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Das Glück mit dir (German Edition)

Das Glück mit dir (German Edition)

Titel: Das Glück mit dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Tuck
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der einzige andere Mensch, der auf der Welt existiert.
    Sie sind unzertrennlich.
    Linda, flüstert sie.
    Linda, sagt sie ein wenig lauter.
    Es kommt keine Antwort.
    Mit zurückgelegtem Kopf trinkt Nina den letzten Schluck Wein. Die Flasche ist leer.
    Sie beschuldigt Linda, das Glas Wasser vom Balkon auf den Jungen unten auf der Straße geschüttet zu haben.
    Linda klaut auch einen teuren, schwarz-goldenen Füllfederhalter, für dessen Diebstahl Nina bestraft wird.
    Ihr ist heiß, sie geht zum Fenster und öffnet es, lässt die kühle Brise die Vorhänge aufblähen. Einen Moment lang steht sie da, von dem Stoff umhüllt. Alles ist dunkel und still und kommt ihr unwirklich vor.
    Dann – nachdem sie das Fenster geschlossen und die Vorhänge vorgezogen hat – tastet sie sich, ein wenig schwankend, die Hände an den Bettpfosten, auf ihre Seite des Bettes hinüber. Sie schüttelt die Schuhe von den Füßen, setzt sich auf die Matratze und legt sich neben Philip.
    Wieder greift sie hinüber und berührt seine Wange.
    Kalt.
    Seine Hände.
    Sehr kalt.
    Sie seufzt tief und schließt einen Moment lang die Augen.
    Sex.
    Sie will nicht an Sex denken.
    Und tut es doch.
    Sie liegen nackt im Bett.
    Wo? In Paris? Pantelleria? Belle-Île?
    Pantelleria.
    Heiß, sehr heiß. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigt vier Uhr Nachmittag, und Philip streckt den Arm aus und berührt ihren Bauch. In der Höhlung zwischen ihren Hüftknochen hat sich eine Schweißpfütze gebildet.
    Lieber Gott, ist das heiß, sagt er.
    Sie öffnet langsam die Augen, betäubt von der Sonne und dem Wein zum Mittagessen, und konzentriert sich auf den Perlenvorhang vor der Eingangstür ihres Zimmers, die direkt auf die Terrasse führt. Der Raum ist voller tanzender Schatten, Lichtflecken stehlen sich zwischen den Perlenschnüren durch und werfen zitternde Muster auf Wände, Boden und Bett. Draußenist es immer noch zu hell. Irgendetwas Rotes liegt auf einem Stuhl auf der Terrasse – ihr achtlos hingeworfener Sarong. Sie hört, wie der Hund, der vor der Tür liegt und sie bewacht, seine Position verändert. Sie riecht das Meer, die Erde und Fäulnis.
    Philip wendet sich zu ihr. Sein Gesicht ist offen, ruhig, ausdruckslos wie auf einem jener flämischen Porträts mittelalterlicher Heiliger. Er umarmt sie und beginnt sie zu küssen – ihren Mund, ihre Brüste, ihren Nabel und, weiter unten, ihre Möse. Er rasiert sich nicht täglich und sein Gesicht fühlt sich auf ihrer Haut rau an, aber das stört sie nicht. Sie umklammert seinen Kopf fest mit den Schenkeln, als sie kommt. Als er sich auf sie schiebt, nimmt sie seinen Penis in die Hand.
    Nein. Lass mich, sagt er.
    In ihr beginnt er langsam, blickt ihr dabei ins Gesicht, als studiere er es zum ersten Mal, und sie blickt hinauf zu ihm. Sie sprechen nicht, als ihre schweißnassen Körper immer schneller aneinanderklatschen, bis er schließlich kommt. Anschließend liegt er auf ihr, reglos, wie ein Toter. Sein Kopf ruht schwer an ihrer Schulter, und auch sie rührt sich nicht.
    Als er sich schließlich neben sie legt, sagt er, ich bin glücklich.
    Sie spielt die Szene im Geiste noch einmal durch.
    Und noch einmal.
    Sie nimmt ein paar Veränderungen vor.
    Sie ist auf ihm, hebt und senkt sich auf Händen und Knien, ihre Brüste baumeln über seinem Gesicht; sie liegt auf dem Bauch, drückt das Gesicht in ein Kissen, während er von hinten in sie eindringt.
    Aber immer ist da diese erstickende Hitze; immer das gleiche flirrende Licht, das durch den Perlenvorhang von der Terrasse ins Zimmer dringt; immer sieht sie ihren über den Stuhl geworfenen Sarong und riecht den beißenden Geruch von Meer, Erde und Fäulnis.
    Ich bin glücklich, sagt er danach.
    Endlich einmal denkt er nicht an Zahlen; er zählt nicht.
    Und die ganze Zeit schnuppert sie, vorsichtig.
    Blaue Plastiksäcke mit Müll, von Ausflüglern aus Autofenstern geworfen, liegen an der Hauptstraße von Panetelleria überall am Straßenrand. Lange bevor sie eingesammelt werden, platzen die Tüten in der Sonne auf, oder ein Hund oder ein Wildtier frisst sich durch das dünne Plastik, um an den Inhalt zu kommen. Wenn der Wind entsprechend steht, kann sie den verrottenden Müll bis zum Haus riechen.
    In einem Straßengraben der Kadaver des Hundes, Roma.
    Der Raum hat sich zu drehen begonnen, und sie öffnet die Augen.
    Sie setzt sich auf und schiebt sich das Kissen in den Rücken.
    Bei der jährlichen Fakultätsparty, zu der auch die Ehefrauen eingeladen sind, trinkt sie

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