Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
Vom Netzwerk:
die Tür auf, und ein älterer Herr betrat den Raum. Er war korrekt, doch nicht nach der neuesten Mode gekleidet. Sein dunkelgrüner Rock war mit Hirschhornknöpfen verziert, sein Halstuch blütenweiß. Die Haare grau und etwas länger, als die herrschende Mode vorschrieb, aufrecht der Gang, würdevoll seine Gesichtszüge.
    „Es freut mich, dass du mich hast rufen lassen, mein Sohn!“ Mit innerlichem Amüsement genoss er die Wirkung, die sein Erscheinen hatte.
    „Mylord!“ Der Friedensrichter trat zu ihm, um sich zu verbeugen. Er hatte auch nichts dagegen einzuwenden, dass Dewary aufstand, um seinen Vater zu umarmen. „Ich habe so viel von deiner schlechten Gesundheit gehört, Papa! Wie schön, dich in so guter Verfassung zu sehen!“
    „Onkel, bitte verzeihen Sie mir meine voreiligen Worte!“ Bakerfield war nichts anderes mehr als der ergebene Neffe, der in eine tiefe Verbeugung versank.
    Lady Bakerfield hingegen sah aus wie vom Donner gerührt.
    „Onkel?“, wiederholte sie, „warum denn Onkel? Der Mann ist doch Kammerdiener.“
    Der ältere Herr verbeugte sich formvollendet. „Sie müssen mir vergeben, Mylady, dass ich mich Ihnen noch nicht offiziell vorgestellt habe, mein Name ist John Parker Dewary, der dritte Earl of Digmore.“
    Aber ich habe Sie doch manchmal auf dem Flur im linken Flügel gesehen, und Sie haben wie ein Kammerdiener ausgesehen …, wollte Lady Bakerfield sagen, aber mehr als ein „Aber …“ kam nicht über ihre Lippen.
    Lord Digmore nahm auf dem größten der Lehnstühle Platz, schlug die Beine übereinander und forderte die anderen auf, es ihm gleichzutun. „Setz dich doch auch, Neffe. Es behagt mir nicht, dich schräg neben mir stehen zu wissen. Ich möchte dich gern im Auge behalten. Ja, so ist es besser, vielen Dank!“
    Er blickte in die Runde, so als sei er unversehens in eine harmlose gesellschaftliche Plauderei geraten. „Lord Streighton, was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs?“
    Dewary erwartete, dass sich der Friedensrichter dafür entschuldigen würde, nicht zuerst nach dem Hausherrn gefragt zu haben, doch er tat nichts dergleichen, sondern schilderte in kurzen Worten das bisherige Geschehen. Der Earl hörte ihm wohlwollend nickend zu.
    Die beiden haben sich abgesprochen!, fuhr es Dewary durch den Kopf, Vater wusste offensichtlich über das Kommen des Friedensrichters Bescheid. Ohne genau zu wissen, warum, atmete er mit einem Mal um einiges freier.
    „Ihr Sohn hat behauptet, er sei mit der Frau Ihres Neffen verlobt gewesen.“ Lord Streighton blickte zu Dewary hinüber. „Ich nehme an, das war, bevor sie Lord Bakerfield geheiratet hat!“
    Dewary zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, Sir, um ehrlich zu sein. Mir war bis heute nicht bekannt, dass …“
    „Natürlich war die Verlobung vor meiner Trauung!“, fuhr Lady Bakerfield auf und schlug sich gleich darauf die Hand vor den Mund. Wie konnte ihr nur so ein dummer Fehler unterlaufen? Der Friedensrichter zog eine Augenbraue hoch, der Earl lächelte in stillem Vergnügen in sich hinein.
    Edward ergriff das Wort. „Louise, du hast mir nie erzählt, dass du mit Dewary verlobt warst! Mit meinem eigenen Cousin …“
    „Ach, halt doch den Mund!“, fuhr ihn Mylady patzig an, „und ob du alles gewusst hast!“
    „Hätten Sie wohl die Güte, mir zu verraten, warum Sie sich mit mir verlobten, obwohl Sie bereits meinem Cousin versprochen waren?“, fragte Dewary.
    Lady Bakerfield wandte sich vorwurfsvoll an den Friedensrichter. „Sehen Sie, wie er ist? Ständig verdreht er jedes Wort. Als ich mich mit ihm verlobte, war ich noch gar nicht mit Edward verlobt. Es war umgekehrt!“
    „Und warum, wenn ich fragen darf, haben Sie meinen Neffen geheiratet, obwohl Sie meinem Sohn versprochen waren?“, fragte der Earl, ohne dass das milde Lächeln aus seinem Gesicht verschwand.
    Mylady wies anklagend auf den Major. „Daran ist auch bloß er schuld!“
    Der Friedensrichter quittierte dies erneut mit einem prüfenden Blick unter weißen Augenbrauen.
    „Na ja, weil er wieder in den Krieg gezogen ist. Ich bin jung, ich bin schön, ich kann nicht ewig warten! Ich hasse es zu warten! Außerdem kam Edwards Antrag gerade recht, um mich endlich von Mamas Krankenbett loszueisen! “
    „Und ich dachte, du liebst mich!“ Aus Bakerfields Stimme war echte Enttäuschung zu hören.
    Mylady lächelte ihm schon wieder zu. „Das natürlich auch!“
    „Da kannst du dich ja einen wahrhaftigen Glückspilz nennen,

Weitere Kostenlose Bücher