Das Geheimnis von Mulberry Hall
London sind.“
„Ist uns das bewusst?“, fragte sie gekünstelt nach, und er musste grinsen.
„Aber ja“, raunte Lucan. „Was bedeutet, es spricht nichts dagegen, es mit einer Beziehung zu versuchen.“
„Du willst es mit einer Beziehung versuchen?“ Ihre Stimme klang mehr wie ein Quieken.
Es gefiel Lucan nicht, dass Lexie sich nun ihrerseits ziemlich begriffsstutzig anstellte. Er selbst hatte sich eigentlich vorgenommen, ihr den Zugang zu seinem Leben entschieden zu verweigern. Doch dann saß er eine ganze Stunde lang John Barton gegenüber und verstand doch kein einziges Wort von dem, was der jüngere Mann von sich gab. Stattdessen grübelte er darüber nach, warum sein Körper sofort in einen unerträglichen Erregungszustand verfiel, sobald er Lexie in seiner Nähe wähnte.
Vernünftiger wäre natürlich, sich weiter gegen diese sexuelle Anziehungskraft zu wehren, bis sie endlich nach Hause zurückkehren und dort auf Abstand zueinander gehen konnten. Nur leider war es dafür inzwischen zu spät. Lexie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, und dagegen musste er dringend etwas unternehmen. Und die logische Konsequenz war, ihr Verhältnis zueinander auf die nächsthöhere Ebene zu heben.
Wenn die Jagd vorüber war und er mit einer Frau endlich Sex gehabt hatte, verlor Lucan für gewöhnlich das Interesse an ihr. Außerdem gehörte er nicht zu denen, die vor ihren Problemen davonliefen, sondern zu denen, die den Stier bei den Hörnern packten. Und Lexie stellte in der Tat für ihn ein Problem dar, das zudem von Minute zu Minute größer wurde.
„Ach, komm, Lexie!“ Er klang verdächtig heiser. „Wir sind doch beide erwachsen und wissen genau, was hier vor sich geht.“
„Nichts geht hier vor sich“, widersprach sie heftig. „Und jetzt lass mich vorbei!“ Sie trat einen Schritt vor und stemmte sich mit beiden Händen gegen seine muskulöse Brust.
Ihm gefiel der Druck ihrer warmen Handflächen auf seinem Oberkörper, und seine Männlichkeit reagierte prompt. Er legte die Arme um Lexie und ließ sie spüren, wie stark sein Herz klopfte.
„Findest du immer noch, dass zwischen uns nichts vor sich geht?“, flüsterte er.
Das war unmöglich zu leugnen, und Lexie hatte es auch gar nicht vor. Sie hatte vielleicht nicht viel Erfahrung in diesen Dingen, aber dumm war sie auch nicht. Lucan und sie verband von der ersten Sekunde an eine unsichtbare Leidenschaft, die sie nur anfangs mit Abneigung verwechselt hatte. Aber es war Leidenschaft – pure Lust.
Zaghaft schüttelte sie den Kopf. „Ich lasse mich prinzipiell nicht auf meinen Vorgesetzten ein.“ Ihr eigenes Herz schlug so heftig, dass sie Lucans Antwort zuerst gar nicht verstand.
„Anstatt nach London zu fahren und uns dort ein paarmal zu treffen, könnten wir auch einige Tage hierbleiben, um uns näher kennenzulernen.“
Ungläubig riss sie die Augen auf. „Bis zum bitteren Ende, oder was?“
„So muss es doch nicht zwangsläufig kommen.“
„Glaub mir, das wird es! Wie lange dauern deine Affären im Schnitt, Lucan?“, fragte sie provozierend. „Zwei Wochen? Einen Monat? Und dann? Ein sauberer Schnitt und ein teures Schmuckstück als Abschiedsgeschenk, damit es keine Vorwürfe hagelt?“
Er biss die Zähne fest aufeinander. „Meine Frauen haben mir nichts vorzuwerfen.“
„Deine Frauen?“ Sie lachte trocken. „Ich gehöre jedenfalls nicht zu den Frauen, die sich mit einem Diamantarmband für geleistete Dienste abspeisen lassen.“
Das war sie ganz sicher nicht, so viel stand für Lucan fest. Gerade deshalb sollten sie ihre kleine Liaison in der Abgeschiedenheit von Mulberry Hall beginnen, aber so einfach wollte Lexie ihm die Sache offenbar nicht machen.
Er hätte es wissen müssen, schließlich ging es hier um Lexie. Die Frau, die ihn auf diesem Erdball am meisten frustrieren konnte! Ihr einziger Schmuck bestand aus einem Paar Perlenohrringen und einem goldenen Medaillon, das sie um ihren schlanken Hals trug.
Lucan starrte das funkelnde Oval an. „Was für ein Bild trägst du da drin, Lexie?“, wollte er wissen.
„Wie bitte?“ Ohne nachzudenken, schlug sie seine Hand fort, als er nach dem Anhänger greifen wollte. „Fass das nicht an!“
Doch er ließ sich nicht beirren und schloss sofort seine Finger um das Medaillon. Dabei beobachtete er, wie ihr Gesicht leichenblass wurde. „Wer ist das, Lexie? Ein verlorener Liebhaber, dem du nachtrauerst? Oder jemand, mit dem du im Augenblick dein Leben teilst? Trägst du deshalb
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