geheimnis des Templers - Collector's Pack
darf.“
Gero schüttelte den Kopf. „Es ist nicht so, wie du denkst.“
„Nicht?“ Nun lachte Hugo kollernd. „Wie ist es dann? Sag mir nicht, es wäre nicht heiß hergegangen zwischen euch, wenn du eine einzige Nacht mit einer Hure verbringst und sie acht Wochen danach immer noch von dir spricht!“
„Es hat nichts mit fleischlicher Lust zu tun, es ist komplizierter“, versuchte Gero zu erklären, während sie bei hereinbrechender Dämmerung den direkten Weg in die Weinberge nahmen.
„Aber du hast dich nicht in sie verliebt?“, bemerkte Hugo mit alarmiertem Blick. „Das wäre ein echtes Unglück, weil du sie als Ordensritter nicht haben kannst. Aber so, wie es aussieht, ist es wohl eher umgekehrt, und du hast ihr das Herz gebrochen.“
„Nein“, erwiderte Gero mit einer gewissen Reue im Blick. „Das glaube ich nicht. Außerdem gehört meine Liebe auf ewig nur einer Frau.“
„Der heiligen Muttergottes“, entgegnete Hugo süffisant und nickte verständig. „Ich weiß. Wir sind ihr alle verfallen. Sie ist die einzige Frau, der du als Templer ohne schlechtes Gewissen den Hof machen darfst.“
Da irrst du dich, dachte Gero, doch er wollte Hugo keine unnötigen Erklärungen abgeben, was seine Liebe zu Lissy betraf.
„Und warum bist du dann so scharf darauf, mich zu den schönen Engeln zu begleiten?“
„Ich will mit Warda reden.“
„Reden?“ Hugo brach in schallendes Gelächter aus. „Das kannst du unserem Großmeister erzählen, aber nicht mir. Gib zu, du kannst seit Wochen an nichts anderes mehr denken, als sie noch mal zu besteigen.“
„Ich will mich bei ihr entschuldigen“, erklärte Gero stur. „Dafür, dass ich sie bestiegen habe.“
„Du glaubst doch nicht im Ernst an den Blödsinn, den du da redest?“
Hugo d’Empures blieb unter einem Olivenbaum stehen und sah ihn fassungslos an. „Sie ist eine Hure, Gero. Sie liebt es, mit Männern zu schlafen, besonders wenn sie so hünenhaft und gut gebaut sind wie du. Sie war es, die dich verführt hat, und nicht umgekehrt. Die Weiber dort setzen Opiumpfannen ein, um die Freier entweder zu betäuben oder sie willenlos zu machen. Je nachdem, was sie mit den Männern vorhaben. Bei dir kam mit Sicherheit letztere Variante zum Einsatz.“ Er lachte befreit und setzte seinen Weg fort. „Ich liebe es übrigens, wenn Mafaldas Engel so etwas mit mir anstellen. Es macht so schön hemmungslos. Man vergisst all die Scheiße, die man im Leben bereits durchgemacht hat. Ich sage es nur dir, aber es gibt Tage, da heule ich wie ein Schlosshund, wenn ich im Bett einer Hure liege, obwohl ich sie kurz zuvor noch wunderbar geritten habe. Es überkommt mich einfach, wenn ich danach in den Armen einer vollbusigen, verständnisvollen Frau liege, die keinerlei Ansprüche stellt, und ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen darf.“
Hugo stieß einen begeisterten Seufzer aus und ließ seine weißen Zähne im Halbdunkel aufblitzen.
Gero konnte sich denken, was den Ordensritter so glücklich machte. Wahrscheinlich genau das Gleiche, was ihn selbst in Wardas Armen hatte hinwegschlummern lassen. Aber er wollte nicht glauben, dass die Anteilnahme und die mütterliche Zuwendung der Huren nur eine List war, um zahlungswillige oder wenigstens ausdauernde Freier anzulocken.
Immer noch leicht verunsichert, folgte er Hugo durch das Tor zur Taverne der Engel, deren Pforte sich nur auf ein Losungswort hin wie von Geisterhand öffnete.
Plötzlich fragte er sich, was er Warda sagen würde, wenn sie vor ihm stand. Er wollte auf keinen Fall anfangen, nach Worten zu suchen oder gar zu stottern, was wirklich peinlich gewesen wäre. Die Taverne war gut besucht, wie man an den edlen Rössern erkennen konnte, die mit ihren kostbaren Geschirren draußen im Hof angebunden standen. „Die überwiegende Kundschaft in Mafaldas Paradies besteht aus reichen Kaufleuten“, erklärte ihm Hugo. „Aber man munkelt, dass auch jede Menge Ministerialbeamte des Könighofes hierherkommen. Sie alle werden von Mafalda, der langjährigen Wirtin des Etablissements, bestens bedient und dafür anständig zur Kasse gebeten.“
Etwas Ähnliches hatte Warda auch schon erzählt, als Gero das erste Mal ihre Bekanntschaft gemacht hatte. Nur Ordensritter hatten freien Zutritt, und das auch nur unter der Hand, weil das Haus auf steuerfreiem Templergrund stand. Mit dem kleinen, aber feinen Haken, dass die Ordensleitung nichts davon ahnte, was dort geschah. Offiziell handelte es sich um eine Herberge für
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