Das Gold der Maori - Das Gold der Maori
sich zum kingi wählen zu lassen – vielleicht sollte er um die Tochter des amtierenden kingi freien? Aber das war Zukunftsmusik. Was Kahus erste Frau anging, hatte der Häuptling klare Worte gefunden. Die Geister der Ngati Pau bestanden auf einer Verbindung mit Elizabeth. Jetzt musste es ihm nur noch gelingen, Lizzie von dieser Idee zu überzeugen. Kahu rief sich ihr Gesicht und ihre zarte Gestalt erneut ins Gedächtnis. Während er zurück zum Dorf ging, pfiff er vor sich hin. Es war selten, dass der Wille der Geister und der Wille eines Menschen so genau übereinstimmten.
Kahu Heke nahm diesmal nicht das Häuptlingskanu, um die Nordinsel zu umsegeln, sondern ließ sich von einem Stamm der Ngati Toa auf dem kürzesten Weg auf die Südinsel übersetzen. Vorher durchwanderte er die Nordinsel, sprach dabei mit den Vertretern der verschiedenen Stämme und versicherte sie seiner friedlichen Absichten – als Besucher und später auch als ariki seines Stammes. Die powhiri , die Zeremonie, die auf der Südinsel mehr ein traditionelles Spiel war, konnte hier bitter ernst werden. Die Stämme auf Te Ika-a-Maui hatten einander immer bekriegt. Kahu war entschlossen, sie jetzt gegen die pakeha zu einen. Die Maori mussten ihre Position stärken, im Guten oder im Bösen, im Frieden oder im Krieg! Kahu wusste, dass Kuti Haoka auf Frieden hoffte. Sein ganzes Leben war diesem Frieden geweiht gewesen, obwohl er oft genug hatte kämpfen müssen. Sicher zielte auch der Versuch, weißes Blut in die Häuptlingslinie der Ngati Pau einzubringen, auf eine solche friedliche Lösung. Wobei der ariki und seine tohunga sicher nicht Kahus Tagträume teilten, durch ein Auftreten gemeinsam mit Lizzie den Weg zu Verhandlungen zu ebnen. Die Ältesten des Stammes dachten eher an weitere Generationen. Kuti Haokas Hinweis auf Lizzies Alter, sie mochte jetzt Anfang dreißig sein, und die Notwendigkeit, möglichst bald mit ihr Kinder zu zeugen, sprach für sich.
Nach der diesmal stürmischen Überfahrt ließ sich Kahu über die Südinsel treiben, besuchte die Ansiedlungen der pakeha und fand sie im Großen und Ganzen kleiner und beschaulicher als die Städte im Norden. Natürlich wuchsen Christchurch und Dunedin, aber im Vergleich zu Wellington und Auckland waren es doch noch halbe Dörfer. Streitigkeiten zwischen Maori und pakeha gab es kaum. Die Ngai Tahu hielten sich den Städten meist fern, aber sie waren nicht unzufrieden mit dem Preis, den sie für ihr Land erzielt hatten. Die Farmer in den Plains beschäftigten Maori als Viehhüter und achteten ihre tapu . Das Land war groß genug, warum sollte man sich darüber streiten, diesen oder jenen Hain oder Berg zu besiedeln, abzuholzen oder abzuweiden?
Die Ngai Tahu wiederum passten sich der Lebensweise der Weißen an. Sie trugen ihre Kleider, schickten ihre Kinder in Missionsschulen und bekehrten sich oft, zumindest halbherzig, zum Christentum. Nur noch wenige Vertreter der jüngeren Generation trugen moko , die strengen Gebräuche früherer Zeiten gerieten in Vergessenheit. Niemand scherte sich darum, wohin der Schatten ihres Häuptlings fiel.
Kahu sah schnell ein, dass die Ngai Tahu sicher nicht zu einem Aufstand zu überreden waren. Schließlich erreichte er die Goldfelder in Otago und war empört über die Zerstörung der Landschaft. Er hielt sich kaum auf, sondern zog gleich weiter in die Berge. Irgendwo in dieser Gegend musste der Stamm leben, der Lizzie aufgenommen hatte.
Das Dorf der Ngai Tahu erwies sich allerdings als ziemlich abgelegen. Selbst der erfahrene Maori-Krieger irrte einige Zeit herum, bevor er die Ansiedlung fand. Schließlich traf Kahu ein Maori-Mädchen, das ihn bereitwillig zu seinen Verwandten führte. Haikina, eine Tochter der tohunga Hainga, hatte einige Jahre lang in Dunedin gelebt und eine Missionsschule besucht. Nun war sie auf dem Weg zurück in ihr Dorf.
Kahu folgte dem großen schlanken Mädchen über verschlungene Wege an Bächen und am Fluss entlang. Haikina trug die Kleidung der Weißen, hatte die Schuhe jetzt aber ausgezogen und den Rock ohne jede Scham hochgebunden, um sich besser in der Wildnis bewegen zu können. Kahu stellte schnell fest, dass sie zwar von den Weißen gelernt, sich aber nicht von ihnen hatte vereinnahmen lassen. Es war angenehm, mit ihr zu plaudern, die beiden früheren Missionsschüler tauschten sich lachend über die pakeha , ihre Lehrer und ihre Priester aus. Auch Haikina hatte sich taufen lassen, stand der Sache mit den Göttern der
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