Das Gestaendnis des Scheichs
Ella wortlos an ihr vorbei.
„Wo ist er?“, fragte sie.
„Im seinem Arbeitszimmer“, antwortete das Hausmädchen erschrocken.
Ella eilte in Khalids Büro. Er stand hinter dem Schreibtisch und blätterte in Papieren. Er hatte sich offenbar zwei Tage nicht rasiert, und die dunklen Bartstoppeln gaben ihm das Aussehen eines Piraten. Seine Kleidung war schmutzig, und es roch im Raum intensiv nach Rauch. Doch das spielte für sie keine Rolle.
„Kannst du dich nicht einfach aus meinem Leben heraushalten?“, herrschte sie ihn an.
6. KAPITEL
Khalid blickte von seinen Unterlagen auf. „Hallo, Ella, schön, dich zu sehen.“
„Spar dir die Floskeln. Wer gibt dir das Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen? Du hast alles kaputtgemacht!“
„Was willst du damit sagen?“
„Du hast in Italien Nachforschungen angestellt.“
Er nahm einen Zettel zur Hand. „Garibaldi?“
„Wenn du etwas wissen wolltest, warum hast du mich dann nicht gefragt? Ich hätte dir alles beantwortet. Ich habe dir ohnehin mehr erzählt als irgendeinem anderen Menschen.“
„Wer ist Antonio Garibaldi?“, wollte er wissen und kniff die Augen zusammen, als er ihr zorniges Gesicht bemerkte.
„Mein Bruder. Und er ist schuld am Tod meines Mannes. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Durch deine Erkundigungen hast du ihn auf meine Spur gelenkt. Es war mir gelungen, von der Bildfläche zu verschwinden, und du hast nichts Besseres zu tun, als meinen Aufenthaltsort preiszugeben. Ich kann es einfach nicht fassen.“
„Moment mal. Willst du damit sagen, deine Familie weiß nicht, dass du hier lebst?“
„Wenn ich sie davon hätte informieren wollen, hätte ich das längst getan, glaub mir.“
„Hast du nicht gesagt, dein Mann sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen? War dein Bruder etwa darin verwickelt?“
„Nein. Er wollte mich entführen und hat mich unter falschem Vorwand zum Flughafen gelockt, um mich in einer gemieteten Privatmaschine nach Italien zu bringen. Jemand hat jedoch Alexander davon informiert, der mir zu Hilfe kommen wollte. Das Unglück geschah auf dem Weg zum Flughafen. Gott sei Dank hat die Polizei den Abflug verhindert.“ Von der Erinnerung überwältigt, wandte sie den Blick ab. „Sie holten mich, damit ich Alexanders Leiche identifizierte.“
Sie brach in Tränen aus.
Einen Augenblick sah Khalid sie sprachlos an. Dann ging er zu ihr und schloss sie in die Arme.
Eine Zeit lang weinte sie hemmungslos an seiner Brust, dann hob sie den Kopf. „Er war im Vorlesungssaal und unterrichtete. Es wäre ihm nichts geschehen, wenn er mir nicht zu Hilfe hätte kommen wollen.“ Sie presste ihr tränennasses Gesicht an seine Brust, ohne den Rauch wahrzunehmen, der sich in seinem Hemd verfangen hatte. „Hätte Antonio nicht versucht, mich zu entführen, wäre Alexander heute noch am Leben.“ Sie schluchzte so heftig, dass ihre Schultern bebten.
Khalid drückte sie fest an sich. Ihr Schmerz schnürte ihm die Brust zu. Der Unfall hatte sich vor über einem Jahr ereignet, und Ella hätte normalerweise über den schlimmsten Kummer hinweg sein müssen. Doch sie trauerte nach wie vor intensiv um den Mann, den sie geliebt hatte.
Er selbst hatte eine solche Liebe nie erlebt und wusste, dass sie ihm für immer verwehrt war.
Schließlich wurde ihr Schluchzen leiser. Doch er hielt sie weiter in den Armen. Seine Neugier hatte also einen Stein ins Rollen gebracht. War der Mitarbeiter von Bashiri-Öl bei seinen Nachforschungen zu unvorsichtig gewesen, oder hatte Ellas Familie nur darauf gewartet, einen Hinweis auf den Aufenthaltsort ihrer Tochter zu erhalten? Khalid wollte darauf Antworten haben, zunächst ging es aber darum, Ella zu beruhigen.
Er umfasste ihr Gesicht und trocknete ihre Tränen. Warm und weich fühlte sich ihre Haut an, und ihre leicht verquollenen Augen hatten wieder den sorgenvollen Blick angenommen, den er so gut an ihr kannte.
„Ich konnte nicht ahnen, dass durch meine Ermittlungen eine Lawine losgetreten würde“, sagte er. „Aber hier bist du in Sicherheit. Ich lasse nicht zu, dass dich jemand entführt. Erzähl mir, worum es damals eigentlich ging.“
Sie trat einen Schritt zurück. „Ich erzähle dir gar nichts. Wenn mein Bruder wiederkommt, kannst du ihm mitteilen, dass du nicht weißt, wo ich wohne. Schick ihn fort. Sorge dafür, dass er mich nie findet.“
„Du glaubst also, dass er noch einmal hier auftauchen wird?“
„Natürlich. So schnell gibt er nicht auf.“
„Und
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