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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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»Du bist nun wirklich kein gebrechlicher alter Greis, der ohne die Hilfe eines Sohnes aufgeschmissen wäre.«
    »Aber ich bin ein Vater, der das Bedürfnis hat, ab und zu seinem Sohn seine väterliche Liebe zu schenken. Durch dich ist kein Sohn mehr da, dem ich sie geben könnte. Deshalb wünsche ich, dass du ihn ersetzt.«
    Ashton schüttelte den Kopf. Wenn er mit allem gerechnet hätte, was Sean von ihm vielleicht verlangen konnte, so bestimmt nicht damit. Das erschien ihm sogar noch unvorstellbarer als alles andere. Doch er schuldete dem alten Vampir tatsächlich jede Form von Buße, Wiedergutmachung, Sühne, die der verlangen mochte, ganz gleich wie unvorstellbar sie für ihn war. Andernfalls würde er wohl niemals die Chance haben, wieder mit sich selbst ins Reine zu kommen. Falls ihm das überhaupt jemals gelingen sollte.
    Er räusperte sich. »Ich habe keine Ahnung, wie sich ein Sohn seinem Vater gegenüber verhält«, gab er schließlich zu. »Ich habe meine Eltern früh verloren, und der Mann meiner Tante, die mich aufnahm, war nie ein Vater für mich. Was erwartest du von mir als, hm, Sohn?«
    Sean lächelte. »Nicht viel. Nur dass du ab und zu vorbeikommst, ein bisschen Zeit mit deinem alten Daddy verbringst und hin und wieder auf seinen weisen Rat hörst.« Er wurde wieder ernst. »Cronos war von Anfang an nicht der Sohn, den ich mir gewünscht hätte, und unser Verhältnis war zeit seines Lebens durch diverse Umstände sehr belastet. Ich denke, es könnte uns beiden überaus gut tun, wenn du an seine Stelle trittst und ich die Stelle deines Vaters einnehme. Denn«, fügte er leise hinzu, »auch ich habe an meinem Sohn etwas gutzumachen, der nun nicht mehr da ist; und der auch meine diesbezüglichen Bemühungen nie akzeptiert hätte.«
    Sie schwiegen beide eine Weile. Schließlich sagte Ashton: »Ich will wieder ein Mensch werden, Sean. Wie könnte ich da dein Sohn sein?«
    Der alte Vampir zuckte mit den Schultern. »Auch als Mensch bleiben dir noch ungefähr vierzig, vielleicht fünfzig Jahre zu leben, wenn wir mal voraussetzen, dass du eines natürlichen Todes stirbst. Das ist Zeit genug. Wie also lautet deine Entscheidung?«
    Ashton fiel es immer noch schwer zu begreifen, dass der Mann, dessen Sohn er ermordet hatte, ihn nicht nur in seiner Nähe ertragen konnte, sondern ihn jetzt auch noch als Ersatzsohn haben wollte. Doch sein Ehrgefühl gebot ihm, Sean diesen Wunsch zu erfüllen.
    »Einverstanden«, gab er nach. »Gibt es dafür eine Adoption oder so?«
    »Ja, die gibt es, und jeder Vampir wird danach wissen, dass du mein Sohn bist, auch wenn du wieder ein Mensch werden solltest. Das bringt dir Vorteile, aber auch ein paar zusätzliche Feinde.«
    Ashton zuckte mit den Schultern. »Das Risiko gehe ich ein.«
    »Dann lass uns die Adoption vollziehen.«
    »Jetzt?«, fragte Ashton beinahe erschrocken, was Sean zu einem nachsichtigen Schmunzeln veranlasste.
    »Jetzt«, bestätigte er. »Es dauert nicht lange. Es sei denn, du hast es dir wieder anders überlegt.«
    »Nein«, versicherte Ashton. »Ich stehe zu meinem Wort.« Auch wenn das bedeutete, dass er dadurch noch tiefer in die Existenz als Vampir hineingezogen wurde, die er immer noch nicht wollte. »Was muss ich tun?«
    Sean streckte eine Hand aus. »Gib mir deine Hand. Wie du vielleicht schon festgestellt hast, spielt das Blut für uns nicht nur eine wichtige Rolle als Nahrungsquelle, sondern auch als Band anderer Art. In dem Moment, da wir es trinken, geht ein Teil des Spenders auf uns über. Bei Tieren sind es nur flüchtige, kaum spürbare Eindrücke, die schnell wieder verblassen. Bei Vampiren bleibt dieses Band auf Lebenszeit erhalten. Deshalb besteht eine formelle Adoption oder auch eine Heirat mit Bluteid darin, dass wir unser Blut tauschen, indem wir einen Schluck davon trinken.«
    Allein der Gedanke daran war Ashton mehr als unangenehm. Es war eine Sache, das bereits abgezapfte Blut von längst toten Tieren zu trinken. Ein lebendes Wesen zu beißen, um von ihm zu trinken, war eine ganz andere. Ganz besonders wenn es sich bei dem betreffenden Wesen um einen Mensch oder Vampir handelte. Allerdings blieb ihm keine andere Wahl, wenn er sein Wort gegenüber Sean halten wollte.
    Er hielt ihm seine Hand hin. Der Vampir nahm sie beinahe ehrfürchtig und überraschend sanft, bog sie etwas nach hinten, sodass die Pulsader ungehindert zugänglich war und sah Ashton in die Augen. »Dein Blut zu meinem Blut«, sagte er feierlich, »als mein Sohn für

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