Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
um den König sich während der folgenden Wochen auffällig vernünftig, beinah zahm. Unter den Lords wurde verwundert darüber gemunkelt und spekuliert. Und John Holland wirkte bis zum Ende des Parlamentes ungefähr so entspannt wie die Sehne eines Langbogens, stellte Robin schadenfroh fest.
Die Commons waren wie immer schwieriger zu berechnen als die Lords. Doch Lancaster wusste und zog seinen Vorteil daraus, dass ihr Unwillen sich dieses Mal vornehmlich gegen die Verschwendungssucht und die Günstlingswirtschaft des Königs richtete. Er selber blieb vollkommen ungeschoren. Endlich schien auch den Commons zu dämmern, dass in Wahrheit er und die diplomatischen Missionen unter seiner Führung es gewesen waren, die über die letzten Jahre verhindert hatten, dass Frankreich und Schottland sie zwischen sich zerquetschten. Die Schwäche der Ritter und Kaufleute, vornehmlich der Londoner, für Henry machte die Dinge einfacher. Sie waren geneigt, einzusehen, welche Vorteile es für England und Aquitanien hätte, wenn die kastilische Krone in sicheren Händen wäre. Also bewilligten sie Lancaster die Mittel für seinen Spanienfeldzug. Es war außerordentlich hilfreich, dass der König von Portugal angeboten hatte, Schiffe zu entsenden, um Lancasters Truppen auf die Iberische Halbinsel zu bringen. Es dämpfte die Kosten.
„Und werdet Ihr mitkommen, Robin?“, erkundigte sich Lancaster, während sie abends im kleinen Kreise diesen langersehnten Sieg feierten.
„Wenn es Euer Wunsch ist, Mylord.“
„Natürlich ist es mein Wunsch. Wenn Ihr sicher seid, dass Ihr die Seereise übersteht und die lange Trennung von Eurer geheimnisvollen Dichterin.“
Es war ein stillschweigendes Abkommen, dass Lancaster vorgab, nicht zu wissen, wer die Dame sei, die Robin Gedichte schickte.
Robin zuckte die Achseln. „Ob ich mich hier nach ihr verzehre oder unter der brennenden spanischen Sonne, wo ist schon der Unterschied?“
„Ihr solltet endlich wieder heiraten, Robin.“
„Das würde nichts ändern.“
Als bevorzugte Gäste des Königs waren Lord und Lady Waringham natürlich im Palast von Westminster untergebracht. Robin, den es in letzter Zeit immer häufiger nach Ruhe verlangte, war im Gästehaus der Abtei abgestiegen. Sie fanden trotzdem einen Weg. Sie fanden immer einen.
Dieses Mal trafen sie sich in einem leerstehenden Haus in der Thames Street, das Robin von einem befreundeten Kaufmann bis zum Jahresende gemietet hatte.
Er hatte Feuer gemacht und Wein erhitzt, als sie eilig durch die Tür trat. Er machte zwei Schritte auf sie zu, und sie umarmten sich, streiften sich gegenseitig die Kleider ab und liebten sich auf einem hastig ausgebreiteten Mantel vor dem Kamin, ehe sie auch nur ein Wort gesprochen hatten. Sie hatten sich fast ein halbes Jahr nicht gesehen. Die körperliche Sehnsucht, die sich während der langen Trennungen aufstaute, hatte über die Jahre eine rituelle Bedeutung angenommen, ein selbstauferlegtes Zölibat, das ihre heimlichen Treffen beinah heiligte. Und diesen Hunger stillten sie immer zuerst, ehe sie da anknüpften, wo ihr reger Briefwechsel, den Agnes ermöglichte, abgebrochen war.
Das Feuer war die einzige Lichtquelle im Raum, und es malte unruhige Schatten auf ihre Gesichter. Sie lagen immer noch auf Robins Mantel.
Blanche hatte das Kinn auf die Faust gestützt und strich mit der anderen Hand über seine Brust. „Du wirst also mit ihm nach Kastilien gehen.“
Robin antwortete nicht sofort. Er richtete sich auf, lehnte sich an die Kaminbank und trank einen Schluck. Dann zog er sie näher. „Ja, ich schätze schon.“
„Wie lange?“
„Ich weiß es nicht. Das ist unmöglich vorherzusehen.“
Sie lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich darf nicht daran denken. Noch nicht einmal Briefe …“
„Du könntest mitkommen.“
„Oh, sehr komisch.“
„Es ist mir ernst, Blanche.“
„Sei nicht albern. Lancaster würde niemals seine Mission gefährden, indem er Richards Unterkämmerer so brüskiert.“
Robin zog die Brauen hoch. „Kämmerer?“
„Seit gestern, ja.“
„Glückwunsch, Mortimer, alter Knabe“, knurrte er. „Aber Lancaster fürchtet weder Richard noch dessen Unterkämmerer. Er wäre vermutlich nicht begeistert über neue Komplikationen, aber er würde es uns nicht abschlagen.“
„Trotzdem, Robin …“
„Das wahre Problem, Lady Blanche, ist doch, dass du dich nicht dazu entschließen kannst.“
Sie regte sich unruhig. „Vielleicht werde ich das bald tun
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