Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
betrat und seine Bilder verunstaltete. Aber wäre es nicht viel schlüssiger, wenn dies jemand getan hätte, der mit ihr unter einer Decke steckte? Für einen Schwindel schien der gezahlte Betrag recht hoch, aber wenn sie es wirklich auf das Land abgesehen hatten, wäre der Preis für die Bilder eine Kleinigkeit, verglichen mit dem zu erwartenden Gewinn.
Ein solches Motiv war fraglos logischer als ihre Behauptung, sie stamme aus einer anderen Welt, sei eine andere Art von Mensch, eine Hexenmeisterin mit magischen Talenten. Wollte sie ihn auf den Arm nehmen? Eine Hexenmeisterin! Für wie dumm hielt sie ihn? Erwartete sie tatsächlich, dass er ihr glaubte?
Und doch tat er es. Warum, konnte er nicht erklären, aber er glaubte ihr. Irgendetwas an ihr sagte ihm, dass sie nicht nur aufrichtig, sondern verzweifelt war.
Entweder war sie die abgefeimteste Schwindlerin, die je das Licht der Welt erblickt hatte, oder sie war tatsächlich eine andere Art von Mensch aus einer anderen Welt. Eine andere Möglichkeit war für ihn undenkbar – und genau das trieb ihn langsam in den Wahnsinn.
Wenn ihre Geschichte tatsächlich stimmte, dann war sein angeblich bei einem Autounfall ums Leben gekommener Vater in Wahrheit umgebracht worden, war die geistige Störung seiner Mutter in Wahrheit gar nicht auf eine natürliche Ursache, etwa einen leichten Gehirnschlag, zurückzuführen, wie die Ärzte vermuteten. Wenn Jax wirklich die Wahrheit sprach, dann bedeutete dies, dass tatsächlich etwas im Gange war, etwas von tödlichem Ernst.
Doch anstatt ihr zu sagen, dass er ihr glaubte, oder ihr wenigstens respektvoll zuzuhören, hatte er sie vertrieben.
In diesem Augenblick fasste Alex einen Entschluss. Da Jax nicht zur Verfügung stand, war es für ihn wichtiger als alles andere, dass er mit Ben sprach. So seltsam sein Großvater bisweilen sein mochte, er schien genau der Richtige, um den vertrackten Knoten seiner Zweifel zu entwirren.
Die Vorstellung, ihm zu erklären, dass es nicht um die Sieben in Siebenundzwanzig, sondern eigentlich um die Neun ging, eine Dreierpotenz, ließ ihn schmunzeln. Er würde verblüfft sein und ihn ernst nehmen. Vielleicht gelang es ihm sogar, dies alles in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen.
Als Alex auf dem Nachhauseweg in die Atlantic Street einbog, erblickte er einen rötlichen Widerschein am Himmel. Nach wenigen Querstraßen wurde deutlich, dass es sich um ein Feuer handelte. In der Ferne brannte ein Haus. Ein roter Lichtschein beleuchtete quellenden schwarzen Rauch.
Bald erkannte er, dass die lodernden Flammen in der Richtung seines Hauses lagen. Er fasste das Steuerrad fester und fester, je näher er seinem Zuhause kam. Versuchte jemand aus dieser anderen Welt ihm bereits Ärger zu machen, ihn womöglich sogar umzubringen? Plötzlich hatte er es sehr eilig, nach Hause zu kommen, und gab Gas. Er hoffte, dass es nicht sein Haus war,
das brannte – dort standen wertvolle Gemälde. Wertvoll zumindest für ihn.
Als er blitzende Blaulichter im Rückspiegel erblickte, fuhr er rechts ran. Ein Krankenwagen raste vorbei. Plötzlich überkamen ihn Schuldgefühle, dass er sich um etwas so Unwichtiges wie Gemälde sorgte, und er hoffte, dass bei dem Brand niemand zu Schaden gekommen war.
Sein Herz schlug bis zum Hals, als Alex um die Ecke bog und die Straße hinauf beschleunigte, vorbei an hell beleuchteten Häusern und Menschen, die in ihren Gärten standen und zu dem Feuer hinübersahen. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass es das Haus seines Großvaters war, das brannte.
Alex trat auf die Bremse, fuhr rechts ran und stellte den Wagen schräg zum Rinnstein ab. Etliche Schaulustige hatten ihre Autos geparkt, um zu gaffen.
Die Straße war von kreuz und quer geparkten Einsatzfahrzeugen versperrt. Dunkelgelbe Lichter auf den Fahrzeugen zuckten durch die Nacht. Ein Streifenwagen hatte sich mit blinkendem Blaulicht quergestellt, um den Verkehr abzuriegeln.
Alex zog die Handbremse an, sprang aus dem Wagen und rannte zum Haus seines Großvaters. Sein Blickfeld schrumpfte, bis er nur noch das vertraute Wohnhaus vor sich sah, eingehüllt in eine beängstigende Glut aus gelben und orangefarbenen Flammen. Nicht mal die Feuerwehrleute in ihren schweren, gelben Jacken und den mit Streifen von Reflektierband versehenen Helmen nahm er wahr. Panik befeuerte seine Schritte.
Plötzlich fasste ihn ein Arm um die Hüfte und wirbelte ihn herum, so dass er schlagartig stehen blieb. Er schob die Arme, die sich um ihn
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