Das Isaac-Quartett
bedingungslosen Einsatz für ihre Sache. Die anderen Kandidaten, sechs knurrende Männer, gingen sich gegenseitig an die Kehle. Die Demokraten wandten sich Sam zu. Sie belohnten ihn für fünfzig Jahre Arbeit. Er hatte Milchkisten für Parteibosse geschleppt, die Kaminfeuer in den Clubzimmern der Demokraten angefacht, im Rathaus auf den Knien geschlafen. Allerdings zog er im falschen Jahr ins Gracie Mansion ein. »Hizzoner« hielt eine Leiche in den Armen. Die City starb Sammy Dunne unter den Fingern weg. Sie kämpfte gegen die drohende Pleite des städtischen Haushalts und eine dramatische Zunahme der Arbeitslosenzahlen.
»Hizzoner« lehnte es ab, in seinem eigenen Wagen in die Stadt zu fahren. Er hatte Angst, die Leute würden ihn ausbuhen. Also schickte Isaac eine Limousine, um ihn im Gracie Mansion aufzugabeln. Jennifer schaute zu, wie der First Dep in seine Synagogenkleidung stieg. Ihre Zuneigung für Isaac den Penner war größer. Sie gab ihm einen Abschiedskuss und ließ ihn mit seinen Manschetten allein. Die Limousine für Isaac wartete vor dem Hotel. Bürgermeister Sam verbarg sich auf dem Rücksitz. Er stellte Isaacs Hotelwahl nicht infrage. Den gut aussehenden John Rathgar, den Police Commissioner, scheuchte er herum, aber in Itzig Isaac hatte er absolutes Vertrauen.
Der Wagen brachte sie nach Hollis, Queens. Sam und Isaac mussten sich mit einer Schul voller Rentner, Pensionäre und deren rauen auseinandersetzen, die sich Sorgen um ihre sinkenden Einkünfte machten, über die Verbrechensrate in den Sozialsiedlungen über den Wert eines Bürgermeisters, der seinen Amtssitz nie verließ. Sie waren für Rebecca aus den Rockaways. Sie ließen Isaac und Sam aus Langeweile, Wut und Enttäuschung gewähren. Der Bürgermeister hatte nichts zu sagen. Die Zunge rollte ihm im Maul herum, als er Isaac auf dem Podium etwas zuflüsterte. »Himmelherrgott, rette uns endlich.« Isaac sah, in welch großem Dilemma sie steckten. Ein irischer Bürgermeister und ein vom Glauben Abgefallener in einem Haus voller Juden. Isaac hatte noch nie in einer Synagoge gebetet. Aber Sam und er mussten die kleinen Käppis auf dem Kopf tragen. Isaac machte den guten Bullen für Bürgermeister Sam, aber jede neue Frage ging ihm mehr an die Nieren. Er hatte Mitleid mit diesen alten Männern und Frauen. Vor den Wahlen wurden sie gehätschelt und danach wieder vergessen. Aber so waren die Gesetze der Politik. Funktionäre leiteten die City, Männer und Frauen in Grau, die nicht mal wussten, dass es in Hollis eine Synagoge gab und denen das vollkommen egal war. Rebecca kreischte irgendwas von mehr Seniorenclubs, aber ob sie nun ins Amt kam oder nicht, es machten doch genau dieselben Funktionäre weiter. Trotzdem musste Isaac sich auf belanglose Lügen verlegen. Er schmiedete große Pläne für Bürgermeister Sam Dunne: mehr Cops, die alte Frauen zur Bank begleiteten, Streifen, um jugendliche Nachwuchsdiebe abzuschrecken, Sergeants, die Vorträge über bessere Einbruchsicherungen halten konnten. Der Wurm biss ihn gewaltig. Er hatte wenig Verständnis für Isaacs Gewäsch.
Dann wurde das Publikum umgänglicher. Sie hatten keine Ahnung davon, dass Isaac vom Glauben abgefallen war. Die Synagogengemeinde dachte, sie würden von Jude zu Jude reden. Eine alte Frau erwähnte ihren Nobelpreisträger. Was hielt Isaac von Moses Herzog und Saul Bellow? Zu dem Hahnrei Moses fiel Isaac nur so viel ein, dass er gern Bauch zu Bauch Unzucht trieb, von Angesicht zu Angesicht. Gedanken an Jennifer Pears schlichen sich ein. Er hegte den plötzlichen Wunsch, jeden Zentimeter von ihr zu nehmen, diese Sanftheit abzuschütteln, die der Wurm ihm aufgedrängt hatte, und sie aufzufressen wie ein durchgeknallter Chinamann. Der Ehrenwerte, der kein Buch lesen konnte, stupste Isaac an. »Wir haben sie. Erzähl ihnen von Herzogs Bello.«
Isaac laberte irgendwas über Herzog und das moderne Judentum, danach durften Sam und er gehen. Der Wurm bohrte sich geradezu grausam fest in Isaac hinein. Er musste sich anstrengen, sich nicht in der Limousine hin- und herzuwerfen. Aber Sam war glücklich. »Du hast sie rumgekriegt«, sagte er, »mit Herzogs Bello hast du sie rumgekriegt.«
Etwas bohrte in Isaacs Schädel. »Euer Ehren, Sie kennen doch bestimmt jede irische Gesellschaft in New York … Gibt es irgendwo ein Mitglied namens Dermott Bride? Ein reicher Mann, ein Mann, der hier und da Spenden verteilt?«
Sam hörte nicht zu. Er sang immer wieder »Herzogs Bello, Herzogs
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