Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
der chinesischen Kosmologie heißt es auch, Yang sei nach oben aufgestiegen und habe den Himmel gebildet, während Yin nach unten gesunken sei und die Erde geformt habe.
Yin und Yang sind nicht statisch, sondern befinden sich in ständiger Bewegung. Zum Beispiel geht der Tag (Yang) in die Nacht (Yin) über und dann die Nacht (Yin) wieder in den Tag (Yang). Diese Dynamik der beiden Kräfte und die Übergänge zeigen sich anschaulich in dem bekannten Yin-Yang-Zeichen.
Das Kräftepaar Yin-Yang wirkt überall in der Welt. Es setzt Prozesse in Gang, durch die sich das Universum ständig verändert und mit ihm die Menschen. Chinesischer Anschauung nach ist alles im Wandel.
Des Weiteren dient das polare Yin-Yang-Paar dazu, alle räumlichzeitlichen Erscheinungen, sowohl die materiellen als auch die geistigen, zu kategorisieren und einzuteilen. Am bekanntesten sind folgende Zuordnungen: Der Himmel, das Männliche, die Helligkeit und die Wärme entsprechen Yang, die Erde, das Weibliche, die Dunkelheit und die Kälte sind Yin.
Doch die Einteilung in Yin und Yang ist keineswegs so absolut, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Vielmehr ist sie in Wirklichkeit eher relativ. Beispielsweise gilt der Oberkörper als Yang und die untere Körperhälfte als Yin.
Aber gleichzeitig ist der Rücken Yang und die Vorderseite Yin. Eine erste relativ grobe Einteilung lässt sich immer weiter und feiner in Yin und Yang unterteilen. Daher ist auch nichts entweder nur Yin oder nur Yang, sondern besitzt stets etwas von beidem.
Und darüber hinaus birgt Yin den Keim von Yang in sich und Yang den Keim von Yin.
Auch das ist an dem Yin-Yang-Symbol schön zu sehen, wo sich im Weißen ein schwarzer Punkt befindet und im Schwarzen ein weißer Punkt. Chinesischer Anschauung nach macht das Vorhandensein dieser beiden polaren Kräfte und ihr wechselseitiges Zusammenspiel das Lebendige und Prozesshafte in der Welt überhaupt erst möglich.
FÜNF WANDLUNGSPHASEN
Genauso wie in Yin und Yang sehen die Chinesen auch in den fünf Wandlungsphasen ein Ordnungsprinzip, das die Welt durchwirkt.
Das Schriftzeichen, das die Chinesen für den Begriff »Wandlungsphase« verwenden, bedeutet wörtlich »Umlauf der Gestirne«, »Weg«, »Reise«, »Handlung« und »Verhalten« sowie »gehen« und »handeln«. Alle diese Wortbedeutungen haben etwas mit Bewegung und Aktivität zu tun. So sind »Holz«, »Feuer«, »Erde«, »Metall« und »Wasser« nicht als Elemente im materiellen Sinn zu verstehen, sondern als dynamische Vorgänge, und sind von daher »Wandlungsphasen«. Wie bei Yin und Yang handelt es sich auch bei den fünf Wandlungsphasen um Prozesse, die dem kosmischen Geschehen zugrunde liegen und das Leben in Gang halten. Dabei hat jede Wandlungsphase einen ganz eigenen Charakter.
Gleichzeitig bilden die fünf Wandlungsphasen ein Schema zur Welterklärung. In dieses Schema ordnen die Chinesen schon seit über 2000 Jahren Planeten, Jahreszeiten, Geschmacksrichtungen, Gefühle, Zahlen, Töne, Getreidesorten und vieles mehr ein. Die vielfältigen Zuordnungen umfassen die verschiedenartigsten Ebenen des Lebens. Sie zeigen uns, in welcher Weise für die Chinesen alles miteinander verbunden ist. Das gesamte Universum ist quasi vernetzt und die fünf Wandlungsphasen sind ein Modell, mit dessen Hilfe alle Erscheinungen und Abläufe im Kosmos erklärt werden können.
Doch dürfen wir die fünf Wandlungsphasen keineswegs nur als ein theoretisches Konstrukt verstehen. Sie werden ganz praktisch auf das Leben übertragen, wobei einer ihrer wichtigsten Anwendungsbereiche die Medizin ist, wie wir später noch sehen werden.
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QI – DIE LEBENSKRAFT
Was außerdem die Welt und unser Leben ausmacht, ist das Qi – die Lebenskraft. Eine berühmte Textstelle im Buch Zhuangzi (etwa 2. Jh. v. Chr., Kap. 22) lautet: »Menschliches Leben ist eine Ansammlung von Qi. Sammelt sich das Qi an, entsteht Leben. Zerstreut es sich, tritt der Tod ein.«
Zwar ist das Qi nicht sichtbar oder messbar, aber für die Chinesen existiert es ganz konkret als eine »Substanz«, der wir und die ganze Welt ihr Leben verdanken. Alles, was existiert, verstehen die Chinesen als eine bestimmte Qualität dieser Lebenskraft – sogar ihre Götter.
So lassen sich schließlich selbst Yin und Yang und die fünf Wandlungsphasen als spezifische Ausprägungen des Qi auffassen.
Was das Qi wesentlich ausmacht, sind seine Dynamik und sein unaufhörlicher Fluss.
Ist die Lebenskraft in Fülle vorhanden
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