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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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offensichtlich, dass ich an mindestens zwei schändlichen Verbrechen beteiligt war, die Ihrem Bruder auf unaussprechliche Weise geschadet haben. Wie könnten Sie da mit mir essen wollen?"
    "Ich bin ein guter Zuhörer, Miss Smith. Vielleicht könnten Sie mich als Beichtvater gebrauchen."
    "Ganz sicher nicht. Und so wie ich das sehe, entspricht Jaydee mehr Ihrem Typ." Sie schürzte die Lippen.
    Nach einer Erklärung konnte er nicht fragen. Denn schon schlang sie sich die Handtasche mit all den Reißverschlüssen über die Schulter, drehte sich auf den überraschend eleganten Pumps um und eilte davon. Grußlos.
    Als Jameson vor dem Verwaltungsgebäude der Rowe-Akademie stand und beobachtete, wie Mattie Smith zu ihrem Auto ging, traf ihn die volle Wucht seiner Gefühle. Vielleicht würde er immer mit Schuldgefühlen seinem Bruder gegenüber zu kämpfen haben. Billy war ein schwieriger Mensch gewesen, der vielen das Leben schwer gemacht hatte, seine Familie eingeschlossen. Aber seine Strafe war vollkommen unverdient gewesen.
    Was Miss Smith anging, so konnte Jameson nicht leugnen, dass er sie zunehmend anziehender fand. Doch unter den gegebenen Umständen musste er das ignorieren. Eigentlich wollte er sie meiden. Als er seinen Bruder fand, hatte er sie und ihre Helferinnen tatsächlich gehasst. Jetzt wusste er nicht, wie er fühlte oder fühlen sollte.
    Sie war verdammt clever, er hatte Cleverness schon immer bewundert. Außerdem gefiel ihm ihre unnachgiebige Art. Sie schien eine ebenbürtige Gegnerin zu sein, und das faszinierte ihn mehr als alles andere. Ob sie fähig wäre, kaltblütig zu töten und eine ausgefeilte Verschwörung zu inszenieren? Jameson wusste es nicht. Sein Bauch schien Nein zu sagen, aber sein Verstand war sich nicht sicher. Er würde sich in der Mitte zerreißen müssen, um diese Frage zu beantworten. Mattie Smith war ein einziges Rätsel, und das brachte sein Blut in Wallung.
    Sie konnte auch einen Fehler machen.
    Als sie in ihr Auto stieg und wegfuhr, öffnete er seine Faust und sah dort ein schwarzes Objekt, das einem Schal ähnelte. Vermutlich hatte es seitlich in ihrer Tasche gesteckt. Auf jeden Fall hatte das Stück Stoff sich nach der Kollision in seinem Ärmel verfangen. Jameson hatte es in der Hand versteckt, als er gemerkt hatte, dass es kein Schal war. Das Design hatte er sofort erkannt. Vorn dick und platt wie ein Kummerbund, mit sich nach hinten verengenden Schnüren. Vielleicht faszinierte sie ihn deshalb. Wie viele Bundesrichterinnen nahmen auf einem Kurztrip eine Augenbinde mit? Das herauszufinden wäre vielleicht interessant …
    Noch nie war Mattie so dankbar für einen Verkehrsstau gewesen. Autos steckten fest, so weit sie den Highway 131 hinuntersehen konnte. Die morgendliche Rushhour war längst vorbei, also steckten vielleicht Straßenbauarbeiten oder ein Unfall dahinter. Mattie hoffte, dass es nichts Ernstes war, aber je länger es dauerte, desto besser.
    Sie konnte sowieso nicht fahren. Nichts funktionierte. Ihr Mietwagen verweigerte sich jeder Logik. Mattie war gezwungen gewesen, sich ein Auto zu mieten, nachdem ihr Wagen am Morgen nicht angesprungen war. Eine Panne brauchte sie nicht auch noch auf ihrer langen Problemliste. Also musste sie sich mit diesem zufriedengeben. Nur befand sich leider der Schalter für das Licht dort, wo sonst die für die Scheibenwischer waren. Außerdem konnte Mattie weder die Knöpfe für die Lüftung noch die fürs Radio finden. Und trotz der Wegbeschreibung, die sie auf einem Klebezettel notiert hatte, war sie falsch abgebogen und auf einen Umweg über die gesamte Halbinsel und mitten durch den Ort geraten.
    In Marin County war Mattie aufgewachsen und hatte den größten Teil ihres Lebens dort verbracht – obwohl der Wohnwagen ihrer Mutter weit entfernt von den typischen schicken Anwesen des Countys gewesen war, genau wie die Sozialwohnung ihrer Tante. Sausalito, wo Mattie jetzt wohnte, lag Tiburon gegenüber, genau auf der anderen Seite der Richardson Bay. Obwohl es keine große Entfernung darstellte, war Mattie seit Jahren nicht mehr auf der Halbinsel gewesen. Die Umgebung war ihr genauso fremd wie der Leihwagen.
    Es überraschte sie, wie sehr sogar das zeitlose Tiburon sich verändert hatte. Ein Mobilfunkshop hatte den Eisladen ersetzt, in dem sie vor vielen Jahren mit ihren Freundinnen die Nachmittage verbracht hatte. Und was war das für eine futuristisch anmutende Shoppingmall auf dem Hügel? Tiburon war das malerischste

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