Das Gesetz der Vampire
an meinen Chemiker weiter und teile euch schnellstmöglich sein Ergebnis mit.«
Stevie sah noch den Rest der Papiere durch, fand aber nichts darin, das einen Hinweis auf Phelps oder seine oder Grangers Pläne gegeben hätte. Sie machte eine scheuchende Handbewegung, die Sam imitierte, und die Papiere verschwanden.
»Kann ich sonst noch was für euch tun?«, fragte die Dämonin mit übertriebener Liebenswürdigkeit, die andeutete, dass es besser wäre, diese Frage nicht zu bejahen.
Stevie erstarrte im selben Moment wie Sam, und auch Ashton hörte die Sicherheitswachen kommen. Offenbar hatten die doch den Lärm mitbekommen, den Stevie mit dem Regal verursacht hatte oder machten nur eine Routinekontrolle.
»Außer uns hier ungesehen rauszubringen, wo du schon einmal da bist, nein«, antwortete Stevie. »Cramers Büro müssen wir ein anderes Mal durchsuchen.«
Sam nahm die beiden Vampire bei der Hand und verschwand mit ihnen im selben Moment, da die Wachen das Büro öffneten, das Licht einschalteten und nichts mehr vorfanden als ein menschenleeres Zimmer.
Ashton fand sich unversehens mit seinen Begleiterinnen ein Stück außerhalb des Firmengeländes von GlobalTech wieder und fühlte einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen. Diese Fortbewegungsart war ihm absolut unheimlich.
»Danke, Sam«, sagte Stevie. »Du gibst uns Bescheid, sobald dein Chemiker den Stoff in dem Röhrchen analysiert hat?
Sam seufzte tief. »Klar. Da ich jetzt aber auch neugierig bin, werde ich erst mal noch ein bisschen in der Firma schnüffeln und sehen, ob ich in dem Büro von diesem Cramer noch was Interessantes finde. Dafür schuldet ihr mir aber was. Man sieht sich.«
Sie war verschwunden, noch ehe Stevie oder Ashton ihr antworten konnten.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Ashton.
»Wir erstatten den anderen Bericht und überlassen Sam den Rest.« Stevie hakte sich bei ihm unter. »Hin und wieder ist es ganz nützlich, eine Dämonin zu kennen. Sam lebt ganz normal unter Menschen und arbeitet als Privatermittlerin, Sicherheitsberaterin und Bodyguard«, fügte sie erklärend hinzu. »Sam war mal hinter demselben Verbrecher her wie Gwyn und ich, der sich leider als ein Vampir entpuppte. Dabei hat Sam mir das Leben gerettet.« Ashton spürte, dass Stevie bei der Erinnerung erschauerte und vermutete, dass das wohl ein sehr traumatisches Erlebnis gewesen sein musste. »Seitdem besuchen wir uns ab und zu und sind Freundinnen geworden.«
Für Ashton gehörte auch das zu einer Welt, die ihm immer noch fremd war und zunehmend fremder zu werden schien. Nach dem, was er vorhin durch Sams beiläufige Erklärungen erfahren hatte, existierte eine regelrechte Parallelwelt neben der, die er als die wirkliche Welt kannte, in der es nicht nur die unterschiedlichsten Geschöpfe außer den Vampiren gab, sondern in der auch Magie sehr real war. Er fragte sich unwillkürlich, was ihn wohl noch alles erwartete.
Er spürte unvermittelt, dass sie beobachtet wurden, konnte aber niemanden entdecken. »Jemand beobachtet uns.«
»Ich weiß«, antwortete Stevie und runzelte überrascht die Stirn. »Aber ich kann niemanden spüren, der dafür verantwortlich wäre.«
»Ist das vielleicht Sam?«
Sie schüttelte den Kopf. »Abgesehen davon, dass sie keinen Grund hätte, uns heimlich zu beobachten, könnte ich sie identifizieren. Ich würde fühlen , dass sie das ist. Aber ich kann niemanden wahrnehmen, obwohl ich weiß , dass da jemand ist.« Ihre Stimme klang jetzt ausgesprochen besorgt.
Ashton konzentrierte sich auf seine Wahrnehmung, doch auch er konnte den Ort, von dem aus sie beobachtet wurden, nicht lokalisieren. Er deutete unauffällig auf eine schmale Gasse zwischen zwei Gebäudekomplexen. »Lass uns dort hinüber gehen. Hier stehen wir wie auf dem Präsentierteller.«
Sie flogen in die Gasse hinein, doch das Gefühl beobachtet zu werden verging nicht. Stattdessen verspürte Ashton zusätzlich noch das vertraute Kribbeln einer drohenden Gefahr. Auch Stevie fühlte das und spannte sich abwehrbereit an.
Dennoch erfolgte der Angriff ohne Vorwarnung. Aus dem Nichts heraus prallte ein Körper gegen die beiden Vampire und riss sie zu Boden. Ashton verspürte einen heftigen Schmerz an der Schulter, als ein scharfer Gegenstand dort eine tiefe Wunde riss, die wie Feuer zu brennen begann. Im Gegensatz zu seinen bisherigen Erfahrungen mit Verletzungen als Vampir, begann sie sich nicht sofort wieder zu schließen. Stattdessen verschlimmerte sich der
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