Das Herz des Satyrs: Roman (Knaur TB) (German Edition)
schlafen. Und wenn ich es doch schaffe, kurz einzunicken, werde ich wieder von einem schrecklichen Verlangen geweckt, das doch nie ganz gestillt wird. Ständig müssen diese Speichellecker an mir saugen, in Schichten, über Stunden hinweg. Glaubst du denn, ich kann unter solchen Bedingungen meine Geschäfte führen? Ich kann nicht reisen, um Würdenträger in anderen Ländern zu besuchen. Ich kann nicht in den Kampf ziehen. Ich kann nicht einmal laufen, ohne dass eine Frau an meinen Lenden hängt!«
Ein unterdrücktes Kichern erklang in der Nähe. Kurzerhand wurde der Schuldige nach vorn geschleudert und in den Säuregraben geworfen, in dem er sich umgehend auflöste. Diesmal war es einer seiner Auguren gewesen, nicht eine der Laren, der Göttin sei Dank.
»Ich brauche diese verdammten Steine!«, tobte Pontifex. »Jetzt!«
»Ist das der Grund, warum du sie so dringend willst?«, fragte Silvia. »Weil du denkst, sie werden dich heilen?«
Sein Gesicht nahm einen listigen Ausdruck an. »Meine Gründe gehen deinesgleichen nichts an, Mädchen.« Dann stöhnte er auf, packte seinen Schwanz und drückte ihn, als wolle er damit einen unerträglichen Schmerz lindern.
Occia machte Anstalten, wieder vor seinem Schoß niederzuknien, doch er wies sie zurück. »Nein, ich bin deiner fruchtlosen Bemühungen müde. Rufe eine andere.«
Sie warf Silvia einen kurzen Blick zu, offensichtlich verlegen, in deren Anwesenheit so geschmäht zu werden. Trotzdem rief sie eine andere Frau, die eilends herbeikam und pflichtgemäß auf die Knie ging. Occia saß neben ihr, beobachtete sie und murmelte ihr Anweisungen zu, als sei sie die absolute Expertin und als könne niemand diese Aufgabe ohne ihren Rat bewältigen. Also wirklich, das war ja wohl keine Gehirnoperation. Andererseits, bei manchen Männern saß das Gehirn …
Ein wenig besänftigt, warf Pontifex Silvia einen lauernden Blick zu; dann streckte er die Finger aus und betrachtete träge seine Fingernägel. »War das Kind am Leben?«
Silvia erstarrte. »Was?«
»Michaelas Kind. Hat es überlebt?«
Er wusste es! Silvias Gedanken rasten, als sie sich fragte, wie viel seine Spione ihm erzählt hatten. Würde er in irgendeiner Form an Michaela Vergeltung üben? »Ich weiß nicht, was du …«
»Oh, verschone mich damit. Du bist ein kluges Mädchen. Du musst eine Vermutung bezüglich der Identität des Vaters haben.«
Ein plötzlicher Verdacht schoss ihr durch den Kopf, viel zu entsetzlich, um ihn glauben zu können. »Erwarte nicht von mir, zu glauben, dass es dein Kind war. Du hast selbst zugegeben, du kannst nicht …«
Pontifex starrte sie nur mit wissender Miene an, und sein Schweigen wurde mit jedem Augenblick beängstigender. »Ah ja, aber Michaela war begabt«, erklärte er schließlich.
»Was, zur Hölle, bedeutet das?« Sie trat einen Schritt vor, und die Wasser des Säuregrabens zischten drohend.
Pontifex schob die Frau zu seinen Füßen zur Seite, erhob sich und trat nahe an den anderen Rand des Säuregrabens, während er langsam mit der Hand seinen Schwanz rieb. »Ein Mal im Monat kommt sie hierher zu mir. Und ich gebe ihr das hier.« Damit sah er hinab auf seinen obszön aufgerichteten Schwanz, deutete mit der Hand darauf und fuhr fort: »Und ich zwinge sie, ihn kommen zu lassen.«
»Lügner!«, schrie Silvia. Ihre schriller Ausruf hallte in dem großen Gebäude wider, und jedes Lebewesen darin duckte sich aus Angst vor seiner Vergeltung.
Doch Pontifex warf nur einen Blick auf Occia. »Sag es ihr.«
Occia nickte, und ihr Gesicht war verzerrt vor unterdrückter Eifersucht. »Was er sagt, ist wahr.«
Silvias Gedanken rasten, als sie sich an die jüngste Vergangenheit erinnerte. Zeiten, zu denen Michaela auf geheimnisvolle Weise einen Nachmittag lang verschwand und bei ihrer Rückkehr nur fadenscheinige Erklärungen zu bieten hatte. Silvia hatte nicht nachgebohrt, in der Annahme, die Freundin habe ein heimliches Schäferstündchen mit einem Liebhaber genossen. Doch jetzt fragte sie sich, ob Michaela bei diesen Gelegenheiten nicht in Wirklichkeit bei Pontifex gewesen war. Die Möglichkeit, dass es so sein könnte, machte sie regelrecht krank. »Und wie lange hat diese angebliche Liaison gedauert?«
»Lange genug«, stichelte Pontifex grausam. »Vor ein paar Monaten habe ich Michaela nach Rom geschickt, um ihren Satyr während einer ihrer Vollmondorgien zu verführen. In jener Nacht empfing sie.«
Silvia schüttelte den Kopf, noch bevor er geendet hatte. »Ein
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