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Das Jesus Video

Das Jesus Video

Titel: Das Jesus Video Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Parkplatz. Von irgendwo kamen Schreie, aber sie drehten sich nicht um, rannten nur. Ihre Füße flogen über Steine, Geröll, vertrocknetes Gras, wirbelten eine Staubspur auf, die verriet, um was es hier ging.
    Stephen war als erster bei den Autos. Judith sah die Klinge blitzen, als er damit in die Reifen des Pickups stieß. Er rannte zu dem Chevy hinüber, als sie den Fiat erreichte. Die Tür war verschlossen. Hatte er überhaupt die Autoschlüssel dabei? Sie rüttelte am Griff. Welcher normale Mensch steckte schon die Autoschlüssel ein, wenn er einen Kaffee kochen ging?
    Auch der Chevy sackte mit einem pfeifenden Geräusch an einer Seite ab.
    Und da waren die Männer. Oben am Hang, kamen zwischen den Zelten herabgestürmt. Schossen. In die Luft, aber sie schössen. Sie sah Stephen heranstürmen. Er warf das Messer weg, holte einen Schlüsselbund aus der Tasche, tatsächlich! Jetzt mußten sie es nur noch schaffen, ehe die drei Männer heran waren. Stephen kam keuchend neben sie, traf das Türschloß auf Anhieb, der Riegel sprang hoch. Sie riß die Tür auf, warf sich hinein, entriegelte die Fahrertür, bis er den Wagen umrundet hatte, öffnete sie schon und stieß sie auf. Er ließ sich auf den Fahrersitz fallen, verfehlte das Zündschloß, verlor den Schlüsselbund, und die Männer kamen immer näher.
    »Stephen!«schrie Judith auf, obwohl sie sich so fest vorgenommen hatte, genau das nicht zu tun. Aber der eine hob seine Uzi, und sie schrien alle drei.
    »Ja, ja.«Stephen hatte den Schlüssel wieder gefunden, fand auch das Zündschloß, drehte. Der Motor sprang an. Er gab Gas. Der kleine Wagen schoß vorwärts, auf die staubige Piste zu, die vom Lager wegführte. Die Männer änderten die Richtung, in die sie rannten, versuchten ihnen den Weg abzuschneiden, aber sie kamen zu spät.

24
PER FAX
    Susan, anbei das Schreiben, das Mr George Miller vom Melbourne Chronicle «mir vor einer halben Stunde überreicht hat. In einem Satz besagt es, daß die Verhandlungen gescheitert und ein dreiviertel Jahr Arbeit für den A*** sind. Bitte leiten Sie es an John weiter.
    Gruß, Don WIE KONNTE DAS passieren?«
    Die wütend hinausgeschleuderten Worte schienen noch eine ganze Weile in der Luft nachzuschwingen. Kaun stand vornübergebeugt, die geballten Fäuste auf die Tischplatte gestemmt, und starrte in Ryans Augen, als wolle er ihn mit Blicken durchbohren. Ryan stand da wie immer, steinerne Ausdruckslosigkeit ins Gesicht gemeißelt. Falls ihn der Ausbruch Kauns in irgendeiner Weise gefühlsmäßig berührte, war ihm das jedenfalls nicht anzumerken.»Stephen Foxx und Judith Menez sind durch das Dorf gefahren«, erklärte er nüchtern.»Wir haben die Leute dort befragt. Man hat um die fragliche Uhrzeit einen blauen Fiat die Hauptstraße entlangrasen sehen. Meine Leute brauchten etwa fünf Minuten, um den zerstochenen Reifen des Chevrolet zu wechseln. Das hat den beiden den Vorsprung verschafft.«»Fünf Minuten Vorsprung? Das hat gereicht?«»Auf der anderen Seite des Dorfes verzweigt sich die Stra-ße in ein Labyrinth weiterer Siedlungen und Straßen. Tausend Möglichkeiten, sich zu verstecken.«
    Kaun sah den Mann mit dem hellschimmernden Bürstenhaarschnitt an, ohne etwas zu sagen, aber jedermann sah, daß währenddessen sein Innendruck unaufhaltsam anstieg. Er sah sich noch einmal um, aber da war nichts, das als Ventil hätte füngieren können, und so explodierte er.»Verdammt! Ryan — wieso?! Was weiß dieser gottverdammte Collegeboy? Was hat er uns vorenthalten? Was?!«
    Ryan schien aus Stahl zu sein. Eisenhardt beobachtete den Mann in der khakifarbenen Pseudouniform und fühlte sich an Mister Spock erinnert, den gefühllosen Vulkanier aus der Fernsehserie Enterprise.
    »Das werden wir ihn schon fragen müssen«, meinte er nur.
    »Okay«, keuchte Kaun schließlich. Er stemmte die Hände in die Seiten, drehte sich ziellos hin und her. Sein Gesicht hatte eine ungesund aschfahle Farbe angenommen.»Haben Sie ihre Sachen schon durchsucht?«
    »Ist in Arbeit.«
    »Vielleicht findet sich das Papier ja darunter. Oder sonst irgendein Hinweis… Was ist Ihre Theorie, Ryan?«
    Ryan ließ sich mit der Antwort Zeit.»Ich vermute, Foxx und das Mädchen haben zufällig mitbekommen, wie die Wachposten alarmiert wurden. Anscheinend hielten sie sich zu dem Zeitpunkt gerade im Küchenzelt auf, dessen hinterer Bereich bei hellem Sonnenschein von draußen praktisch nicht einzusehen ist. Während sie umgekehrt alles sahen, was hier draußen

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