Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
war er hier sogar auf die Welt gekommen. Doch ganz sicher war er sich auch nicht, das Geheimnis lüften zu können.
Natürlich hatte er bemerkt, dass die gefrorenen Kieselsteine, die sich schwerfällig rund um die Hansa 27 bewegten, hin und wieder ein leuchtendes Licht ausstrahlten, wenn sie mit dem thermischen Schutzschild des Schiffes in Berührung kamen. Offenbar war das alles, was von den fünf unglücklichen Soldaten übrig geblieben war. Aber selbst wenn es ihm gelänge, sie Stück für Stück zurückzuholen, wäre niemand in der Lage, eine ausreichend präzise Autopsie zu machen, um sagen zu können, ob ihnen vor ihrem Tod Gewalt angetan worden war. Ebenso wenig wäre es möglich, in einer Art makabrem Puzzle die Teile der verschiedenen Körper zusammenzufügen, denn mit jeder Stunde, die verging, verschwand ein Puzzleteil nach dem anderen, indem es wie ein funkelndes Feuerwerk explodierte.
N’Tari schaltete die Rufanlage ein. Seine Stimmte tönte durch das ganze Raumschiff, als er befahl: »Chefmechaniker, Kraftprotz und Keri Bur sofort zum Kommandanten!«
Die beiden Männer waren so schnell zur Stelle, als hätten sie mit diesem Befehl gerechnet, während Keri auf sich warten ließ.
»Die Soldaten wollen das Raumschiff durchsuchen«, sagte der Kommandant zu ihnen. »Ihr werdet sie begleiten, um sicherzustellen, dass sie keine wichtigen Geräte beschädigen und die äußeren Falltüren der Schleusen öffnen.«
N’Tari war aufgebracht und verspürte Rachegelüste. Da er wusste, dass Personen, die mit den Asix nicht vertraut waren, im Umgang mit ihnen Hemmungen hatten und sich unwohl fühlten, hatte er sich die Freiheit genommen, die beiden Männer auszuwählen, die am einschüchternsten waren. Der eine war der Chefmechaniker mit seinen breiten Schultern und den riesigen Bizepsmuskeln. Dar andere war der für die Ladung zuständigeMann, ein Koloss mit vorspringendem Kinn und brutal-beschränktem Gesichtsausdruck, obwohl er in Wirklichkeit überaus intelligent und sanft wie ein Lamm war. Man nannte ihn »Kraftprotz«, weil er einmal, als das halb automatische System der Verladung nicht funktioniert hatte, eine dreihundert Kilo schwere Kiste mit einer Hand hochgehoben und festgezurrt hatte.
Der Chefmechaniker kratzte sich am Kopf und grummelte lässig: »In Ordnung, Boss.«
Kapitän Aber, der disziplinloses Verhalten und Lässigkeit im Dienst mehr als alles andere verabscheute, knirschte mit den Zähnen.
»Keri Bur!«, rief N’Tari erneut. Aber nicht Keri kam, sondern Ivari.
»Sie fühlt sich nicht gut, Kommandant. Die Shiro-Dame kümmert sich um sie. Sie ist Ärztin.«
»Was ist denn passiert? Ein Unfall? Wie geht es ihr?«
»Sie wird heute auf jeden Fall nicht arbeiten können.«
»Vorsicht, Ivari! Bring mich nicht zur Weißglut! Ich habe dich nicht gefragt, ob sie arbeitsfähig ist, ich wollte wissen, ob ihr etwas Schlimmes zugestoßen ist.«
»Ich glaube nicht, dass es schwerwiegend ist, aber ich habe sie nicht persönlich gesehen. Warum hast du sie gerufen?«
N’Tari begriff, dass das Mädchen nicht geneigt war, ihm irgendetwas zu erzählen. Er befahl ihr: »Schließ alle Fenster.«
Er wollte sich gerade eine Begründung ausdenken, ein magnetisches Unwetter oder irgendeine andere Geschichte, aber Ivari stellte keine Fragen. Nach wenigen Augenblicken waren die beweglichen Wände heruntergelassen, und das Schauspiel des makabren Feuerwerks, das die Leichen der fünf Vergewaltiger veranstalteten, war nicht mehr zu sehen.
Die Untersuchung wurde gewissenhaft durchgeführt. Kapitän Aber hatte befohlen, alles zu überprüfen, was irgendwie anormal wirkte. Also kontrollierten sie alles und jeden, ohne dass sie wussten, wonach sie eigentlich suchten. Doch als sie die Kabinen der Shiro betreten wollten, wurde es ihnen von den Asix untersagt.Die Höflichkeit verlange es, erklärte man ihnen, vorher an die Tür zu klopfen.
Also klopfte Kraftprotz an und wartete, dass man ihm Einlass gewährte. Schließlich betrat er die Kabine der Shiro und erklärte, worum es ging. Dann kam er wieder heraus und teilte den Soldaten mit, sie müssten sich noch einen Augenblick gedulden. Die ganze Zeit blieb er vorsichtshalber mit verschränkten Armen vor der Tür stehen, direkt vor den Soldaten, denen er geradewegs in die Augen starrte. Niemand versuchte, sich unerlaubt Zugang zu verschaffen.
Dann öffnete Oda die Tür. Die Kabine sah genauso aus wie die der Besatzungsmitglieder. Nur eine Hängematte hing noch am
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