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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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erklärte Raymond ohne Vorwurf.
    Es war einen Augenblick still.
    „Nicht meine Idee, Junge, glaub mir“, murmelte die junge Stimme unbehaglich. „Was ist mit deinem alten Herrn? Er rührt sich nicht.“
    „Ich weiß nicht. Er hat schon seit vielen, vielen Stunden nicht mehr geantwortet.“
    Robin hörte raschelnde Schritte näherkommen und schloss die Augen. Er verließ sich ganz auf sein Gehör. Und als er spürte, dass der Soldat bei ihm war und sich über ihn beugte, fuhr er herum und hob die Hand mit der Fackel. Es ging zu schnell, dem Soldaten blieb keine Zeit zu reagieren. Er riss den Kopf instinktiv beiseite, aber Robin traf ihn genau am Kinn, der einzigen Stelle, wo sein Helm keinen Schutz bot. Der Wachsoldat taumelte seitwärts und fiel zu Boden. Robin sprang auf, ignorierte seinen Schwindel und riss ihm den Helm vom Kopf. „Dreh dich zur Wand, Raymond“, befahl er leise.
    Er zog dem Soldaten eins über den Schädel, und der Mann blieb reglos liegen. Einer Panik nahe hob Robin seine Waffe wieder, aber er schlug nicht noch einmal zu. Das war nicht nötig. Der Mann war entweder bewusstlos oder tot.
    Robin ging zur Tür, zog den Schlüssel aus dem Schloss und lehnte sie von innen an. Er bewegte sich schnell und sicher. Der Soldat war groß und blond. Es hätte kaum besser kommen können. Robin nahm ihm Stiefel und Kettenhemd ab und zog sie an. Sie waren zu eng, aber es ging. Dann nahm er seine Waffen und stülpte sich seinen Helm über den Kopf.
    „Komm, Raymond.“
    Raymond saß im Stroh, er hatte sich folgsam zur Wand gedreht. Robin hob ihn auf, warf ihn sich über die Schulter und trat mit dem Schwert in der Rechten durch die Tür. Weder in dem kleinen Wachraum noch auf dem Gang war jemand zu sehen. Gut, dachte Robin, nur weiter so. Er verschenkte kostbare Zeit, um die Tür zu verschließen. Er wollte vermeiden, dass der Soldat, falls er zu sich kam, Alarm schlug.
    Raymond wimmerte leise. „Lass mich runter, lass mich runter.“
    „Sei still, Bengel. Beiß die Zähne zusammen. Es ist nicht weit.“
    So schnell wie möglich, aber doch unendlich vorsichtig schlich Robin den niedrigen, nur spärlich beleuchteten Gang entlang. Er konnte nur beten, dass die Richtung stimmte. Er schwitzte. Seine Knie zitterten. Und Raymond erschien ihm heute Morgen um viele Pfunde schwerer als noch in der Nacht. Robin hörte Stimmen, die ihm entgegenkamen, und glitt links in den Schatten eines Pfeilers.
    „Still, Raymond, kein Laut.“
    Raymond hielt die Luft an und machte sicherheitshalber die Augen zu. Zwei Wachen kamen auf sie zu.
    „… legen es darauf an, dass er und der Junge tot sind, bevor das nächste Parlament sich versammelt, vor dem sie Anklage erheben könnten.“
    „Ist doch sowieso alles erlogen.“
    „Da wär ich nicht so sicher. Es gibt Geständnisse.“
    „Ja, ja. Was heißt das schon.“
    „Nein, keine erzwungenen. Ernsthafte.“
    „Und von wem? Der Erste war der Vater von Waringhams Flittchen, die anderen haben sie gekauft. Warum sonst sollten sie alle noch der Wache angehören?“
    „Hm, zugegeben, trotzdem denke ich …“
    Die Stimmen entfernten sich. Robin und Raymond stießen einen zu lang angehaltenen Atem aus, und Robin musste sich zwingen, den sicheren Schatten aufzugeben. Langsamer als zuvor ging er auf die Treppe zu. Er war jetzt sicher, dass er den richtigen Weg gewählt hatte, denn er sah vor sich eine Lichtquelle, die nicht von Fackeln kam. Sommerliches Tageslicht, das von weit oben seinen Weg die enge Treppe hinunter gefunden hatte. Und als der Gang sich verbreiterte, wusste er, wo er sich befand. Die Treppe zur Halle und der lebenden Welt lag links von ihm. Aber Robin wandte sich nach rechts, zu einer kleinen, hölzernen Tür. Sie war unverschlossen.
    Er betrat den unterirdischen Gang und zog die Tür eilig hinter sich zu. Wieder umgab sie völlige Finsternis.
    „Vater …“, wimmerte Raymond schwach.
    Robin nahm ihn von seiner Schulter und setzte ihn ab. Beinah fiel er neben ihm zu Boden. Er spürte sein Herz in der Kehle rasen, und er war vollkommen erschöpft.
    „Vater?“
    „Sch. Du musst ganz leise sein. Wir haben es fast geschafft, Raymond. Lass uns einen Augenblick ausruhen.“
    Er wartete, bis er wieder ruhiger atmen konnte. Dann stand er auf und nahm Raymonds Hand. „Kannst du laufen?“
    „Ich weiß nicht … nein.“
    Robin hob ihn auf und trug ihn dieses Mal vor sich. Jetzt brauchte er nicht mehr zu laufen. Er konzentrierte sich darauf, lange, gleichmäßige

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