Das Gesetz der Vampire
hatte inzwischen dafür gesorgt, dass eine stärkende Mahlzeit für sie bereit stand. Ashton nahm sich eine Flasche mit Ziegenblut, trank sie auf einen Zug halb leer und merkte erst jetzt, wie hungrig er war. Stevie tat es ihm nach.
»Unsere Agenten haben festgestellt«, fuhr Gwynal fort, »dass eine Horde zwielichtiger Vampire einen überraschenden Ortswechsel vorgenommen hat und sich in fünf kleinen Dörfern fernab der Zivilisation aufhält, die auch noch weit auseinanderliegen.«
»Ist das so ungewöhnlich?«, fragte Ashton, der keinen Zusammenhang zu ihrem Fall erkennen konnte.
»Taktik«, erklärte Gwynal. »Wir gehen immer noch davon aus, dass wir Wächter von New York und Umgebung weggelockt werden sollen, damit wir Phelps Plänen hier nicht im Weg sind.«
»Wir müssen inzwischen außerdem davon ausgehen, dass er darüber hinaus noch etwas anderes und weitaus Größeres plant«, ergänzte Vivian. »Du musst wissen, Ashton, dass wir Wächter in der Regel nur dort leben, wo eine Kolonie existiert, was ausschließlich in Großstädten der Fall ist, oder im Zentrum einer Reihe von kleineren Städten, in denen es einzelne Vampire gibt. In Großstädten fallen Kolonien nicht auf, ebenso wenig einzelne Vampire in den kleineren Städten. Das bedeutet, dass wir einen entsprechend langen Anreiseweg haben, wenn in einem Dorf, das weit weg vom nächsten Ballungszentrum liegt, ein Verbrechen geschieht, das wir ahnden müssen.«
»Wenn diese Vampire also planen Menschen zu verwandeln, wie ihr vermutet ...«, begann Ashton und blickte die älteren Vampire fragend an.
»So würden, wenn es in derart großer Zahl geschieht, wie es gemessen an dem Aufgebot der dort angereisten Vampire wohl sein soll, sämtliche Wächter in den Staaten augenblicklich dorthin eilen, um weitere Verwandlungen zu verhindern und die Schuldigen zu bestrafen.«
»Was alle Wächter auf einen Haufen an nur fünf Orten zusammenziehen würde«, überlegte Ashton, trank einen weiteren Schluck Blut und blickte nachdenklich in die Runde. »Könnte es sein, dass die Sache genau umgekehrt ist? Dass das, was hier bei GlobalTech ablaufen soll, nicht das Ziel ist, sondern stattdessen das eigentliche Ablenkungsmanöver, damit ihr Wächter glaubt, dass man euch in die Wüste locken will, damit ihr hier nicht im Weg seid, obwohl in Wirklichkeit ihr das Ziel seid. Oder sehe ich Gespenster?«
Sean schüttelte den Kopf. »Du besitzt einen außergewöhnlich stark entwickelten Instinkt, der sich für dich ja schon oft als nützlich erwiesen hat. Unabhängig davon sind wir inzwischen zu demselben Schluss gekommen. Phelps plant etwas Großes, und der Coup mit GlobalTech ist nicht groß genug für die Vorbereitungen, die er unternimmt. Außerdem wüssten wir von dem ja gar nichts, wenn du nicht durch puren Zufall darauf gestoßen wärst. Weshalb wir glauben, dass die GobalTech-Sache mit dem anderen überhaupt nichts zu tun hat und quasi nebenher läuft.«
»Wozu natürlich zu sagen ist«, ergänzte Vivian, »dass wir zwischen den Vampiren in der ‚Wüste’ und Phelps nicht die geringste Verbindung nachweisen können. Der Kerl ist so verdammt gerissen und vorsichtig, dass wir ihn schon in flagranti bei irgendwas ertappen müssen, um ihm legal was am Zeug flicken zu können. Seine einzige Unvorsichtigkeit bis jetzt war sein persönliches Treffen mit Granger, und dafür muss er einen gewichtigen Grund gehabt haben, andernfalls wäre er das Risiko nicht eingegangen.«
Ashton sah besorgt von einem zum anderen. »Ich hoffe, ihr habt nicht vor, sehenden Auges in die Falle zu gehen, die man euch stellt.«
Gwynal schüttelte den Kopf. »Um die Lockvögel kümmern sich andere Wächter bereits. Sie haben sie vorübergehend in Gewahrsam genommen und quetschen sie aus. Wenn nur einer von ihnen Phelps belastet, haben wir ihn. In jedem Fall müssen wir Wächter nicht eingreifen.« Er grinste. »Deine Kollegen von PROTECTOR trauen uns übrigens wie erwartet nicht über den Weg. Sie haben uns die ganze Nacht über beobachtet, während wir bei Peters Wache geschoben haben.«
Ashton zuckte nur mit den Schultern und trank den Rest des Blutes aus der Flasche. Er fuhr zusammen, als aus dem Nichts heraus eine Frau neben ihm auftauchte und brauchte einen Moment, ehe er Sam Tyler an dem Duft nach Sex erkannte, der sie offenbar ständig umgab, noch bevor sie in sein Blickfeld trat.
»Woher weißt du, wo wir sind?«, entfuhr es ihm unwillkürlich.
Sie grinste. »Magie«, antwortete
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