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Das Geheimnis meiner Mutter

Das Geheimnis meiner Mutter

Titel: Das Geheimnis meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Radio zuzuhören, wandte er seine Aufmerksamkeit Naomi zu, seiner Freundin. Na ja, genau genommen war sie seit zehn Minuten nicht mehr seine Freundin. Wieder einmal hatte es nicht geklappt.
    „Du bist so ein Idiot.“ Naomi zog sich wütend ein T-Shirt über den Kopf und verhüllte damit ihre besten Argumente. Ihr Kopf kam wieder hervor, und sie schaute Rourke wütend an. „Ein kompletter und totaler Scheißkerl.“
    Er fragte sich, warum er sich überhaupt noch die Mühe machte. Er ging jedes Mal diese Beziehungen ein und dachte – hoffte, betete –, dass es dieses Mal klappen würde, dass sie die Richtige wäre, die Eine, nach der er suchte. Und ab da ging es stetig bergab. Der reine Wunsch, dass es funktionieren möge, reichte eben nicht aus.
    Irgendwie erschöpft schlug er die Decke zurück, stand auf und zog sich eine kurze Hose an. Verlassen zu werden war schon würdelos genug, da konnte er sich wenigstens anziehen. „Ich wollte dir nie wehtun“, sagte er und erstickte beinahe an den Worten. Er hatte sie schon zu oft zu zu vielen Frauen gesagt.
    Clinton erklärte gerade, dass die Nation jetzt aus den Schulden raus sei, das Budget ausbalanciert, die Wirtschaft stabil und dass es nun an der Zeit war, die Vision nach außen zu tragen, die Friedenssicherung in der Welt anzugehen.
    „Du siehst mich nicht einmal“, sagte sie. „Du weißt gar nicht, wer ich bin.“
    Guter Gott, sie hatte recht. Er wusste nicht, wer sie war. Er wusste nur, wer sie nicht  war.
    „Es tut mir leid.“ Und das stimmte. Sie tat ihm leid. Er selber tat sich leid. Und es tat ihm leid, dass er nach etwas suchte, was er bereits gefunden hatte, aber nicht haben konnte.
    Sie ging ohne ein weiteres Wort. Eine wunderschöne Frau, die jetzt seinetwegen verletzt war. Er hasste sich dafür, ihr Wunden zuzufügen, die sie nicht verdient hatte. Zu dem Zeitpunkt, als sie schon auf dem Weg zurück in die Stadt war, hatte er schon beinahe wieder vergessen, wie sie sich kennengelernt hatten. War es auf einem Sommerkonzert in Woodstock oder in der Bar in Kingston gewesen? Vielleicht war sie eine der Frauen, mit denen seine Mutter ihn verkuppelt hatte. Auch wenn sein Vater ihm nie verziehen hatte, dass er Polizist geworden und in dieses kleine Städtchen gezogen war, versuchte seine Mutter weiterhin, ihn zurück in die Arme der Familie zu holen, indem sie ihm gut erzogene und gebildete Damen der Gesellschaft wie Köder vor die Nase hielt.
    Er sollte den Frauen einfach ein für alle Mal abschwören. Aber das war unmöglich. Frauen waren wie … Luft. Er brauchte sie zum Überleben.
    Aber er könnte es besser machen. Würde es besser machen. Es war nur eine Frage von Konzentration und Disziplin. Zwei Dinge, in denen er gut war. Auf dieses Verhalten war er gedrillt worden, und er praktizierte es jeden Tag in seinem Job. Es sollte doch ein Leichtes sein, das in sein Privatleben zu übertragen. Warum brauchte er überhaupt ein Privatleben? Er konnte doch einfach bei dem bleiben, worin er gut war – Polizeiarbeit. Untersuchungen von Verbrechen, Kriseneinsätze, öffentliche Sicherheit, Polizeitaktik, Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuführen, das war alles, was er je gewollt hatte. Das ist die Lösung, dachte er. Konzentrier dich auf deinen Job.
    Jeden Morgen, wenn er seine Schutzweste, sein Karbonholster und den Schlagstock anlegte, wurde ihm die Ironie des Ganzen bewusst. Sein eigener Vater hatte das Gesetz ein- und durchgebracht, das schusssichere Westen für Polizisten vorschrieb. Jetzt, wo Rourke ein erwachsener Mann war, war Drayton McKnight auf einmal daran interessiert, seinen Sohn zu beschützen.
    Rourke hielt sich an seinen Schwur und konzentrierte sich auf das, worin er gut war. Er legte für die guten Bürger Avalons Überstunden ein. Ein Bürger beschwerte sich, dass der schwarze Labrador seines Nachbarn ihm immer in den Garten machte. Am nächsten Tag berichtete der Hundebesitzer, dass jemand mit Leuchtschrift Obszönitäten auf das Fell seines Labradors gesprüht hatte. Andere Fälle waren schwer zu ertragen – wie das Highschoolmädchen, das sich eine Überdosis verpasste, nachdem es sexuell belästigt worden war. Eine ältere Einwohnerin war um ihre Ersparnisse betrogen worden. Rourke behandelte jeden Fall mit dem gleichen Ernst. Von der Beschwerde über eine zu laute Party bis zu Anrufen wegen häuslicher Gewalt. Sein Job war nicht wirklich abenteuerlich, aber er war genau das Richtige für ihn. Manchmal dachte er, dass er verrückt

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