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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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nichts im Weg. - Am sichersten dürfte wohl das spurlose Abschieben in eine andere Provinz ablaufen. Ein neuer Name, das alte Vermögen - die Sache wäre vergessen und vor allem der iberische Spion beseitigt.
    „Einverstanden. Morgen gegen Mittag bin ich bei dir. Halte die Denare bereit, die ich in dein Geschäft investiert habe. Nicht der Schatten einer Verbindung zwischen uns darf existieren. Ich bringe das Dokument mit, in das du den Namen einsetzt, und nehme die Unterlagen über Flaccus mit."
    Sibalus nickte. Nun waren die Brücken hinter ihm abgebrochen. Erfuhren die Iberer von dem Gespräch, übten sie entsetzliche Rache. Aber in Ligurien würde er sich sicher fühlen - mit einem neuen Namen doppelt geschützt.
    Was kann man mir vorwerfen? dachte er mit schlechtem Gewissen. Bis zuletzt habe ich meine Pflicht getan. Ich habe die Krieger nach Sizilien geschmuggelt, damit die aufständischen Sklaven geübte Führer haben. Ich habe zur Befreiung von Sklaven beigetragen. Ich habe viele Waffen gekauft und ins Hochland gebracht. Ich besorgte die geheimsten Pläne. Daß ich jetzt an mein Leben denke - kann mir das jemand verübeln? Ich bin kein Held wie Litennon oder Eladu „Ihr sitzt hier in aller Ruhe!" Der Tribun musterte die Offiziere des Statthalters mit wütenden Blicken. „Aber ihr wißt nicht, wie es vor dieser verfluchten Stadt wirklich zugeht."
    „Doch", erwiderte ein grauhaariger, Centurio. „Damals unter Nobilior war ich dabei. - Ein Glück, jetzt bin ich nur noch für die Reserve tauglich. Mars sei Dank! Ich kenne den numantinischen Schauplatz. Die Stadt sieht aus wie unbefestigt, aber wer angreift, beißt sich die Zähne aus."
    „Eben", versetzte Servius Mus. „Dazu die heimtückischen Methoden! Keine offene Feldschlacht, sie rennen davon..."
    „Und ihr hinterher?" fragte der Alte ironisch. „Nobilior befahl dasselbe..., und hundert oder mehr Kameraden starben. Im Stab lernt man wohl nie aus Fehlern?"
    Noch ehe der Tribun diese Anschuldigung schroff zurückweisen konnte, fragte der Statthalter: „Ist Numantia wirklich uneinnehmbar? Alle sagen, die Mauern seien harmlos."
    „Sind sie. Davor jedoch sind zahlreiche Gräben kreuz und quer gezogen und schwere Steine verstreut. Man ist nicht in der Lage, geordnet zu stürmen; die Leute schauen auf den Boden, um sich nicht die Knöchel zu brechen. Niemand kann zugleich auf die heranfliegenden Pfeile achten. Die Verluste sind dementsprechend."
    Keiner in der Runde fügte etwas hinzu, zumal viele Anwesende bereits an der Belagerung der einen oder anderen Ibererstadt teilgenommen hatten.
    „Wir brauchen die Armee aus Lusitanien", meinte Älius. „Wir müssen Viriatus und seine Rebellen vorerst gewähren lassen, um alle Kräfte auf die Niederwerfung Numantias zu konzentrieren. Alles andere ist Zersplitterung und führt zu nichts."
    „Der Prokonsul Servilianus ist in langwierige Kämpfe verwickelt. Man kann sie nicht kurzfristig abbrechen. Bedenke auch die Zeit, die er benötigte, um hierherzukommen. Inzwischen stände ganz Lusitanien in Flammen. Er kann nicht einmal auf eine der beiden Legionen verzichten."
    Älius seufzte, denn das war schließlich auch ihm bekannt.
    „Mein Servius", bemerkte der Statthalter, „in Rom fragt man sich, ob ihr den Befehl mißverstanden habt. ,Unter allen Umständen stürmen!' Das ist, meine ich, eindeutig. Ich habe den Text selbst gelesen und dem Konsul weitergeleitet. Eure Karrieren stehen auf dem Spiel, wenn die Stadt nicht bald genommen wird."
    „Bei Pluto, versteht ihr denn immer noch nichts?" Der Tribun sprang auf. „Das alles wissen wir selbst. Aber es geht nicht. Es geht wirklich nicht! Die Legionen vermögen diese verfluchte Stadt nicht zu erobern, die Männer können es nicht... und wollen es wohl auch nicht mehr. Bedenkt doch die Lage! Jedes Jahr zieht das Heer in die eintönige Landschaft und wird in einem Krieg aufgerieben, wie ihn kein Römer je kennengelernt hat.
    Manius und ihr anderen, ihr wißt, daß ich nichts fürchte und an zahlreichen Schlachten teilgenommen habe. Doch so etwas habe ich noch nicht erlebt. Fragt die Veteranen: Die Fährtensucher finden keine Spur, aber urplötzlich sind hundert Arevaken da und hauen auf deine Leute ein, ehe du einen Befehl schreien kannst. Nachschubkonvois werden abgefangen, und die Männer hungern. Suchst du nach den Banditen - als ob der verdammte Lehm sie eingesogen hätte. Jetzt im Sommer kannst du in der flirrenden Hitze nur zwei, drei Pfeilschüsse weit

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