Das Glück reicht immer für zwei
sah er elegant aus. Er ist sehr sexy, dachte sie. Auch wenn ich kein bisschen auf sexy aussehende Männer stehe. Aber dennoch … Als er sich erhob und einen Stuhl für sie zurechtrückte, bedankte sie sich mit einem Lächeln.
»Tut mir wirklich leid, dass Sie mit mir vorliebnehmen müssen«, sagte sie, während sie sich setzte. »Aber Britt traut sich mit ihrem zugeschwollenen Auge nicht unter die Leute.«
»Ich bin entzückt, dass Sie gekommen sind. Auch wenn es mir natürlich leidtut, dass Ihre Schwester einem Moskito zum Opfer gefallen ist.«
»Morgen wird bestimmt nichts mehr von dem Stich zu sehen sein«, sagte Mia. »Jedenfalls hofft sie das. Andernfalls wird sie sich gewiss nicht auf die ›Romantische Nacht‹ freuen.«
»Sie meinen, dass sie sich darauf gefreut hat?« Steves Grinsen sagte Mia, dass er ihre Schwester durchschaut hatte.
»Nun, nein, um ehrlich zu sein. Aber sie gibt sich alle Mühe.«
»Die Workshops hat sie jedenfalls prima gemeistert. Die Teilnehmerbeurteilungen wurden von Mal zu Mal besser.«
»So ist Britt nun mal.« Mia nahm ein Brötchen aus dem silbernen Brotkorb und bestrich es mit Butter. »Alles, was sie anfasst, verwandelt sie in Gold.«
»Tatsächlich?«
»Ja, sie ist sehr erfolgreich.« Mia erzählte ihm von Britts Karriere als Scheidungsanwältin und wie sie völlig unverhofft und über Nacht als Schriftstellerin berühmt wurde. »Sie schafft es aus dem Stand, Erfolg zu haben.« Mia zuckte die Schultern. »Manchmal kann das ganz schön irritierend sein.«
»Vielleicht ist das nur der äußere Anschein«, erwiderte Steve. »Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die anscheinend mühelos etwas können, sich in Wahrheit mächtig ins Zeug legen. Mir kommt sie eher wie ein Workaholic vor.«
»Damit haben Sie recht. Sie ist bestimmt nicht der Typ Frau, der sich gern auf die faule Haut legt. Ihr Leitspruch lautet: Gut geplant ist halb gewonnen.«
»Klingt durchaus plausibel. Und wie war Ihr Ausflug heute, mal abgesehen von den Moskitos?«
Mia genoss es, sich mit ihm zu unterhalten. Als sie ihm von ihrer Regenwaldwanderung erzählte, hörte er aufmerksam zu und stellte zwischendurch Fragen. Er gab ihr das Gefühl, wirklich an dem interessiert zu sein, was sie zu sagen hatte, und sie musste sich immer wieder daran erinnern, dass es zu seinem Job gehörte, sich interessiert zu zeigen.
»… aber am meisten freue ich mich auf Guatemala«, sagte sie. »Ich habe eine Zeit lang dort gelebt.«
»Ach ja?«
Sie berichtete ihm von ihrem Aufenthalt in Guatemala, selbstverständlich ohne Alejo zu erwähnen, und während sie erzählte, wurde ihr bewusst, dass Alejo nicht der einzige Grund war, warum es ihr dort so gut gefallen hatte.
»Während unserer letzten Schiffsreise habe ich einen Ausflug nach Antigua Guatemala gemacht«, sagte Steve. »Ein malerisches Städtchen, aber ich glaube, ich könnte dort nicht mehrere Monate leben.«
»Jetzt wollte ich das wahrscheinlich auch nicht mehr. Es ist ein Ort für junge Leute.«
Steve grinste. »Und Sie sind natürlich schon alt.«
»Sie wissen, was ich meine«, sagte sie ernst. »Es ist ein Ort für Menschen, die noch keine Verpflichtungen haben.«
»Und – haben Sie Verpflichtungen?«
Sie wusste nicht, warum sie mit einem Mal das Bedürfnis hatte, ihm von Allegra zu erzählen. Sie hatte es nicht vorgehabt, aber es sprudelte einfach so aus ihr heraus. Es schien Ewigkeiten her zu sein, seit sie ausführlich über ihre Tochter gesprochen hatte. In Britts Gegenwart vermied sie dieses Thema, weil Britt, wann immer es um ihre Nichte ging, ein wenig gelangweilt dreinsah.
»Haben Sie ein Foto von ihr dabei?«
»Natürlich.« Mia lächelte. »Aber Sie wollen es nicht wirklich sehen?«
»Warum sollte ich nicht?« Er legte Messer und Gabel auf seinen Teller. »Ich habe sechs Nichten und drei Neffen, die ich sehr liebe.«
»Ach ja?« Mia sah ihn erstaunt an. »Ich hätte nicht gedacht …«
»Sehen Sie, das kommt davon, wenn man alle Männer über einen Kamm schert.«
»Das tue ich doch gar nicht. Aber normalerweise finden Männer Fotos anschauen öde.« Sie öffnete ihre Handtasche und fischte die kleine Brieftasche mit einigen Fotos von Allegra heraus, die sie immer bei sich trug. »Hier, das ist sie.«
»Sie ist sehr hübsch«, sagte Steve. »Sie können stolz auf sie sein.«
»Das bin ich auch. Aber die meisten Menschen sind da anderer Ansicht, wenn man eine alleinerziehende Mutter ist.«
»Oh, ich weiß
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