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Das Jahr der Kraniche - Roman

Das Jahr der Kraniche - Roman

Titel: Das Jahr der Kraniche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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nicht. Ich dachte nur… na ja, Laura… Es ist schließlich ihr erstes Kind. Irgendwie hab ich so ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, so weit weg zu sein. Ich meine, langsam läuft es ja nun endlich gut. Aber trotzdem, sie war so elend beieinander in den letzten Wochen. Ich… Irgendwie hätte ich ein schlechtes Gefühl dabei, sie jetzt allein zu lassen.«
    »Natürlich fahren wir nicht. Ich mag sie doch auch nicht allein lassen. Wir können sie doch nicht Jans Fürsorge und vor allem nicht seinen jämmerlichen Kochkünsten aussetzen.«
    Seit Laura aus dem Krankenhaus entlassen war und sie die Übelkeit endlich überwunden hatte, hatte sich Elke als eine zuverlässige Lieferantin von selbst gebackenem Brot, Obst, Gemüse, Salat und literweise frischen Säften unentbehrlich gemacht. Laura war zwar anfangs verlegen gewesen, weil sie es nicht zulassen wollte, dass sich jemand so um sie kümmerte, aber dann hatte sie aufgegeben und brav alles gegessen, was von Elkes Garten auf ihren Tisch kam.
    Und wirklich sah es so aus, als wäre endlich alles in Ordnung. Laura bekam ihre natürliche Gesichtsfarbe zurück und nahm auch endlich zu. Und, vor allem: Sie fand ihren Optimismus wieder. Sie freute sich darauf, das Kinderzimmer einzurichten und mit Elke Streifzüge durch die Kinderboutiquen zu machen, um alles, was das Baby benötigte, endlich einzukaufen.
    »Meinst du, dass es dem Baby geschadet hat, dass Laura in den ersten Wochen so… neben sich war? Ich meine… Ich hab gelesen, dass die Kinder im Mutterleib alles mitbekommen, was um sie herum so vor sich geht. Es wäre doch schrecklich, wenn da irgendwas zurückbleiben würde.«
    Marius beruhigte sie. Er hatte noch nie etwas davon gehört, dass ein Kind seine Mutter ablehnte, bloß weil es ihr in den ersten Wochen der Schwangerschaft nicht gut gegangen war.
    »Und Laura? Meinst du, sie wird es dem Kind jemals verzeihen, dass es ihr seinetwegen so schlecht ging?«
    »Laura wird in dem Moment, wenn das Kind auf der Welt ist, alles vergessen haben. Du musst dir keine Sorgen machen.«
    Es gefiel ihm, wie sehr sich Elke um Laura kümmerte. Es freute ihn, dass sie sich solche Sorgen um die Freundin machte. Ihre nächtlichen Spaziergänge und Bootsfahrten hatten inzwischen ganz aufgehört. Er hatte den Eindruck, dass es Elke so gut ging wie seit Jahren nicht.
    Suse Hansen hatte sich gut in Marius ’ Praxis eingearbeitet. Er dankte Gott jeden Tag, dass er ihm diese fleißige, patente Frau in die Praxis geschickt hatte, die auch noch eine immerwährende gute Laune zu haben schien.
    »Ich freue mich, dass es Ihnen wieder besser geht, Frau Plathe.«
    Laura war erstaunt, in Marius ’ Praxis ein neues Gesicht zu sehen. Als sie das letzte Mal hier gewesen war, hatte noch Heike Baum die Patienten in Empfang genommen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du eine neue Sprechstundenhilfe hast.«
    »Frau Hansen hat mir der Himmel geschickt. Ohne sie müsste ich den Laden zur Zeit allein stemmen.«
    Er hatte also eine neue Sprechstundenhilfe gesucht? Wieso hatte er dann nicht sie genommen? Natürlich, jetzt war sie schwanger, aber anscheinend hatte er schon länger einen Ersatz für Heike Baum gesucht. Hatte er ihr die Arbeit hier nicht zugetraut? Zweifelte er an ihrer Qualifikation? Aber wieso hatte er nicht mit ihr geredet? Sie hätte ihm doch ihre Zeugnisse vorgelegt, aus denen er hätte sehen können, was sie für eine hervorragende Krankenschwester gewesen war.
    »Wahrscheinlich bist du jetzt echt erleichtert, dass du dich nicht für mich entschieden hast?«
    Sein Staunen konnte nicht gespielt sein. Dazu war es viel zu schnell und zu spontan auf seinem Gesicht erschienen.
    »Ich versteh dich nicht.«
    »Ich hatte Elke doch gebeten, dich zu fragen, ob du jemanden weißt, der eine Sprechstundenhilfe sucht, nachdem sie im Krankenhaus gerade keine freie Stelle hatten. Ich hätte gern wieder angefangen zu arbeiten. Aber jetzt ist es ja egal.«
    Es war nicht egal. Elke hatte ihm nicht gesagt, dass Laura eine Stelle suchte. Er hätte sie doch sofort eingestellt.
    »Ich vermute, sie hat einfach vergessen, mir das zu erzählen.«
    »Das hat sie wohl, ja.«
    Marius ’ Blick war nachdenklich. Als würde er sich Vorwürfe machen, weil er sie nicht eingestellt hatte.
    »Mach dir keine Vorwürfe. Es hat einfach nicht sollen sein. Und wie wir jetzt sehen, ja auch zu Recht. Ich wäre ja schon in den ersten Wochen dauernd ausgefallen.«
    Oder auch nicht. Vielleicht wären Lauras Übelkeitsattacken

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