Das Geheimnis von Digmore Park
anspruchsvolle Frau wie mich glücklich zu machen. Und ich beabsichtige nicht zu warten, bis Ihr Vater stirbt und Sie einigermaßen wohlhabend sind! Und wenn Sie der letzte Mann auf Gottes weiter Erde wären, nichts läge mir ferner, als mich mit Ihnen zu vermählen!“
Dewary hatte damals im Laufschritt das Haus verlassen, hinter ihm Simon Bishop, noch immer fassungslos darüber, was er gehört hatte. Damals hatte er sich geschworen, Worthing und vor allem die Familie Bendworth für immer zu meiden. Dewary selbst hatte die Abfuhr so getroffen, dass es nicht lange dauerte und er seinen Vater bat, ihm ein Offizierspatent zu kaufen. Diesem war es nicht leichtgefallen, ihm den Wunsch zu erfüllen. Denn Frederick war sein einziger Sohn. Üblicherweise gingen die zweiten Söhne zum Militär, die dritten Söhne traten meist in den Dienst der Kirche ein. Den ältesten Söhnen fiel jedoch die Aufgabe zu, sich auf das Erbe und die Rolle des Titelträgers vorzubereiten. Nichtsdestotrotz willigte er ein. Das Verhältnis zwischen John Parker Dewary, dem Earl of Digmore, und seinem einzigen Sohn war so eng, dass er wusste, er musste diesem Wunsch nachkommen. Frederick würde nicht eher zur Ruhe kommen.
All das war nun vier Jahre her. Umso überraschter war Simon Bishop nun, zu hören, dass sich sein Freund mit einer anderen Tochter von Lord Bendworth verlobt hatte.
„Seit wann bist du verlobt mit dieser, wie war der Name des Mädchens?“
„Vivian. Louise Vivian, um genau zu sein. Sie ist Abigails jüngste Schwester, noch keine zwanzig Jahre alt. Ich kann dir versichern, mein lieber Freund, Vivian ist aus ganz anderem Holz geschnitzt, und sie übertrifft Abigail an Schönheit bei Weitem.“
In der Miene des Geistlichen lag Zweifel.
„Ich würde dir gern die Miniatur zeigen, die sie mir geschenkt hat“, fuhr Dewary fort, „dann könntest du dich von ihrer Schönheit überzeugen. Leider ist sie mir in den Wirren des Krieges abhandengekommen. Doch nicht nur ihr Gesicht, sondern auch ihr Charakter trägt schöne Züge. Sie ist ein munteres, aufgewecktes Mädchen mit einem bezaubernden, glockenhellen Lachen. Ich habe sie letztes Jahr bei einem Heimatbesuch im Haus von McPhersons Tante kennengelernt. Sie ist eine Freundin von Andrews Cousine.“
„Die Freundin einer McPherson? Das klingt respektabel“, gab der Geistliche wider Willen zu.
„Ja, nicht wahr?“, bestätigte sein Freund eifrig. „Ich war sofort von ihrem Charme angetan. Wir haben eine fröhliche, unbeschwerte Zeit miteinander verbracht und uns am letzten Tag heimlich verlobt. Sobald ich meine Angelegenheiten geregelt habe, hole ich den offiziellen Antrag bei ihrem Vater nach. Ich habe es bisher vermieden, nach Worthing zu reisen, um beim Earl of Bendworth höchstpersönlich vorstellig zu werden. Du kannst mich mit Fug und Recht einen Feigling nennen.“
Simon Bishop lächelte und versicherte, er sei weit davon entfernt, dies zu tun. Dewary erwiderte sein Lächeln. „Wie launenhaft das Schicksal ist, alter Freund. Jetzt werde ich also doch noch Bendworths Schwiegersohn. Auch wenn ich nicht die Absicht habe, unsere Bekanntschaft zu vertiefen. Und sicher werde ich meine zukünftige Frau kaum jemals nach Worthing begleiten, wenn sie dort ihre Eltern und Geschwister besuchen will.“
„Aha.“ Mehr sagte der Geistliche dazu nicht. Die Geschichte gefiel ihm nicht, diese Geschichte gefiel ihm ganz und gar nicht. Dennoch, wer sagte denn, dass Miss Vivian sich nicht doch, nicht nur im Alter, sondern auch in ihrem Charakter von ihrer älteren Schwester unterschied? Wer sagte denn, dass der Earl of Bendworth nicht auch angenehme Züge haben konnte? Doch wer sagte nicht auch, dass Dewary vielleicht nur so gehandelt hatte, weil er noch eine alte Rechnung zu begleichen hatte? Er beschloss, sich jedes Kommentars zu enthalten. Eines jedoch musste er klarstellen. „Wenn du schon nicht nach Worthing fahren willst, wenn du einmal vermählt bist, so halte ich es auch für ausgeschlossen, dass du dich jetzt, in deiner Notlage, dorthin begibst. Dem Earl of Bendworth ist nicht zu trauen, und noch viel weniger traue ich Bertram, seinem Sohn. Wir haben daher keinen Grund, die Dinge noch weiter hinauszuzögern: Wenn wir noch zu angemessener Stunde auf Portland Manor eintreffen wollen, dann ist es höchste Zeit aufzubrechen.“
Dewary seufzte, doch er musste seinem Freund schweren Herzens Recht geben. „Ich widerspreche dir nicht, Bishop. Es gibt jedoch noch etwas, was ich
Weitere Kostenlose Bücher