Das Hexenmal: Roman (German Edition)
der Mönch seine Verpflichtung ihm gegenüber zum gegebenen Zeitpunkt einlösen würde.
Sein erstes Gespräch mit Burghard hatte ihn auf eine Idee gebracht, für deren Durchführung er jedoch das Vertrauen
des jungen Mönchs brauchte. Obwohl Barnabas erst Mitte dreißig war, hatte er die besten Jahre seines Lebens bereits hinter sich, und das wusste er. Jüngere Magier kamen nach und liefen ihm den Rang ab, weil sie immer trickreicher wurden. Einer hatte sich die neusten Kenntnisse der Alchimisten angeeignet und machte die Leuten glauben, dass er Gold herstellen könne. Ein anderer hatte Chemikalien, die Wasser grün und rot färbten, wofür er von den einfachen Menschen bewundert wurde.
Barnabas wusste, dass man ihm großes Vertrauen entgegenbrachte, zumal sich die Nachricht vom Fund des Goldtalertopfes vor einiger Zeit wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreitet hatte. Aber er wusste auch, dass seine Zeit bald vorbei sein würde. Deshalb hatte er sich rar gemacht und kam nur alle zwei Jahre in die gleiche Gegend mit dem Ziel, dass die Leute ihn ungeduldig erwarteten. Ab und an setzte er selbst ein Gerücht in die Welt, damit man seinen Namen nicht vergaß und die Neugier der Menschen geweckt wurde. Doch nun, wenn er in Begleitung der Mönche käme, würde er schnell wieder mehr im Gespräch sein. Rasch würde sich herumsprechen, dass diese Mönche bei Hexenprozessen dabei gewesen waren. Dass sie ihm bei der Auffindung von bösen Frauen behilflich sein würden. Burghard war noch recht jung, aber er würde sicher bei den Älteren Anklang finden. Sein unschuldiger Gesichtsausdruck konnte Barnabas vielleicht sogar von Nutzen sein. Und Servatius … Seine Augen blickten kalt, durchdringend und gnadenlos. Genau das, was man brauchte, um den Menschen Macht vorzugaukeln und sie einzuschüchtern.
Der Magier wusste, dass die Kaufleute in die andere Richtung reisen wollten, und das war ihm ganz recht. Auf diese Weise hätte er die Mönche für sich und könnte sie ungestört so lenken, wie es ihm selbst am meisten nutzte.
Als er den zufriedenen und fast glücklichen Gesichtsausdruck
des Jüngeren sah, wusste er, dass dieser ihm folgen würde. Und der Ältere? Nun, den würde er schon davon überzeugen, mit ihm zu gehen.
Kapitel 16
Voller Zorn warf Bauer Bonner Johanns Zimmertür ins Schloss. Was erlaubte sich sein aufgeblasener Schwager, ihn so zurechtzuweisen? Ha, dieser ehrenwerte Pfarrer! Was wusste der schon? So weit käme es noch, dass sein Sohn dieses dahergelaufene Frauenzimmer heiraten würde! Ein Bonner geht niemals rückwärts, immer vorwärts, und eine Braut ohne Geld stand außer Frage. Bonner schaute grimmig drein. Wieder einmal musste er feststellen, dass sein Sohn so ganz anders war als er. Nichts an Johann erinnerte Casper an ihn selbst. Nicht nur, dass er das Aussehen der Mutter geerbt hatte, auch ihre ehemals sanftmütige, verständnisvolle und vor allem gefühlvolle Art hatte sie ihm mitgegeben. Bonner fand diese weibischen Züge unmännlich, verachtete seinen Sohn dafür und sah ihn als Schwächling an. Mit Genugtuung hatte er festgestellt, dass Annerose diese Eigenschaften im Laufe der Jahre verloren hatte, ihre Art war schroffer geworden, und sie hatte sich einen gleichgültigen Gesichtsausdruck angewöhnt. Was der Grund für die Veränderung war, blieb Bonner verborgen, aber im Grunde war es ihm egal. Sie führten eine gewöhnliche Ehe, in der er von ihr ab und an seine Eherechte einforderte. Doch wenn ihn zwischendurch die Geilheit übermannte, wusste er genügend Frauen, die ihn mit Vergnügen nach seinen besonderen Wünschen bedienten.
Zornig hieb der Großbauer mit der Faust auf das Treppengeländer. Hatte er nicht schon genug am Hals? Musste der Junge ihm jetzt auch noch Schwierigkeiten machen? Schließlich hatte
Bonner längst für Johann eine Braut nach seinem Geschmack ausgesucht. Zwar war die nicht so attraktiv wie die Magd, aber dafür mit einer ordentlichen Mitgift ausgestattet. So wie es sich für einen Großbauern gehörte. Bonner musste sich insgeheim eingestehen, dass ihm selbst Franziska als Bettgenossin gefallen würde. Der schlanke Körper, die ebenmäßige Haut, die wilde Haarmähne. Vor allem das vollständige Gebiss mit den weißen Zähnen. Der Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest, und sogleich verspürte er eine Regung im Lendenbereich. Na warte, Fräulein! Wenn sein Sohn erführe, dass der Vater das Luder zuerst bestiegen hätte, dann würde er sicher das Interesse
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