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Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Haupt der Welt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Jahren besiegt, wie Ihr sicher wisst, aber jetzt will er mich mit einem ihrer Fürsten verheiraten, um den Frieden zu untermauern. Ich … kann das nicht. Darum bitte ich Euch: Erlaubt mir, in den Osten zu Fürst Tugomir zu gehen. Sagt Athelstan, ich sei gestorben oder ins Kloster eingetreten oder was immer Ihr wollt. Nur erlaubt mir, mich dorthin zu flüchten, wo mein Bruder mich nicht erreichen und ich in Freiheit leben kann.« Sie straffte die Schultern und sah ihm in die Augen. »Und wo ich nicht befürchten muss, dass man mir meine Tochter wegnimmt.«
    Otto nickte. »Ich verstehe.« Er war nicht sonderlich überrascht, ahnte er doch schon lange, dass das kleine Mädchen, das sie ständig auf dem Arm trug, nicht das Kind ihrer Magd war, wie sie ihnen nach ihrer Rückkehr aus dem Thurgau hatte weismachen wollen. »Wenn das dein Wunsch ist, werde ich dich und Hatheburg sicher ins Havelland geleiten lassen. Nur der Zeitpunkt ist ungünstig. Wir wissen nicht, wo Tugomir steht, ob er sein Wort wirklich hält oder sich den Obodriten angeschlossen hat …«
    »Es ist bedauerlich, wie wenig Vertrauen Ihr zu Fürst Tugomir habt, mein König«, sagte eine kühle Stimme von der Tür. »Das hat er nicht verdient, denn er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um sein Wort zu halten.«
    Otto, Brun und Egvina wandten sich um.
    »Bischof Widukind!«, rief Brun aus und trat ihm strahlend entgegen. »Was führt Euch nach Magdeburg, Vetter?«
    »Gute Neuigkeiten«, antwortete der Bischof.
    »Oh, die kommen gerade recht.« Er führte Widukind zur hohen Tafel und fragte den König: »Soll ich den Rat wieder hereinholen?«
    »Gleich«, antwortete Otto. »Nehmt Platz, Cousin, und berichtet uns.«
    Widukind von Herford sank müde auf die Bank. Seine Schuhe und der Saum seines dunklen Gewandes waren staubig. Er nickte dankbar, als Brun einen Becher Wein vor ihn stellte, und bat: »Könnte irgendwer sich um meine Eskorte kümmern? Eure Männer weigern sich, sie in ihrem Wachhaus zu beköstigen, weil es Slawen sind.«
    Der König runzelte die Stirn. Brun ging seufzend zur Tür und gab den Wachen ein paar Anweisungen. Als er zurückkam, bat er: »Seid uns nicht gram, ehrwürdiger Bischof, dass wir an Fürst Tugomir gezweifelt haben. Aber sein Schweigen fing an, uns zu beunruhigen.«
    Widukind nickte. »Es war nicht leicht für ihn, sich zu behaupten. Viele Heveller begegnen ihm mit Argwohn, weil er mit einer sächsischen Frau und einem sächsischen Gott heimgekehrt ist. Auch einige der einflussreichsten Männer, Priester ihrer heidnischen Götter.« Und er berichtete alles, was sich seit Tugomirs Heimkehr auf der Brandenburg zugetragen hatte. »Jetzt reitet er selbst zu den Obodriten, um Fürst Ratibor seine Haltung zu erklären und ihn zu überzeugen, seine Truppen über die Elde zurückzuziehen«, schloss er.
    »Ist das klug?«, fragte Brun skeptisch. »Sind die Heveller und die Obodriten nicht seit jeher bittere Feinde? Was, wenn sie ihn gefangen nehmen oder töten?«
    Widukind hob kurz beide Hände. »Es war nicht Vorsicht oder Rücksichtnahme auf seine eigene Sicherheit, mit denen er sich den Respekt und die Gefolgschaft der Heveller erworben hat. Ich sage Euch, als er zu diesem Gottesurteil antrat, hatte ich die schlimmsten Befürchtungen. Sein Gegner war ein wahrer Goliath. Doch Tugomirs Glaube war fester als meiner, so beschämend es auch sein mag, das einzugestehen, und Gott warf auch diesen Goliath nieder wie einst den Krieger der Philister. Jetzt verehren die Heveller ihren Fürsten vorbehaltlos. Nicht nur, weil er in ihren Augen das Wohlwollen ihrer Götter besitzt, sondern weil er Mut und Überlegenheit im Kampf bewiesen hat. Seine Widersacher, die sich um einen der heidnischen Priester scharen, sind machtlos gegen solche Fürstentreue, aber niemand weiß, wie lange sie anhält. Die Verbitterung über Markgraf Gero und das Misstrauen sind groß.«
    Otto nickte. »Ich weiß. Aber ich habe Gero klargemacht, dass er seine Markgrafschaft verliert, wenn sich ein Vorfall wie das Blutbad von Meißen wiederholt.«
    »Worüber er nicht beglückt war …«, warf Widukind trocken ein.
    »Ich glaube nicht, dass mich das um den Schlaf bringen wird. Ein entmachteter, rachsüchtiger Gero wäre gefährlich, aber ein Bündnis der großen Slawenstämme, deren Kriegerscharen in Sachsen einfallen, wäre gefährlicher.«
    »Tugomir tut, was er vermag, um das zu verhindern. Mit Erfolg. Ich kann nicht sagen, wie seine Reise zur Mecklenburg ausgehen

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